Eric Rohmer ist im Januar 2010 neunzig jährig verstorben. In der Arthaus Reihe ist nun eine Box mit seinem Vier Jahreszeiten Zyklus Conte de printemps (1990), Conte d’hiver (1991) Conte d’été(1996), und Conte d’automne (1998) erschienen.
Es eine Zeit her, dass ich die ersten drei Filme gesehen habe, während Conte d’automne, Herbstgeschichte, mein persönlicher Lieblings-Rohmer, desöfteren auf den Öffentlich-Rechtlichen gezeigt wird. Vielleicht liegt es daran, dass meine Affinität zu Winzern und Wein aus dem Süden Frankreichs eine besondere ist, dass mich gerade diese kurlig-schmeichelnde Frauen- und Beziehungsgeschichte mit einer wunderbaren Béatrice Romand in der Hauptrolle anspricht? Vielleicht liegt es auch an den mir bekannten Lokalitäten, den vertrauten Platanen unter denen geredet wird, dem Mistral, der über die Weinfelder weht in Verbindung mit der so natürlichen Art und Weise, in der Rohmer seine Geschichte erzählt, seine Position als diskreter Beobachter und seine manchmal unbekümmerte Art ins (nett gemeinte) Geplapper auszufern, die faszinieren?
Wieso aber gerade Rohmer mich mehr anspricht als sein nouvelle vague Kollege Godard ist noch schwieriger zu beschreiben, wer weiss, vielleicht ist es gerade seine doch recht strenge Linie an seinem Stil festzuhalten?
Seine Jahreszeiten sind von feiner Intimität gepaart mit einer Erzählweise, die ohne jegliche Hektik in Bild und Dialog, mit langen Einstellungen und wenig Kamerabewegung den Darstellern folgend, auskommt.
Wenn die Filme filmmusikalisch auch nicht sonderlich interessant sind (zumeist sind es sehr zurückhaltende und sparsam eingesetzte Kompositionen für Klavier, im ersten Film verwendet Rohmer gar Originalstücke von Robert Schumann, “Etudes symphonic”, “Les chants de l’aube” oder Ludwig van Beethoven), so sind sie doch wundervoll philosophische, manchmal hintergründig vertrackte aber vor allem ruhig und still erzählte Geschichten um Liebe, Liebeleien und Enthaltsamkeit in Rohmers eigener Art und Weise (er soll ein recht streng gläubiger Christ gewesen sein), in denen es weniger ums Geschichten erzählen als vielmehr um momentane Emotionen, Gefühle und den Auseinandersetzungen damit geht.
Die DVD-Box ist kein Highlight fürs Auge was die Bildqualität angeht. Conte d’été und Conte d’hiver etwa sind nicht anamorph aufgelöst, je nachdem muss man seinen Bildschirm oder Projektor also nachstellen, das Bild bibbert (Sommer) leicht vor sich hin. Das sind Kleinigkeiten, aber manchmal macht es sich Arthaus schon sehr einfach. Auch eine kleine Doku über den französischen Altmeister hätte man durchaus erwarten können, so aber muss man sich mit einigen Ansichten des Regisseurs lediglich zu Wintermärchen begnügen.
Die Box freilich ist denn auch den Freunden Rohmers ans Herz zu legen, die noch nicht alle oder vielleicht noch keinen Film dieses Zyklus haben.
Phil, 6.5.208
ERZÄHLUNGEN DER VIER JAHRESZEITEN Conte de printemps, Conte d’hiver, Conte d’été, Conte d’automne R: Eric Rohmer D: Anne Teyssèdre, Charlotte Véry, Melvil Poupaud, Amanda Langlet, Béatrice Romand, Marie Rivière u.a. Musik: Sébastian Erms, Philippe Eidel u.a. Verleih: Kinowelt Arthaus / Impuls