Helen of Troy

Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997

Zum 1971 verstorbenen Max Steiner gibt es eigentlich nicht mehr viel beizufügen. Sein Schaffen, welches sich von 1929 (RIO RITA) bis 1965 (TOW ON A GUILLOTINE) erstreckte, umfasst solche Meilensteine wie GONE WITH THE WIND und KING KONG und spricht für sich alleine. Vor kurzem wurde übrigens auch sein exzellenter THE SEARCHERS restauriert. Hier vorliegend finden wir Robert Wises Verfilmung des klassischen Stoffes HELEN OF TROY, entstanden 1956 in einer Bootleg-«Promo» Version.

Die Tonqualität ist, trotz digitaler Aufbereitung, stellenweise verzogen und lässt die Fehler der Sourcebänder klar durchblicken. Auch ist die Abmischung generell ein wenig dumpf ausgefallen. Die «Ouverture» beinhaltet das mit viel Pathos erfüllte Main Theme, welches wir hier in seiner vollen Länge und mit viel Details versehen vorfinden. Auch ist es der einzige Cue, der eine Thematik alleine bearbeitet. Die anderen Tracks auf dieser Doppel CD beinhalten immer mehrere Szenen, sind dadurch bis zu 20 Minuten lang. Mit dem folgenden Track beginnt der eigentliche Film: «Main Title-Troy-Cassandras’ Warning-Paris Sails For Sparta-Storm At SeaParis Washed Up On Shore-Helen Appears!» Das Main Theme kehrt hier zurück, bevor es in einem wuchtig inszenierten Ausblick auf Troia überwechselt. Die Orchestrierungen setzt auf Streicher und Bläser und webt ein überwältigendes Bild. Das Drama der kommenden Episoden ist durchzogen von Schmerz und Heroik, erfüllt von viel Liebe zum Detail. Die weiteren Tracks sind stets reich orchestriert, bilden so oft einen Kontrast zur heutigen Orchestrierung im Filmmusikbusiness.

Natürlich können die damaligen technischen Möglichkeiten nicht mit den heutigen verglichen werden, dennoch drängt sich hier und da ein wehmütiger Seufzer meinerseits auf. Ein besonders eindrücklicher Moment ist uns mit dem Teilstück «Paris And Helen Sail For Troy» (CD 1, Cue 6) erhalten. Der Klangteppich geht so weit das Auge reicht, dreht sich behäbig, die Streicher verwandeln diesen Teil in ein hell leuchtendes Erlebnis voller Freude. Die zweite CD ist eher dem kriegerischen Teil des Films gewidmet. Sie umfasst nur noch 4 Tracks und beginnt in einer niedergeschlagenen Atmosphäre, die aber schon bald in ein mächtiges Gefühl wechselt («The God Of War»), bevor ein besinnlicher Moment («The Face That Launched A Thousand Ships») noch einmal eine etwas fröhlichere Szenerie aufleben lässt.

Danach wechselt die Stimmung in eine Art Vorfreude auf den Kampf, Pauken und Trompeten geben hier den Ton an. Mit «The First Battle» verwandelt sich diese Freude aber in ein arrogantes Gefühl, der Rhythmus der Musik erinnert an den Takt der schlagenden Ruder auf einer Galeere. Einsame Trompeten begleiten diesen Rhythmus wie ein Klagelied. Der eigentliche Kampf ist dann ein stampfendes Monster, welches in heutiger Zeit nur noch von John Williams mit dem «Battle Of Hoth» in THE EMPIRE STRIKES BACK ebenbürtig genannt werden kann. Das Drama nimmt seinen Lauf. Die weiteren Cues sind mit einer schon fast überschwänglichen Orchestrierung ausgestattet. Die Atmosphäre schwingt jäh von brutalem, kurzem Kampfgetümmel in liebliche Szenerien, erfüllt voller Sehnsucht. «Achilles Battles Hector» hat eine ungestüme Kraft, demonstriert so die Fähigkeiten und Stärken der beiden Kontrahenten, bis schliesslich einer der beiden stirbt («Death Of Hector»), gefolgt vom hinterhältigen Tod des Achilles durch den Pfeil in seine ungeschützte Ferse.

Die CD schliesst mit «The Final Battle-Death Of Paris-Finale». Dieser Track vereint noch einmal die Hals-über-Kopf vorantreibende Hektik des Kampfes, bringt uns wilde Bläser ebenso wie klar strukturierte Elemente, trotz des Alters der Musik noch mitreissend bleibend. Plötzlich unterbrochen wird dieses Kampfgetümmel durch den Tod von Paris, das Momentum verliert an Kraft und baut sich nur zögernd wieder auf, um schliesslich in ein pompöses Finale überzugehen, welches uns bereits bekannte Themen noch einmal vorführt.
Hervorragend!

Steve  |  1997

 

HELEN OF TROY

Max Steiner

Mythus

2CDs 108:00 | 10 Tracks