Face of a Fugitive

1957 komponierte Jerry Goldsmith seine erste Musik für einen Kinofilm, BLACK PATCH, während er bei Radio und TV tätig war und sich sein Rüstzeug mit live Scores holte. FACE OF A FUGITIVE (1959) war erst seine dritte Kinofilmmusik, seine erste für einen Farbfilm. Paul Wendkos, TV-Regisseur mit nur wenigen Arbeiten fürs Kino in seiner langen Karriere, holte Goldsmith später für BROTHERHOOD OF THE BELL (TV, 1970) und MEPHISTO WALTZ (1971) zurück ins Boot. FACE OF A FUGITIVE ist ein Western mit Fred MacMurray in der Hauptrolle, der als geflüchteter Safeknacker dem Gesetz versucht stets einen Schritt voraus zu sein. In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens James Coburn zu sehen.

Jerrald Goldsmith, wie er im Titelspann genannt wird, war es gewohnt mit kleinen Musikgruppen in Radio und TV zu arbeiten. Da erschien ein 37-Mann-Orchester fast schon wie Luxus. Am Piano ist übrigens ein gewisser John Williams zu hören.

Goldsmith beginnt den kurzen Score («Main Title») mit einer zünftigen Americana-Fanfare für die Blechbläser, ehe die Streicher ein erstes Mal eines der Motive von FACE OF A FUGITIVE übernehmen. Dieses kurze Segment mündet schliesslich in den geschäftigen Mittelteil für ganzes Orchester, ehe Goldsmith im Schlussteil ein weiteres, kurzes Motiv einführt. «Escape» ist ein währschafter, actiongeladener, von Taktwechseln geprägter Track mit auffälliger Perkussion – besonders die eingesetzte Snare ist markant. Dem Bruder unseres Protagonisten ist der Beginn des emotionalen «So Long Boy» gewidmet, ehe Spannung und ein kurz gehaltener Einsatz des Hauptmotivs das Stück zu Ende bringen. Goldsmith variiert sein Hauptthema, wie er es so oft meisterlich beherrschte und anwendete, auf unterschiedlichste Art und Weise. Ein Umstand der dem Hörer hier erst bei genauerem Hinhören auffallen dürfte.

Eine erste Version des eigentlichen Liebesthemas ist in «The Meeting» zu hören, Goldsmith wird es später einige Male wieder hervornehmen, so in «Special Delivery» und «Goodbye», während Stücke wie «Wanted for Murder» und «Jake the Barber» eher spannungsbetonter Natur sind. Hier verwendet Goldsmith oft gestopfte Trompeten, manchmal Streichertremoli oder Kesselpauken. Eines der bemerkenswertesten Stücke ist das tolle, mehr als drei Minuten dauernde, vorantreibende «Trackdown», Goldsmith-Kenner werden hier Muster finden, die er in den kommenden zwei Jahrzehnten gerne und des Öfteren anwenden wird.
Was Goldsmith aus dem kleinen Orchester herausholt ist schon erstaunlich, die gute «Grundschule» aus unzähligen Liveradiosendungen und Live-TVshows zur Hand nehmend. Wenn man sich Gewiss wird, was Goldmith danach 4 Jahrzehnte filmmusikalisch auf die Beine stellte, es wird einem fast schwindelig. Nicht vorstellbar, dass so etwas in der heutigen, arg schnelllebigen Zeit der kurzen (und Kürzest-) Komponistenkarrieren noch möglich wäre.

Abgeschlossen wird die fast durchgehend erstaunlich klingende (Mono)-CD mit vier source music Stücken. Die Veröffentlichung komplettiert ein 20 seitiges Booklet mit etwas gar vielen Bildern.

Phil 10.05.2021

 

FACE OF A FUGITIVE

Jerry Goldsmith

Intrada

40:01 Min.
21 Tracks