The Film Music of William Alwyn

Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001

Alwyn kam 1905 in Northampton in England zur Welt und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Komponist, Flötist und Lehrer. Einmal mehr erweist sich Christopher Palmer als erstklassiger Bearbeiter, denn alle hier eingespielten Werke sind von ihm als Suiten bearbeitete worden. Das London Symphony Orchestra unter Richard Hickox erweist sich wie gewohnt als wuchtiger und versierter Klangkörper. ODD MAN OUT (1946) handelt von der Flucht eines IRA Mitglieder nach einem Überfall. Wuchtig und satt eröffnen die Blechbläser des LSO das «Prelude», eine verhaltene Melodie – die sich immer wieder aufwirft, voller Hoffnung, gefühlvoll, schliesslich aber still, und beinahe etwas resignierend – verhallt. Nach «Police Chase» und «Delirium and Lullaby» beendet «Nemesis (Finale)» die Suite. Anklänge von Dvorák schimmern im Finale durch —die Musik versucht sich immer wieder aufzuraffen, so wie der Verwundete im Film.

THE HISTORY OF MR. POLLY (1949) erzählt die Geschichte eines Verkäufers, der seines Lebens, seiner streitsüchtigen Frau überdrüssig ist und so einen «Suizid” inszeniert, um seinem Leben eine andere Wendung zu geben. Quirlig – wie auf einem Jahrmarkt – beginnen die ersten beschwingten Takte in «Prelude». In «Wedding and Funeral» – einem furiosen Feuerwerk – schimmern immer wieder verzerrte Phrasen des Mendelssohn’schen Hochzeitsmarsches durch. «Christabel» beschreibt in romantischen, innigen Farben eine flüchtige Liebschaft des Mr Polly. Die Londoner Holzbläser brillieren mit frischem, herzhaftem und humorvollem Spiel in «The Ferry». Schliesslich bringt «Utopian Sunset (Finale)» -ein zartschmelzendes Thema – alles zu einem friedvollen, glücklichen Abschluss.

THE FALLEN IDOL (1948) spielt in London in einer Botschaft, handelt von der Beziehung des kleinen Botschafter Sprösslings zum Butler. Hierzu schrieb Alwyn ein verspieltes Thema, in «Overture» zu hören. Die Liebesszenen zwischen dem Butler und einer Sekretärin untermalt der Brite mit einem Wechselbad von Gefühlen, eine Aufgabe die vorwiegend die Streicher zu meistern haben. «Panic and Flight» ist eine der Schlüsselszenen im Film, nachdem der Junge nach einem Mordgeschehen aus der Botschaft flüchtet und durch Londons Strassen rennt. Hektisch und chaotisch wirbelt das Orchester, schrille Trompeten blitzen immer wieder durch. Schliesslich beruhigt sich die Musik, die Solovioline trägt ihr ruhiges Spiel vor. Wieder in fröhlicherer Art und Weise endet die Musik mit «Coda (End Titles)».

«Calypso» aus THE RAKE’S PROGRESS (1945) beschliesst diese CD, worin Alwyn in der Musik Tanzrhythmen verarbeitet hat. Weitere Zutaten: Gitarre und gedämpft verhaltene Trompete, dazu das Schlagwerk mit diversen Rhythmusinstrumenten.

Eine grossartige CD, die einem etwas weniger bekannten Komponisten die Konzert-Bühne überlässt. Ich kann die Chandos Macher nur ermuntern in dieser Art und Weise weiterzufahren.

Andreas Schweizer  |  2001

THE FILM MUSIC OF WILLIAM ALWYN

William Alwyn

Chandos

71:55 | 19 Tracks