THE DOGS OF WAR
Geoffrey Burgon, La-La Land Records
Geoffrey Burgon dürfte den meisten Filmmusikfans mit Robin Hood (jenem mit Patrick Bergin und huch, Uma Thurman als holde Maid Marian) in Erinnerung sein und natürlich mit seiner Musik zu Monty Pythons Life of Brian. La-Land Records veröffentlichte anfangs dieses Jahres überraschend The Dogs of War des 2010 verstorbenen Engländers, ein Actionfilm mit Christopher Walken und Tom Berenger als Invasoren und Söldner eines Kriegs in einem fiktiven, afrikanischen Land, basierend auf Frederick Forsyths Roman. Burgons Musik ist vollständig sinfonisch, dominiert von Spannungsmusik mit kurzen Motiven und hie und da Platz für dramatischere, themenbezogene Cues wie „Seeking Jessie“, „Considering Plans“. Prominent und dramatisch setzt Burgon die Streicher ein, während aus dem Blech oft nur die Hörner zu hören sind. The Dogs of War ist ein bleierner, ernsthafter Score, abgerundet von „Epitaph on an Army of Mercenaries“ mit der Stimme von Gillian McPherson. Kurz vor dieser Scoreveröffentlichung ist übrigens bei Twilight eine blu-ray des wenig bekannten Films mit einer isolierten Musikspur erschienen, hier ist vielleicht ein Vergleich mit der CD möglich, denn grosse Teile der Musik fanden im Film keine Verwendung.
3.5, Phil
FAR FROM THE MADDING CROWD
Craig Armstrong, Sony Classical
Das Filmmusik-Album zum Liebesdrama Far From the Madding Crowd (2015) wurde innert kürzester Zeit nach seiner Veröffentlichung als eine der bis dato schönsten Filmmusiken von 2015 gehandelt. Schön anzuhören ist die CD tatsächlich. Die Filmmusik von Craig Armstrong ist an Lieblichkeit und Wohlklang kaum zu überbieten, womit das Album ein perfekt entspannendes Easy-Listening präsentiert. Gestört wird diese Harmonie von den eingesprenkelten acht Traditional-Songs, die zusammen 16 Minuten Spielzeit einnehmen, und deren gebündelte Platzierung am Anfang oder Ende des Albums wohl stimmiger gewesen wäre. Das Ernüchternde an Armstrongs Musik ist, dass sie ohne merklich zu absorbieren oder zu bezirzen einfach an einem „vorbeiweht“. Es fehlen Musikmomente, die sich im Gedächtnis einbrennen. Armstrongs Kompositionen werden von romantischen, melancholischen, fliessenden Streichern und Holzbläsern dominiert. Das Ergebnis bewegt sich zwischen James Newton Howards The Village (2004) und Kompositionen von Ralph Vaughan Williams – das sind klangschöne Top-Referenzen, jedoch klingt jede Minute irgendwie zu vertraut und damit letztlich zu anonym, als dass sich Far From the Madding Crowd von ähnlichen Arbeiten abzuheben vermag.
3, Basil
THE JOURNEY INSIDE
David Shire, Intrada Special Collection
Für den IMAX Film The Journey Inside komponierte David Shire einen aufregenden Orchesterscore, reich an wuchtigen Orchestrationen und Themen. Das Genre, IMAX, hat einige erstaunliche Scores hervorgebracht, nicht zuletzt der visuellen Kraft und damit einiges an Inspiration für die Komponisten wegen, berühmte Namen wie Bill Conti, John Barry, Danny Elfman, Basil Poledouris, Philip Glass u.a., aber auch ausgemachte Spezialisten wie Alan Williams komponierten speziell für das IMAX Kino. Für The Journey Inside, hinter dem Intel stand um den Pentium Prozessor zu vermarkten, wollten die Macher einen grossen, mitreissenden Orchesterscore mit Themen und das lieferte Shire mit viel Verve.
