Journey to the Center of the Earth

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

Davon habe ich schon im FMJ No. 7 geschwärmt. Nun kann dieser Herrmann in voller Länge genossen werden, wobei die Fox-Classic Serie von Varèse ein Riesenlob verdient. «Weiter so!», kann ich da nur schrei(b)en.

Die Orchestrierung, die Klangfarben, die hier Herrmann geschaffen hat, sind wohl einzigartig. Zitat: «Ich entschied mich – um die Stimmungen und Gefühle der Reisenden ins Innere der Erde zu erzeugen – nur Instrumente der tiefen Register einzusetzen, keine Streicher. Nur Holzblasinstrumente, Blechbläser, ein reichhaltiges Schlagwerk und viele Harfen. Dazu eine grosse Kirchenorgel sowie vier kleinere, elektronische Orgeln.» Diesen Worten Herrmanns kann ich noch die listige Frage zufügen: Und in welchem Soundtrack wurde wohl schon je ein Serpent eingesetzt? Bereits das «Prelude» versetzt den Hörer in eine andere Welt, lässt uns in der Phantasie an das geheimnisumwitterte, versunkene Atlantis denken. Die Färbung bleibt dunkel und spannend bis Pat Boone das bekannte schottische Burns-Gedicht «My Love is Like a Red, Red Rose» vorträgt, das auch im Film zu hören ist.

Schrill verkünden die Trompeten in «The Mountain/The Crater». Der Einstiegsort ist gefunden – das Abenteuer kann beginnen. «In The Count And Groom» wird einem wieder kurz bewusst, dass Herrmann Hitchs› Hauskomponist war (Phrasen aus THE MAN WHO KNEW TOO MUCH vermeine ich zu hören). Perlende Harfen in «Sunrise/Rope» assozieren die Schönheiten der verborgenen Grotten, denen die Abenteurer begegnen. Die Bösewichte im Film versuchen unsere Abenteurer mittels falscher – in Stein gehauener – Pfeile in die Irre zu führen: Die Blechbläser brillieren, wobei die Holzbläser mit sattem Klang diese unterstützen – brillant.

Der stimmige Song «The Faithful Heart», interpretiert vom mitspielenden Pat Boone fand im Film schlussendlich keine Verwendung. In «Giant Chameleon/The Fight» ertönt nun das selten gespielte Serpent (schlangenförmiges Blasinstrument), das David Raksin einmal so umschrieb haben soll: «…klingt wie ein Esel mit emotionalen Problemen…» (Der Mann am Serpent: Don Cristlieb). Wie könnte man ein schleimig-kriechendes Echsentier besser musikalisch darstellen als mit dieser Musik? Mit der Eruption des Vulkans werden die Abenteurer aus dem Erdinnern ins Meer geschleudert, dies auch der letzte offizielle Track, den die Schlussnummer «Finale» fand im Film keine Verwendung, ist aber hier – eine kurze Nummer – mit Verwendung des Prologue-Themas zu hören.

Fazit: Schlicht ein Meisterwerk. Gehört für mich unbedingt ins Gepäck für die «einsame Insel».

Andreas Schweizer  |  1998

JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH
Bernard Herrmann
Varèse Sarabande
61:30 | 20 Tracks