It’s a Wonderful Life/A Christmas Carol/Miracle on 34th Street

Review aus The Film Music Journal No. 4, 1995

Die Produzenten dieser CD sind zu beglückwünschen. Das Ziel, das sie sich gesetzt haben: Unbekanntes oder bis anhin noch nie veröffentlichtes Filmmusik-Material dem Liebhaber und Sammler zugänglich zu machen. Mühen wurden nicht gescheut, anhand vorhandener Entwürfe die Werke neu zu rekonstruieren und einzuspielen. So wurde 1989 die erste CD (Vol. 1) der Sundance Film Music Series veröffentlicht. Ob bis heute weitere CDs folgten, ist mir nicht bekannt.

Dimitri Tiomkins Musik zu IT’S A WONDERFUL LIFE (1946) wurde seit 1946 auf keinem Tonträger veröffentlicht. Der Film selbst – für mich einer der schönsten (Weihnachts-)Filme überhaupt – war die sechste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Frank Capra und dem Russen Tiomkin (geboren 1899 in St. Petersburg), der ab 1929 in den USA zu vielen bekannten Filmen seine Musik lieferte. Ins Hauptthema («Main Title/Heaven/Ski Run») liess Tiomkin die Melodie «Adeste Fideles» einfliessen, von flimmernden Engelschören (Ambrosian Singers) zart und fein gesungen. Dann setzt das Glockenspiel mit «Gounod’s Ave Maria» ein. Trotz dieser bekannten Melodien und Themen, wirkt das Ganze nicht billig kopiert, sondern lässt die Handschrift des Russen trotz allem durchscheinen. Einige auf dieser CD eingespielten Sequenzen fanden im Film keine Veröffentlichung.

Der Londoner Richard Addinsell ist hauptsächlich durch sein «Warsaw Concerto» (einsätziges Klavierkonzert) aus dem Film DANGEORUS MOONLIGHT bekannt geworden. Seine Musik auf dieser CD stammt aus A CHRISTMAS CAROL, eine der vielen Verfilmungen der gleichnamigen Weihnachtserzählung von Charles Dickens. Im Titelstück dominiert der Chor mit der Weihnachtsmelodie «Hark the Herald Angels Sing». Verhalten die Streicher in «Toy Shop», dazu ein Glockenspiel erklingend. Die Musik aus diesem Film (1951) wurde anhand Addinsells handschriftlicher Partitur komplettiert, da das gedruckte Werk – so erläutert das Textheft – 1960 zerstört wurde. In «Crachit and Tiny Tim» erklingt die Weise «Stille Nacht, Heilige Nacht» von der Flöte vorgetragen, die Musik wandelt sich aber zunehmend zu düsteren Klängen, denn der Geizhals Scrooge – so die Kurzfassung des Films – muss zuerst noch zum guten Menschenfreund gewandelt werden. Das Finale endet erneut mit Zitaten von Stille Nacht. Chor und Orchester setzt Addinsell ein, wobei er dem Horn eine schöne Stimme beschert hat.

MIRACLE ON 34TH STREET (1947), mit der Musik des englischen Komponisten Cyril Mockridge, beginnt hier mit einer kurzen Einspielung der 20th Century Fox Fanfare, deren Urheber Alfred Newman ist. In der Fanfare – wie auch in der eingangs der CD eingespielten Sundance Fanfare (von David Newman) – dominieren eindeutig die kraftvollen Blechbläser, von denen das Royal Philharmonic Orchestra genügend gute besitzt. Immer wieder erklingt in diesem Score «Jingle Bells», von Mockridge sorgfältig in seine Musik aufgenommen: Die Solo-Violine trägt die Melodie in «The House/Book Montageleicht» variiert vor, Flöten und Trompeten übernehmen später. In «Newspaper/Susan’s Letter» ist die Melodie im gesamten Orchester zu vernehmen.

Gerade zu Weihnachten hin eine passende CD. Drei klassische Scores und ein spielfreudiges Orchester. Das in englisch abgefasste Textheft liefert nützliche Hinweise zur Entstehung der eingespielten Werke, aber auch zu den einzelnen Tracks.

Andreas Schweizer  |  1995

IT’S A WONDERFUL LIFE/A CHRISTMAS CAROL/MIRACLE ON 34TH STREET
Dimitri Tiomkin, Richard Addinsell, Cyril Mockridge
Telarc 88801
64:32 | 16 Tracks