kurz und knapp 2

NIGHTCRAWLER 
James Newton Howard, Lakeshore
Für den Film von Dan Gilroy (Real Steel) komponierte James Newton Howard einen oft düsteren, recht schweren, fast durchgängig elektronischen Score, der phasenweise an seine Werke aus den 90er Jahren wie Falling Down erinnert, wenn auch mehr auf der atmosphärischen Seite. Wer mit dieser Art Howard zurecht kommt, dürfte an Nightcrawler durchaus Gefallen finden, wer die sinfonische Seite des fantastischen Maleficent bevorzugt, sollte vor dem Kauf aber besser rein hören. Die CD kam bei Lakeshore Records als 1000er Auflage heraus und ist nach wie vor erhältlich obwohl Screenarchives (wo die Scheibe ausverkauft ist) sie als limitierte Edition beschreibt.
4, phb

1864 
Marco Beltrami, Moviescore Media
Die Musik zum mehrteiligen dänischen TV-Projekt 1864 über den Preussisch-Dänischen Krieg und das Schicksal zweier Brüder, die die blutigste Schlacht in der Geschichte des kleinen Königreichs erleben, beginnt bewegend und melodisch ohne dabei pathetisch zu klingen oder Klischees zu bedienen, die man im Zusammenhang mit Kriegsdramen öfters zu hören kriegt. Bald aber lässt der anfangs gewonnene, positive Eindruck stark nach und das Ganze verläuft sich ein bisschen im Klaviergeplänkel und fast unendlich langen Streichernoten. Kurzm: Gut begonnen, bald zerronnen. Eingespielt vom Danish Radio Symphony Orchestra.
Mit Ole Bornedal hat Marco Beltrami bereits an I am Dina und Vikaren gearbeitet, es ist also nicht sein erster Ausflug nach Nordeuropa. 
3, phb

NORTHMEN – A VIKING SAGA 
Marcus Trumpp, Milan Records (Warner Music) 
Mit Northmen – A Viking Saga (2014) legt der Schweizer Regisseur Claudio Fäh einen markigen, rasanten Abenteuerfilm vor. Die Musik hierfür komponierte der deutsche Komponist Marcus Trumpp, der bereits eine beachtliche Karriere als Co-Komponist u.a. für Marco Beltrami und John Ottman vorzuweisen hat. Für Northmen schrieb Trumpp eine zwar routinierte, jedoch kurzweilige Tour-de-Force für volles Sinfonieorchester. Die CD eröffnet mit dem Song Warriors of the North von der schwedischen Melodic-Death-Metal-Band Amon Amarth. Dieser 8-minütige Song ist nichts für Zartbesaitete und wohl nur für Fans dieses Musikgenres geniessbar. Glücklicherweise – und damit zähle ich mich zum Nicht-Metal-Camp – hat dieser Song mit der Musik von Trumpp wenig zu tun. Danach folgt ein Prologue mit gesprochenem Monolog in Wikinger-passender Bassstimme. Trumpp liefert für die Wikinger-Truppe ein heroisches Thema, das im dritten Stück präsentiert wird und sich anschliessend wie ein roter Faden durch die ganze Filmmusik hindurchzieht – mal als kraftvolle Hymne, mal mysteriös, mal melancholisch ausgestaltet. Das Thema weiss zu gefallen und dürfte den Zimmer-Power-Anthem-Fans gefallen, wobei hier ein schönes Wechselspiel zwischen Blech und Streichern geschaffen wurde. Dieses Hauptthema dominiert das Geschehen, doch liefert Trumpp noch weitere wiederkehrende Themen und Motive – ein Liebesthema und eine Art Mystery-Thema –, womit die Komposition abwechslungsreich ausgefallen ist. Damit ist Northmen kein Überflieger an Originalität geworden und weisst Reminiszenzen zu bisherigen Abenteuermusiken aus den Zimmer-Studios auf, jedoch ist Marcus Trumpp eine unterhaltsame, kraftvolle und thematische Filmmusik gelungen, die gut zum Film passt und auch als Hörerlebnis abseits der Bilder bestehen kann. 
Der abschliessende Song, „Monster’s Blood“ – Gunnar’s Song, ist weniger schön anzuhören als dass er amüsiert, wird doch nochmals eine richtige Wikinger-Gore-Stimmung geschaffen. 
3.5, bb

