The Ladykillers / The Film Music of Georges Auric

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

flegten Komödien wegen unvergesslich, während ihrer Blütezeit in den 40er- und 50erJahren waren sie in vielen Genres zu Hause und dabei immer auf Qualität bedacht. Davon legt auch THE LADYKILLERS – MUSIC FROM THOSE GLORIOUS EALING FILMS Zeugnis ab, Suiten und Themen von zwölf Filmen sind hier versammelt. Für mich ist dies der beste Silva-Screen-Sampler seit langer Zeit. Mit THE LADYKILLERS gab der relativ unbekannte Tristram Cary seinen Einstand ins Filmgeschäft, und er hat für die vorliegende Aufnahme eine rund viertelstündige Suite aus seinem Score erstellt. Wie im Film MRS. WILBERTCORE, demontiert auch Cary die zu Beginn skrupellosen, als Musikanten getarnten Verbrecher, gibt sie der Lächerlichkeit Preis, und lässt sie schliesslich sich pathetisch gegenseitig meucheln.

Die an sich bedrohliche Grundstimmung der Musik wird immer wieder unterwandert, sei es durch das nostalgische, spieldosenartige «The Last Rose of Summer», das die alte Lady charakterisiert, oder durch die eingeschobenen Menuette von Boccherini und Haydn, die die Bande zu üben vorgibt. Die Musik weicht ab und zu etwas vom Original ab, das gilt insbesondere für das Finale, das hier zum ersten Mal so erklingt, wie es von Cary konzipiert war.

Vom Kampf um eine unrentable Bahnlinie erzählt THE TITFIELD THUNDERBOLT, das gibt Georges Auric Gelegenheit, gehörig Dampf abzulassen, während in «Whisky Galore» die Musik von Ernest Irving keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, aus welcher Region das Getränk im Titel stammt. Dramatischer klingts bei Alan Rawsthorne mit seiner für einen Kriegsfilm aussergewöhnlich nachdenklichen Musik zu THE CRUEL SEA und ekstatischen Karnevalsklängen zu einem Kostümfilm mit dem makaberen Titel SARABAND FOR DEAD LOVERS. Für packende Hörerlebnisse sorgen auch Gerard Schurmann mit dem Fliegerdrama THE MAN IN THE SKY und John Ireland, der nur einen einzigen Film vertonte, das Aussie-Drama THE OVERLANDERS. Es spielt die Royal Ballet Sinfonia unter Kenneth Alwyn, und das Booklet gefällt durch seine liebevolle Aufmachung mit der originalen LADYKILLERS-Grafik. Wer das Aussergewöhnliche schätzt, sollte hier zugreifen.

Das gilt auch für THE FILM MUSIC OF GEORGES AURIC vom Label Chandos. Auric, der in den 20er-Jahren als Mitglied der rebellischen Gruppierung «Les Six», der auch Honegger und Milhaud angehörten, das französische Musikleben aufmischte, war sowohl für den Konzertsaal als auch international für das Kino tätig. Vorliegender Sampler verschafft einen Überblick auf sein Wirken in England. Wie bei LADYKILLERS wechseln sich Dramen und Komödien ab, und THE TITFIELD THUNDERBOLT, PASSPORT TO PIMLICO und THE LAVENDER HILL MOB sind auf beiden Silberlingen vertreten, letzterer bei Chandos jedoch ausgedehnter. Und dafür ist man dankbar, denn es handelt sich um äusserst kurzweilige, zu Beginn und am Ende feierliche Musik, die der Geschichte eines kleinen Bankangestellten (Alec Guinness), dessen Traum vom grossen Reichtum von kurzer Dauer ist, den passenden Rahmen gibt.

Unbeschwert zeigt sich das Orchester bei PASSPORT TO PIMLICO, wo ein Stadtteil von London plötzlich seine Unabhängigkeit erklärt und sich verbarrikadiert. Unterhaltsam ist auch Alec Guinness als FATHER BROWN, und man hört, mit wie viel Spass Georges Auric die profanen und sakralen Abenteuer des Amateur-Detektivs in der schwarzen Soultane verfolgt. Markerschütternde Momente bietet die Musik zum gelungenen Horror-Episodenfilm DEAD OF NIGHT, während der Grusel in THE INNOCENTS mit seinem vom Sopran getragenen «Main Title» wesentlich subtiler ist. Ganz anders die Tanznummern zur Toulouse-Lautrec-Bio MOULIN ROUGE von John Huston; der Walzer wurde später als «Song from Moulin Rouge» zum Hit und dürfte Aurics bekannteste Melodie sein. IT ALWAYS RAINS ON SUNDAY erzählt von einem flüchtigen Sträfling, der bei seiner ehemaligen Geliebten untertaucht; Aurics energiegeladene Musik spielt auf der Klaviatur der menschliche Emotionen und macht auf den selten gezeigten Film neugierig.

Die CD demonstriert die Vielseitigkeit Aurics, dessen Kompositionen von der BBC Philharmonic unter Rumon Gamba sehr wirkungsvoll interpretiert werden. Optisch ansprechend liefert das Booklet, wie immer bei Chandos dreisprachig, einige Informationen zu Komponist und Filmen. Unbedingt empfehlenswert.

Andi  |  2000

THE LADYKILLERS- MUSIC FROM THOSE GLORIOUS EALING FILMS
Various
Silva Screen
60:49 | 18 Tracks

 

 

 

THE FILM MUSIC OF GEROGES AURIC
Georges Auric
Chandos
52:50 | 28 Tracks