The Film Music of Sir Malcolm Arnold Vol. 2

Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001

Malcolm Arnold ist ein äusserst produktiver Komponist. Neben seiner Arbeit für den Konzertsaal, die unter anderem neun Sinfonien, Ouvertüren, sinfonische Dichtungen, Tänze und Werke für Blaskapellen umfasst, fand er Zeit, mehr als einhundert Filme zu vertonen. 1992 veröffentlichte Chandos ein Album, dessen Schwerpunkt auf Arnolds Musiken für David Lean lag. Jetzt widmet das Label dem mittlerweile geadelten Komponisten einen zweiten Film-Silberling, der uns vor Augen führt, dass sich dieser in allen denkbaren Genres zu Hause fühlt.

Den Auftakt macht das Zirkusdrama TRAPEZE, dessen Paradenummer ohne Frage der «Elephant Waltz» ist. Wer konnte die schwerfällige Eleganz der Dickhäuter besser zum Ausdruck bringen als die Basstuben? Um Elefanten geht es auch in John Hustons THE ROOTS OF HEAVEN. Für die New Yorker Premiere schrieb Arnold auf Wunsch von Darryl F. Zanuck eine Ouvertüre mit afrikanischem Einschlag, die alle wichtigen Themen vereint. Der Mittelteil im getragenen Dreivierteltakt erinnert mich an Schifrins CINCINNATI KID.

«Machines», Sinfonische Studie für Blech, Schlagzeug und Streicher ist die überarbeitete Tonspur von REPORT ON STEEL, einem Dokumentarfilm über die britische Stahlindustrie. Das fordert geradezu auf zum Vergleich mit Dimitri Tiomkins amerikanischem Pendant RHAPSODY OF STEEL. Der politische Inhalt von NO LOVE FOR JOHNNY äussert sich unter anderem in Form eines patriotischen Marsches.

Mit der grossangelegten Partitur zu DAVID COPPERFIELD beendete Arnold 1969 seine Filmkarriere, sein Entschluss begründete er mit der Tatsache, dass «in den 60er Jahren alle Produzenten einen Titelsong verlangten, und das wollte ich nicht». Das kurze «Scherzetto for Clarinet and Orchestra» stammt aus YOU KNOW WHAT SAILORS ARE, und auch STOLEN FACE, eine frühe Produktion der Hammer Studios aus dem Jahre 1952, wartet mit einem Soloinstrument auf. Die «Ballade for Piano and Orchestra» beginnt wie eines der romantischen Mini-Klavierkonzerte, die in Filmen jener Zeit gerne zu Gehör gebracht wurden, fällt aber dank Arnolds Humor, der ein prägendes Merkmal seiner Musik ist, weniger rührselig aus als vergleichbare Beispiele.

Die in einer Mädchenschule spielende Komödie THE BELLES OF ST. TINIAN’S ist bei uns längst nicht so bekannt wie in ihrem Heimatland. Ein entzückendes, unschuldiges Hauptthema eröffnet die kurze Suite, und zeitweise treibt Arnold die Musik in einem derart mörderischen Tempo voran, dass die Ohren Schwerstarbeit leisten müssen, um mitzukommen. THE HOLLY AND THE IVY lieh seinen Titel bei einem der schönsten englischen Weihnachtssongs. Christopher Palmer verarbeitete dieses zusammen mit anderen bekannten Liedern und Arnolds Originalmusik zu einer «Fantasy an Christmas Carols», die feierlich ist und auf Kitsch verzichtet. Die «Postcard from the Med», eine bunte Melodienfolge aus THE CAPTAIN’S PARADISE, schliesst das kurzweilige Programm ab.

«Chandos Movies» mit Rumon Gamba und der BBC Philharmonic hat sich mittlerweile zu einer kleinen Reihe ausgeweitet. Ich hoffe, dass sich diese fortsetzt, denn auf dem grossen Gebiet der britischen Filmmusik gibt es noch viel zu erschliessen.

Andi  |  2001

THE FILM MUSIC OF SIR MALCOLM ARNOLD VOL. 2

Malcolm Arnold

Chandos

78:55 | 24 Tracks