Jack the Giant Killer

Eine durchaus spannende Doppel-CD hat Intrada mit Jack the Giant Killer in ihrem limitierten Special Collection Programm herausgebracht. Ein Score zu einem Fantasyabenteuer, das hierzulande kaum bekannt ist und das von zwei Komponisten betreut wurde. Paul Sawtell, gebürtiger Pole, und Bert Shefter, gebürtiger Russe, teilten sich die Aufgabe. Von wem genau allerdings welches Stück stammt, bleibt mehr oder weniger im Dunkeln. Im Booklet wird immerhin eröffnet, dass Sawtell ein sehr begabter Melodiker gewesen sei, während Shefter als meisterhafter Orchestrator bezeichnet wird. So darf wohl mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, dass Sawtell für die Hauptthemen des Scores verantwortlich zeichnet, während Shefter mehr für Spannung und Action zuständig war. Die etwas unterschiedlichen Stile sind durchaus auch heraushörbar, vor allen Dingen in solchen Tracks wie dem romantischen The Sea Voyage und The Lady Constance, die wie auch das Hauptthema wohl Sawtell zuzuordnen sind, auf der anderen Seite dann die Aktionspassagen, von denen es einige gibt und die stilistisch auch anders klingen.

Da die einzelnen Tracks im Film fast durchgehend zu hören sind (81 Minuten Musik in 94 Minuten Flm), haben die Macher in den meisten Fällen diese ansonsten recht kurzen Stücke zu längeren Suiten von manchmal 6, 10 und sogar 18 Minuten zusammengefasst. Eine Massnahme, die dem Hörvergnügen durchaus entgegenkommt.

Jack the Giant Killer, eine Art 7th Voyage Nachahmer, beginnt mit einem flotten Marsch in bester Golden Age Manier und mit durchaus nostalgischen Ansätzen à la Korngold, Rosza & Cos Mantel- und Degen beziehungsweise Ritterfilmen. Hier hören wir das heroische Hauptthema für Jack (den Gigantenkiller, nicht den gigantischen Killer…), auf das die Komponisten immer wieder zurückgreifen und das dem Score Schwung und Schmackes gibt. Ein romantisches Motiv ist für Lady Constance und Jack geschrieben, zu hören oft in Verbindung mit Jacks Thema, während ein fünfnotiges Gefahrenmotiv, das mit Oberböswicht Pendragon assoziert werden kann, in diversen kürzeren und längeren Versionen immer wieder auftaucht (prominent zB. in The Wind Witch).

Die Actionmomente mit den Riesenungetümern in Harryhausen-Tradition (allerdings lassen die Bookletbilder eher ein wohl nicht ganz gewolltes Überzeichnen der Monströsitäten erahnen) sind mal mehr, mal weniger in mickey mousing Technik gehalten, auffällig zum Beispiel mit dem zu Beginn des Albums zu hörenden, “blechernen” Zwei-Noten-Glissando Motiv für Cormoran oder die Cluster für die anderen Bösewichte.
Wenn Sawtell und Shefter motivisches in den spannenden Passagen ausdehnen, erhält der Score zweitweilen ein ernsthafteres als ein fantastischeres Timbre.

Insgesamt ist Jack the Giant Killer eine wirklich unterhaltsame, wenn auch nicht bahnbrechende Golden Age Sache. Spassig, “fantastisch”, abwechslungsreich, mit ein paar hübschen Themen (von deren Einflüssen es durchaus mehr hätten sein können) und den ein oder anderen musikalischen Anleihen an Kollegen. Hinsichtlich der Chorpassagen, die als overdubs aufgenommen wurden, gab es unterschiedliche Ansichten unter den Sammlern und es scheint noch nicht ganz geklärt, ob die Intrada Doppel-CD nun einige dieser Passagen ausgelassen hat und wenn ja, welche? Dazu müsste man sich wohl den Film zu Gemüte führen. Lustigerweise wurde dieser, nachdem er nur kurze Zeit in den Kinos lief und ein veritabler Flop wurde, 1976 neu aufgegleist – als Musical!!! Davon bitte keine CD.

Phil, 31.5.2010

 

JACK THE GIANT KILLER

Paul Sawtell, Bert Shefter

Intrada Special Collection Volume 128 

CD 1: 44:06/16 Tracks
CD 2: 37:38/5 Tracks

Limitiert auf 1000 Stk.