Nach L’Impero Del Sole und Continente Perduto komplettiert Alhambra mit L’Ultimo Paradiso Angelo Francesco Lavagninos inoffizielle Reisetrilogie. Diesmal entführt der italienische Komponist seine Hörer mit verlockenden Südseeklängen nach Polynesien. Anders als bei Continente Perduto konnte Lavagnino hier die Filmcrew aus Termingründen jedoch nicht begleiten und liess sich statt dessen von Schallplatten sowie mitgebrachten Aufnahmen der Film-Toningenieure inspirieren, worauf er die Musik innert lediglich 11 Tagen fertigstellte. Wie präzise er trotzdem den Charakter dieser Folklore zu treffen vermochte, lässt sich an der Tatsache erkennen, dass sein Soundtrack in Polynesien als authentische Volksmusik in den Plattenläden verkauft wurde.
L’Ultimo Paradiso setzt sich aus Dokumentar- und Spielfilmszenen zusammen und besteht aus drei Episoden. Die erste Episode befasst sich mit Perlentauchern, und Lavagnino mischt polynesische Chöre ‒die bereits im lebensfrohen Main Title für viel Südsee-Feeling sorgen ‒mit friedvollen Naturbeschreibungen und Unterwasserklängen; letztere sind meist sehr gut ausgeführt und erinnern insbesondere den sich hervorhebenden Harfen wegen gelegentlich an Friedhofers im gleichen Jahr entstandenen Boy On A Dolphin, oder aber stellen beim dumpfen und beengenden Pearl Diving die Geduld des Hörers ein wenig auf die Probe.
Die zweite Episode widmet sich einerseits mit romantischen und melancholischen Themen der Liebe eines jungen Paares und wiederum der Natur, anderseits Gebräuchen und ausgelassener Festmusik rund um den 14. Juli. Es wird mit Jazz und Marschmusik aufgewartet, das Hauptthema mischt sich entsprechend bearbeitet unter das fröhliche Treiben und «La Marseillaise» erhält ein paar neckische Arrangements für Gitarre und Akkordeon sowie für Posaune. Ausserdem enthält dieses Segment mit einem erstmals in Sunrise in Papeete auftauchenden, von Lavagnino selbst gepfiffenen, unbekümmerten und schlitzohrigen Thema jenes Element, das diesen Score seinerzeit so populär machte.
Die dritte Episode beschreibt sowohl orchestral als auch choral malerisch das paradiesische Leben auf Bora Bora sowie mit rituellen Trommeln und traumhaften Liebesthemen eine Hochzeitszeremonie, bevor uns das von hingebungsvollem Chorgesang umrahmte Hauptthema ein glorioses Finale beschert.
Unter den Bonustracks mit längeren Versionen von Pearl Diving und Finale ist Jumping From The Tower hervorzuheben. Hierbei handelt es sich um experimentelle Musik, die von Lavagnino nicht zu Papier gebracht worden war, sondern improvisiert aufgenommen wurde; der Komponist gab den Musikern wenn nötig lediglich ein paar Anweisungen, wie was zu spielen sei.
Mit dieser CD wird L’Ultimo Paradiso erstmals komplett und in Stereo vorgelegt, lediglich drei Tracks, die auf dem Mastertape aus Lavagninos Privatarchiv entweder fehlten oder beschädigt waren, wurden einer Mono-LP entnommen, was aber keinen grossen hörbaren Unterschied macht. Im Booklet findet man einen Auszug aus einem Lavagnino-Interview und Erinnerungen von Alessandro Panuccio; des weitern teilt Stefan Schlegel sein Wissen über Musik und Film. Das ergibt ein Gesamtpaket, mit dem Alhambra nicht nur bei eingefleischten Lavagnino-Fans wiederum ein Volltreffer geglückt sein dürfte.
L’ULTIMO PARADISO Angelo Francesco Lavagnino Alhambra A 9002 76:14 Min. / 26 Tracks Limitiert auf 500 Stk.