Wenn seine Musik mit 38 Minuten auch gefährlich nah an der Schmerzgrenze für eine Einzel-CD-Veröffentlichung ist, so ist sie musikalisch doch eine gehaltvolle Sache, kurzweilig und zuweilen wirklich mitreissend, gut gemacht und voller Schwung.
4, Phil
LA BATTAGLIA DI ALGERI
Ennio Morricone, Quartet Records
La Battaglia di Algeri behandelt ein schwieriges Kapitel in der französischen und algerischen Geschichte, das hier in dokumentarischem Stil erzählt wird. Ein noch junger Ennio Morricone stiess auf einen Regisseur, der ziemlich genau Vorstellungenvon der Musik hatte und, wohl ein Horror für so manchen Musiker, Morricone auch ein Thema vorgab, das ihm zum Film eingefallen sei. So wird Pontecorvo im Booklet zitiert: „Eine der grössten Enttäuschungen in meinem Leben ist, dass ich nicht Komponist geworden bin“ und „ich schliesse mich mit der Moviola ein, schaue den Film immer wieder und beginne Themen zu pfeifen, die ich verwenden möchte“. Pontecorvo wird deshalb bei La Battaglia di Algeri als Komponist von „Tema di Ali“ genannt. Morricones Musik ist gedämpft, enthält teilweise atonale (die Liner Notes sprechen von semitonal) als auch repetitive, für Morricone typische Passagen, der Marsch „Algeri: 1 Novembre 1954“ – und das ausdrucksstarke „Rue de Tebes“ nicht zu vergessen.
Die auf 500 Stück limitierte Quartet Records CD entspricht dem 2005 bei GDM erschienenen Album und ist also um 19 Minuten länger als die 1967 veröffentlichte LP.
4, Phil
JAWS: THE REVENGE
Michael Small, Intrada Special Collection
Okay, es ging schon mit Jaws 3D abwärts, aber was denkt sich ein Studio dabei ein verpfuschtes Drehbuch wie Jaws: The Revenge (Untertitel „This time it’s personal“) zu verfilmen? Da muss der Gedanke „Die Zitrone bis zum letzten Tropfen auspressen“ stärker gedrängt haben als der Verstand es war. Wir werden mit der brillanten Idee unterhalten, der böse Weisse würde die Familie (es sind nur noch Mum und ein Sohnemann übrig) von Amity Island in die Karibik verfolgen – da beisst sich nicht nur der Filmfan auf die Zunge oder?
Wie dem auch sei, der Streifen wurde gedreht, die Elemente Wasser und Elektronik-Haie zollten ihren Tribut bei den Dreharbeiten, denen mehrere Tage Nachdreh folgten, mit Michael Caine wurde ein Topstar geangelt (pardon the pun) – ein weiterer der Filme, die, wie er in seinem Buch schrieb, seine Villa bezahlte. Michael Small, dem Komponisten hinter The Parallax View, Marathon Man und Klute, nach Alan Parker und John Williams der dritte Komponist für die Serie, die so fulminant begonnen hatte. Smalls Jaws: The Revenge ist eine spassige Angelegenheit und bringt einiges an Hörspass. Nebst Williams berühmtem Motiv für den Hai, das Small verwendete, ist es das gefühlvolle Thema für Heroine Ellen Brody das er auch in Spannungspassagen verwendet. Smalls Musik wurde schlussendlich recht übel mitgespielt: Ganze Tracks wurden aus dem fertigen Film gestrichen, andere dort plaziert wo sie nie vorgesehen waren.
Eine Scoreveröffentlichung war geplant, aber der Film floppte böse und erst 2000 erschien eine composer promo mit knapp 28 Minuten. Die Intrada Scheibe nun präsentiert den gesamten Score plus 3 Extras mit einer Gesamtzweit von 51:13 Minuten und 34 Tracks.
3.5, Phil
20.6.2015