Im Gegensatz zu wie im kürzlich veröffentlichten Review zu Gods and Generals geschrieben, beschäftigt sich Gettysburg mit einer, notabene der entscheidenden Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs. Die bis zu diesem Zeitpunkt fast immer siegreiche Army of Northern Virginia von General Lee trat anfangs Juli 1863 der moralisch geschwächten Unionsarmee gegenüber. Beiden kommandierenden Generälen, Lee und dem erst im Juni 1863 auf diesen Posten ernannten General Meade der U.S. Army, war klar, dass sich hier, in diesem kleinen Örtchen in Pennsylvania das Schicksal entscheiden würde, standen die Konföderierten doch nur noch wenig von der Hauptstadt Washington entfernt.
Der Film beschreibt diese drei dramatischen Tage in 4 teilweise atemberaubenden Stunden, ausgehend vom ersten Scharmützel bis zur entscheidenden Offensive an Tag 3. Nebst all den heroischen Seiten, die der Film zeigt, lässt es Maxwell nicht aus Entscheide und Vorgehensweisen der Kommandeure zu kritisieren, oft in kleineren Andeutungen (und bei Historikern nicht immer unumstritten).
Maxwells Film war 1993 bahnbrechend weil er auf eine grosse Anzahl von Reenactoren setzte, also nicht professionelle Darsteller, deren Hobby und Leidenschaft es ist, eine bestimmte Zeitperiode möglichst historisch genau und in allen Details darzustellen. Davon profitieren nebst einer erstaunlichen Authentizität (abgesehen von den teilweise haarsträubend unecht aussehenden Bärten, dies allerdings vor allem bei den Hauptdarstellern) die Massendarstellungen, allen voran die abschliessende Schlacht mit mehr als 15‘000 Darstellern. Auch sonst nicht überaus am Bürgerkriegsgeschehen Interessierte dürften trotz der monumentalen Länge auf ihre Kosten kommen. Die Sequenz von Tag 2 auf Little Round Top beispielsweise, einem strategisch enorm wichtigen Punkt, ist hervorragend und ungemein spannend umgesetzt, ein Höhepunkt des Films.
Tom Berenger und Martin Sheen als Longstreet und Lee sowie auf der Unionsseite Jeff Daniels als Colonel Chamberlain wissen besonders zu gefallen. Auch Stephen Lang, der in Gods and Generals den grossen Stonewall Jackson gibt, überzeugt als flamboyanter aber glückloser General Pickett, dessen Division fast gänzlich ausgelöscht wird. Dazu gesellen sich feine Nebenrollen wie die von Sam Elliott als bodenständiger Kavalleriegeneral, der mit 2 kleinen Divisionen einen grossen Teil der Grauen am ersten Tag lange genug in Schach hält, bis sich erste Infanterieeinheiten der Nordstaaten in Position können
Gettysburg ist ein besonderers Erlebnis, insbesondere wenn man eine Affinität in Sachen Sezessionskrieg hat, aber sicher auch so eine interessant unterhaltsame Geschichtslektion.
3 Tage mit Edelman
Unzertrennlich zusammen gehören Gettysburg und Randy Edelman. Es ist nicht falsch zu behaupten, die sei seine populärste Musik, deren unverkennbarer Stil aus lang gezogenen, sich wiederholenden und einfach strukturierten Themen erstaunlich gut zum Film passen. Sein Score und seine Themen sind elegisch, pathetisch (im besten Sinne), heldenhaft, manchmal in ihrer Betroffenheit unheimlich berührend. Überraschenderweise fallen auch Edelmans übliche Synthieflächen, die er dem Orchester zusetzt, zu einem Film, der im 19. Jahrhundert spielt, nicht ab. Die Musik gibt es als einfache und als Deluxe Version (2CD in hochformatiger Aufmachung). Wer keinen Edelman hat, dem sei Gettysburg empfohlen. Die Musik im Film wurde in der Extended Edition weniger zerschnipselt als in der ersten, kürzeren Fassung, wo einige Musikschnitte wirklich grauenhaft ausgeführt wurden.
Die Bildqualität dieser bluray Disc ist recht unterschiedlich. Die Szenen in Nacht und Dämmerung sind recht rauschig, andere kommen besser weg, für die Möglichkeiten einer bluray Auflösung allerdings ingesamt zu wenig gut. Auch die Tonauflösung ist nicht über allem erhaben und zu frontlastig; schade angesichts der donnernden Kanonen und anderen Knalleffekten.
Phil, 15.6.2011
GETTYSBURG 2-Disc-Special Edition R: Ronald F. Maxwell D: Martin Sheen, Tom Berenger, Jeff Daniels u.a Musik: Randy Edleman Verleih: Warner (bluray)