Captain Joseph J. Blocker (Christian Bale) ist ein berüchtigter „Indianerjäger“, der vor nichts zurückschreckt. Als er kurz vor seiner Pensionierung von seinem Vorgesetzten den Auftrag fasst den todkranken Häuptling und einstigen erbitterten Rivalen Yellow Hawk (Wes Studi) und dessen Familie zurück nach Montana zu geleiten, will er sich widersetzen. Doch Befehl ist Befehl und so macht Blocker sich mit einer kleinen Truppe und den Eingeborenen auf den beschwerlichen Weg, auf dem er eine junge Witwe (Rosamund Pike) aufgreift, deren Familie grausam von einer Horde Comanchen getötet wurde. Die Reise ist lang und die Feinde sind vielzählig.
Von Scott Cooper stammen der empfehlenswerte CRAZY HEART mit Jeff Bridges und BLACK MASS mit einem erstaunlichen Johnny Depp – abseits seiner unzähligen POTC Filme kann er durchaus gute Filme machen. Mit HOSTILES greift Cooper ein schwieriges Thema auf: Die beinahe Auslöschung und Internierung der Eingeborenen durch die US-Armee im 19. Jahrhundert. Dies wird im Film mit einem gehörigen Schuss Wilder Western und nicht immer ganz politisch korrekten, wie es heute so schön heisst, Äusserungen und Handlungen, gepaart (hie und da tappt Cooper leider auch in das ein und andere Klischee). Damit der Film dennoch goutierbar ist, stellt Cooper seinem Hauptdarsteller eine Dosis Wiedergutmachung zur Seite, das wirkt aber arg aufgesetzt und nicht konsequent. Ob ein Army-Captain, der 20 Jahre auf dem Buckel hat und nicht vor der Tötung von Kindern und Frauen zurückschreckte, sich wirklich innerhalb eines solchen Trips eines Besseren besinnen kann?
Dass der Film dennoch streckenweise gut funktioniert, liegt an den tollen Bildern des japanischen Kameramanns Masanobu Takayanagi (SPOTLIGHT, THE GREY) und einer an sich guten Besetzung. Nicht immer über alle Zweifel erhaben allerdings ist Rosamund Pike, der man nicht alle Irrungen und Wirrungen ihres Charakters abnimmt, so verständlich diese sein mögen. Manchmal wäre weniger mehr gewesen.
Einen kleineren Part hat der von mir geschätzte, erst spät im Film auftauchende Ben Foster inne, ausserdem sind Jesse Plemons (Ed Blumqvist in FARGO), Stephen Lang und Peter Mullan, nicht zu vergessen ein Veteran wie Wes Studi (HEAT, LAST OF THE MOHICANS), der hier aber zurückhaltend bleibt oder Rory Cochrane in einer ganz, ganz starken Rolle als Sgt. Maj. Thomas Metz, ein am Scheideweg stehender Sergeant, zu sehen.
HOSTILES kam nach dem grauenhaften THE MAGNIFICENT SEVEN Remake (hier galt es die political correctness mit allen Mitteln zu wahren, auch wenn damit ein miserabler Film rausgekommen ist) scheinbar zum falschen Zeitpunkt und bei uns gar nicht in die Kinos. Weil der Film aber um Längen besser ist als obiger Unfall und er mit Christian Bale einen starken Hauptdarsteller portiert, bleibt ein leises Fünkchen Hoffnung auf ein Weiterleben des Westerns, der so richtig ausgestorben zum Glück nie sein wird.
Vom deutschen Komponisten Max Richter hat noch nicht viel seinen Weg in den heimischen CD-Player gefunden, trotz einer reichhaltigen Filmographie (Richter betreut pro Jahr immer mehrere Projekte), aber ich erinnere mich, dass er einen Track zu ARRIVAL beisteuerte. HOSTILES kam in unserer „Best of 2017“ Auflistung bei Bernd Klotzke immerhin in die Top Ten und durchaus darf dem Score attestiert werden, seinen Teil zum Gelingen des Films beizutragen. Der über 70 Minuten lange Score fängt die kalte Atmosphäre, die brutalen Momente, die Verzweiflung mit tollen Orchestereffekten ein, harsch, kompromisslos, kühl und überraschend originell. Quasi als Buchenden fungieren im Film Folksongs und Traditionals. Richters Arbeit macht also in der Tat neugierig auf die damals bei Deutsche Grammophon erschienene CD.
Phil, 2.11.2018
HOSTILES R: Scott Cooper D: Christian Bale, Rosamund Pike, Wes Studi, Ben Foster u.a. Musik: Max Richter Veröffentlichungsdatum: 3.10.2018 (Ascot Elite Schweiz)