Otto Premingers In Harm’s Way war für Goldsmith damals einer seiner grössten Filme in seiner Filmographie. Damals wurde von Goldsmiths Musik ein Album veröffentlicht, das ein wenig unter der Sequenzierung leidet, so mischen sich Big Band Swing, Jazzmusik und Hawaii-Klischee mit dramatischer Filmmusik.
Die einst in Japan veröffentlichte CD übernahm den Inhalt der LP ohne an der Tonqualität gross zu schrauben. Für die Nr. 100 in ihrer Special Collection Reihe nun brachte Intrada In Harm’s Way vor kurzem erneut heraus – und beliess es bei der altbekannten LP-Sequenzierung. Im Booklet wird das als „with maximum listening pleasure in mind“ beschrieben, was man als pure Übertreibung umschreiben kann.
Weitaus interessanter wäre eine filmchronologische Abfolge und eine Aufteilung von Score und „source music“ gewesen – obschon diese hier auch eine im Film dramaturgische Funktion hat. Leider verpassten es die Macher auch, einen Hinweis auf eine alternative Abspielfolge im Booklet abzudrucken (wie das FSM ab und zu macht). Damit auch gleich zum nächsten Negativpunkt: Das Booklet mit Liner Notes von Douglass Fake ist 8-seitig, aber neben 4 Seiten Track-by-Track bleiben nur 2 für Infos zum Film und der Arbeit Goldsmiths am Film übrig. Etwas lieblos. Wer In Harm’s Way in irgend einer Form schon hat, wird bei dieser CD aber wohl eh passen.
Die CD beginnt mit dem Love Theme from In Harm’s Way (dessen erste Takte Erinnerungen an Gifts from the Sea aus Papillon wecken), das die Beziehung zwischen Lt. Mac McConnel (Tom Tyron) und Bev (Paula Prentiss) untermalt. Interessanterweise werden wir ein hier nur kurz angespieltes Motiv vernehmen, etwa in der Mitte des Stückes von Hörnern und Holzbläsern intoniert, das schliesslich als Hauptthema dienen wird (Battle Theme from In Harm’s Way), einerseits für den Charakter von Captain Rockwell „The Rock“ Torrey, gespielt von John Wayne, andererseits als Basis für das kommende Actionmaterial.
So ist dann der Track The Rock auch ein deftiges Stück für das ganze Orchester und ein Highlight der CD zusammen mit Attack und One-Way Ticket. Die Intensität dieser Stücke erinnert an die famosen Flugsequenzen aus The Blue Max mit fleissigen Streichern und vorantreibenden Rhythmusfiguren des hämmernden Klaviers und der Perkussion, unterstützt von staccati der Holz- und Blechbläser. Dramatisch wird es in Positive Identification, einem kurzen, aber emotional starken Stück, leise und mysteriös beginnend und in einem kräftigen Statement endend.
Goldsmiths Score endet mit dem famosen und ebenfalls sehr dramatischen First Victory, dem Schlusstitelstück basierend auf seinem Rock-Motiv. In Harm’s Way, so verrät das Booklet, war einer der ersten Filme, die keine eigentliche Titelsequenz hatten und wo die Credits erst zum Schluss zu sehen waren (heute ja usus bei fast allen US-Filmen). Goldsmith begleitet diese über wütenden Meereswogen und Explosionen laufenden Titel, im Film wird seine Musik von Toneffekten ein wenig gestört, hat aber dennoch eine packende Wirkung.
Der Klang der CD ist hervorragend, das ist insbesondere bei den hohen Streicherklängen sehr gut zu vernehmen, die lebendig und wunderbar transparent tönen. Und programmiert man die CD mit den Stücken 1, 3, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 14, 15 ergibt sich ein wirklich gelungener Hörgenuss von rund 24 Minuten Länge. Für den Score gibt’s 4, für die Präsentation nur 2!
Phil, 17.7.2009
Score
IN HARM'S WAY Jerry Goldsmith Intrada Special Collection Volume 100 35:59 Min. / 15 Tracks 3000 Stk.