THE LAST STARFIGHTER 
Craig Safan, Intrada
Schon 20 Jahre ist es her seit Intrada Craig Safans Musik zu diesem Science Fiction Abenteuer in verlängerter Form (48 Minuten) herausbrachte, zuvor musste man sich mit der australischen Southern Cross Scheibe begnügen. Für Nick Castles spassigen Film, in dem Computereffekte erstmals in grossem Rahmen eingesetzt wurden (alles was im All rumschwirrt), wird ein talentierter Computerspiele-Teenie von einem Ausserirdischen angeheuert um gegen die böse Ko-Dan Armada zu kämpfen, schrieb Safan (Remo Williams) einen seiner feinsten Scores. Safan bedient den Film mit markigen Stücken und Märschen, die man von einem SF Abenteuer mit Raumschiffen, Laserwaffen und fiesen E.T.s erwartet, aus einer Zeit in der thematisch pompöse Musiken das A und O für Science Fiction Filme waren! 
Diese neue Intrada Auflage bietet 14 Minuten mehr The Last Starfighter Musik, präsentiert wie sie im Film verwendet wurde und in toller Tonqualität, eine hörtechnisch wirklich famose Sache!
4.5, phb

PENGUINS OF MADAGASCAR
Lorne Balfe, Sony Music
Mit Penguins of Madagascar (2014) liefert das DreamWorks Animation-Studio ein Spin-Off der beliebten Madagascar-Serie. Für die Musik zeichnet Lorne Balfe verantwortlich, der mit Hans Zimmer bereits an den Madagascar-Scores gearbeitet hat. Im Animationsstreifen machen sich die Madagascar-Pinguine in geheimer Mission auf, um einen durchgedrehten Bösewicht daran zu hindern, die Erde zu zerstören. Damit liefert Penguins of Madagascar Animationsspass von der Stange – unterhaltsam, aber nicht mehr. Gemäss dem Plot schuf Lorne Balfe eine Musik zwischen Madagascar– und Bond-Sounds, mit viel Perkussion, schmetterndem Blech und schnellen Streichern. Dabei ist ihm ein wirklich tolles Hauptthema für die Pinguin-Truppe gelungen, das bereits im ersten Track als eine Art Big-Band-Suite präsentiert wird und sich während den Folgeminuten und in fast jedem Track in verschiedenen Variationen immer wieder die Ehre gibt. Dieses Thema macht viel Spass und ist nach dem Hören des gut 50-minütigen Albums kaum mehr aus dem Kopf zu kriegen. Dazu gesellen sich, wie zu erwarten war, viele Comedy- und Mickeymousing-Stücke, die den Score sehr lebhaft machen. Unter dem Strich ist Lorne Balfe mit Penguins of Madagascar eine kurzweilige und witzige Filmmusik gelungen. Der Song zum Schluss, He is Dave, ist eine nette Dreingabe, die als weitere Bond-Persiflage angesehen werden kann. 
Auf der 2. CD befinden sich fünf Christmas-Songs, die zum Hörerlebnis jedoch nichts substanziell Wichtiges beitragen und mit dem Score keine wirklichen Gemeinsamkeiten teilen. Diese 2. CD hätte man sich sparen können, doch drückt diese Erweiterung nicht auf den CD-Kaufpreis, ist schnell ausgespart und daher „harmlos“. 
3.5, bb

SAHARA
Ennio Morricone, Quartet Records
Viele Umwege auf Tonträger hat Sahara hinter sich. In Europa war die Musik einst so wie von Morricone vorgesehen erhältlich, Varese Sarabande nahm sich später die „künstlerische Freiheit“ und brachte ein völlig anderes und erst noch verkürztes Programm heraus. Der Himmel weiss wieso. Nach einer GDM Club Ausgabe nahm sich nun Quartet dem Score abermals raus und präsentiert auf CD 1 Filmscore und auf CD 2 die Auskopplung von Morricone, wie sie in den USA nie erschienen ist. 
Morricones Musik zu diesem gigantischen Flop (zunächst von John Guillermin inszeniert, der nach Querelen mit Produzent Globus den Bettel kurz nach Drehbeginn aber hinschmiess – seine Aufnahmen verblieben im Film –, übernahm danach Regieveteran Andrew V. McLaglen die Leitung) mit Brooke Schields ist eine teilweise wundervoll altmodische, manchmal schwelgerische Komposition, angereichert mit einigen ethnischen Einflüssen und Märschen. Die 70 Minuten (abzüglich der Bonustracks) geben ein herrlich abwechslungsreiches und unterhaltsames musikalisches Bild wieder; eine Musik, die definitiv besser ist als der Film für den sie geschrieben wurde.
4, phb

31.1.2015