Giulia ist auf dem Weg zur Feier ihres 50. Geburtstags. Doch eigentlich mag sie diesen so gar nicht zelebrieren. Während sie sich mit Absicht verspätet und in einem Brillengeschäft einen netten älteren Herrn kennenlernt, unterhält sich die kleine Festgruppe mit Sticheleien und klugen Sätzen zum und über das Älterwerden.
Christoph Schaubs (Sternenberg) Film hat in Locarno den Publikumspreis errungen und da und dort tolle Kritiken erhalten. Umso erstaunter war ich, wie steif und ohne Biss (pardon the pun!) der Film eigentlich ist.
Woran liegt es wohl, dass Giulias Verschwinden nicht zündet? An der versammelten Darstellerriege mit Namen wie Bruno Ganz, Corinna Harfouch, Stefan Kurt & Co. sollte es eigentlich nicht happern. An der Romanvorlage und der eigenen Drehbuchumsetzung von Martin Suter, einem der bekanntesten gegenwärtigen Schweizer Autoren, vielleicht? Oder ist es die so bemüht legere Umsetzung von Schaub eine köstliche Älterwerden Komödie inszenieren zu wollen?
Bemüht scheint mir das richtige Stichwort zu sein. Die Dialoge sind bemüht lustig, die Darsteller bemühen sich, locker flockig ihre Sprüche zum besten zu geben, Kluges wie „ach, wir Senioren werden eh immer übersehen…“ sind ein Krampf mit vielen Charakteren, von denen einem eigentlich keiner wirklich wichtig und keiner wirklich richtig ist. Das teilweise verkrampfte Hochdeutsch, das einige der Schweizer Darsteller wiederzugeben versuchen und die extrem klischeehaften Figuren, die Suter und Schaub auf die Leinwand bringen, tun ihr übriges zum flauen Filmgefühl. Was die Parallelerzählung mit den bösen, bösen Jugendlichen soll, die auf Klautour sind, blieb mir ebenfalls verborgen.
Schaubs Film ist ein gut gemeinter Versuch nettes Unterhaltungskino „Made in Switzerland“ zu generieren – doch das geht gründich daneben. Giulias Verschwinden bleibt bieder, fad und aufgesetzt.
Balz Bachmanns Musik ist recht nett gemacht und erinnert in ihrer Art an leichte Komödienmusiken à la As Good as it Gets. Fast ist sie zu griffig und entspannt für den spröde daherkommenden Film.
Phil, 10.4.2010
GIULIAS VERSCHWINDEN Regie: Christoph Schaup Darsteller: Corinna Hafouch, Stefan Kurt, Bruno Ganz, Daniel Rohr, Theresa Harder u.a. Musik: Balz Bachmann Verleih: Warner