Review aus The Film Music Journal No. 9/10, 1997
Ein weiterer gelungener Wurf aus der CD-Reihe «100 Years of Film Music». Eingespielt durch das Brandenburger Philharmonische Orchester wurden: THE MALTESE FALCON sowie ALL THROUGH THE NIGHT (Adolph Deutsch), THE VERDICT (Friedrich Holländer), DARK PASSAGE (Franz Waxmann) und WHITE NIGHT (Max Steiner). Wie schon im CD-Titel ersichtlich, liegen dieser Einspielung konzertante Bearbeitungen (Suiten) von John W. Morgan vor, der schon für Broughton und North orchestriert hat.
Freunde des guten alten, tiefgründigen, aber gnadenlos harten amerikanischen Kriminalfilmes, werden ihre Freude an dieser CD haben, denn THE MALTESE FALCON basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dashiell Hammett, nebst Raymond Chandler einem der gelungensten Schreiber des Genres. Doch dies nur am Rande bemerkt, schliesslich handelt es sich hier ja nicht um einen Beitrag für ein Literatur-Magazin. Deutschs Musik ist – dem Inhalt des Streifens gerecht werdend – von dunkler und unheilvoller Färbung («The Plot Thickens»), erinnert stellenweise leicht an Herrmann. THE MALTESE FALCON endet mit «Cast», einer beschwingt rhythmischen Tanznummer. Etwas ruhiger, stellenweise fast melancholisch, ist die Musik von Deutsch zum zweitgenannten Film (ALL THROUGH THE NIGHT, 1942), wobei der Hörer einige heitere Elemente findet: «To The Rescue» oder abschliessend in «Cast».
THE VERDICT besticht durch ein schwarz gefärbtes Hauptthema («Main Title»), einem beinahe witzig anmutenden «Kendall Murdered» oder dem schwermütig orchestrierten «Priest», wobei man auch hier Herrmannsche Klänge zu vernehmen glaubt. In DARK PASSAGE (1947) mimt Humphrey Bogart einen entflohenen Häftling, und Franz Waxmann ist der brillante Komponist des Scores. Gedämpfte Trompete in «Lament» zu Beginn, im Hintergrund grollt unheilvoll die Kesselpauke. Beim Anhören sitzt einem das Unheil im Nacken, Waxmann beschwör Stimmungen, lässt das Orchester aufbrausen («The Climb»), dann wieder zusammenbrechen und leise weitergrollen. In «Maggie’s Death» flimmern aufgeregt die Streicher, im «Finale» kommen eingangs träge Swing-Rhythmen zum Tragen.
Unendlich träge fliesst Steiner’s Musik zu WHITE HEAT in «Verna», wobei ein Saxophon in der Orchestrierung Platz gefunden hat. Ein Wirbelwind von Klängen in «Round Up», bis im Finale das Orchester im klassischen Steiner-Stil sich verabschiedet, kurz aber prägnant.
Andreas Schweizer | 1997
FILM NOIR – CONCERT SUITES
various
BMG 09026 68145
73:53 | 43 Tracks