THE SNOWMAN ist ein Beispiel für einen Film, dessen Aufbau vielversprechend ist und der im letzten Viertel in sich zusammenfällt wie ein schlecht gebautes Kartenhaus. Vielversprechende Ausgangslage, schlecht ausgeführt. Michael Fassbender gibt einen alkoholabhängigen Polizisten und in diesem in Norwegen spielenden Thriller dem eine unheimliche Mordserie zu Grunde liegt und die zumeist mit einem fiesen kleinen Schneemann vor dem Fenster, der Killer nennt sich so, angekündigt wird. Neben Fassbender (gut wenn auch nicht überragend) spielen Charlotte Gainsbourg (schmelz!), Rebecca Ferguson und der gerne gesehene J.K. Simmons. Die Produktion durchlief einige Turbulenzen, Regisseur Tomas Alfredson (TINKER TAILOR SOLDIER SPY) stiess relativ spät dazu und berichtete von einem übereilt hergestellten Projekt. Das ist in THE SMOWMAN denn auch zu spüren. Musikalischerseits immerhin weiss Marco Beltrami mit einem vorzüglichen Score zu gefallen (übrigens ersetzte er Musik von Johnny Greenwood), der düster und bleiern rüberkommt, hie und da sind Herrmannesque Momente zu hören (Titelsequenzen).
WAR OF THE PLANET OF THE APES ist das inzwischen dritte Sequel der Neuauflage aus dem Jahr 2011. Die Affen führen einen verlustreichen Krieg mit den Affen. Caesar, der Leader des Fellvolks, will beim fiesen The Colonel (Woody Harrelson) Rache nehmen, während er sein Volk ins gelobte Land schickt, wo die Primaten in Ruhe leben sollen.
CLOVERFIELD Regisseur Matt Reeves sass bereits bei DAWN OF THE PLANET OF THE APES auf dem Stuhl. Tja, was will man sagen, einerseits hat der Film seine Momente, andererseits sind diese so schnell wieder vergessen wie sie gekommen sind. Ich werde wohl nicht zum Fan dieser Serie, frage mich gleichzeitig, wie weit das Ganze noch gehen soll und lasse das Original mit Charlton Heston vor den Augen ablaufen. Raum für weitere Fortsetzungen ist geboten, zweifellos, ob man das aber wirklich braucht, sei in Frage gestellt.
Ein wirkliches Juwel ist Michael Giacchinos originell gestalteter, erstaunlich zurückhaltender und stellenweise ruhiger Score, für den er viel Lob erntete. Eine Rezension dazu ist hier zu lesen.
Eine schöne Idee: Die so tief freundschaftliche Beziehung zwischen der betagten Königin Grossbritanniens und ihrem indischen „Lehrer“ Abdul Karim, dem Munshi, erschütterte einst das Königshaus in seinen Grundfesten. Stephen Frears› (mit THE QUEEN durchaus thematisch geübt) hat einen sympathischen, manchmal köstlichen, dann aber auch wieder sehr tragischen und mit 111 Minuten leider gefühlt überlangen Film inszeniert. Das liegt weit weniger an der Länge an sich, als am Drehbuch, das zu viele Momente aufzeigt, die bereits angesprochen, ausgesprochen und somit wiederholt wurden. Wo im Gegensatz dazu die Netflix Serie THE CROWN, die die Geschichte der amtierenden Königin erzählt, trotz mehreren Episoden und 2 Seasons frisch und spannend daherkommt, reisst einen bei VICTORIA & ABDUL ab und an der Geduldsfaden. Köstlich ist allemal Judi Dench als Queen Victoria. Was die 83jährige Schauspielerin hier zeigt, wäre Oscar reif, mindestens eine Nomination hätte sie verdient gehabt.
Thomas Newman, „vorbelastet“ mit THE BEST EXOTIC MARYGOLD HOTEL und dessen Fortsetzung, ist mit seinem Score meiner Meinung falsch abgebogen. Es ist zu offensichtlich hier mit indischen Klängen zu spielen und zu schade, diesem Kostümfilm nicht ein richtig gutes, handfestes Thema zu verleihen, einerseits die Freundschaft der beiden Protagonisten zeichnend, andererseits das britische Königshaus umfassend.
Um beim Thema zu bleiben: In THE VICEROY’S HOUSE oder DER STERN VON INDIEN wie er in der deutschen Version heisst, spielt Hugh Bonneville (bestens bekannt aus DOWNTON ABBEY) den letzten britischen Oberregenten in Indien, einem Land das in jener Phase in die Eigenständigkeit und sich somit aus den Klauen der Kolonialmacht Grossbritannien befreien will. Zerrüttung, Teilung, Gewalt und ein Zwist der bis heute andauert, dafür müssen die Briten grossteils die Schuld auf sich nehmen. Der Film streift diese Geschehnisse auf teils dramatische Art und Weise in dem er von Bediensteten in Lord Mountbattens Palast erzählt. Manchmal ist es etwas zu schwülstig und oft doch zu wenig in die Tiefe dieses wichtigen geschichtlichen Ereignisses gehend. Verantwortlich für den Film ist die in England aufgewachsene Gurinder Chadha, bestens bekannt natürlich für BEND IT LIKE BECKHAM.
Oscarpreisträger für Song und Score von SLUMDOG MILLIONAIRE, A.R. Rahman (hie und da auch als Hans Zimmer Indiens betitelt) schuf eine melodiöse Filmmusik, die ihre Reize hat und, so sie denn mit obigem Film verglichen werden darf, deutlich besser wegkommt. Reinhören in die Filmtrax CD ist durchaus empfohlen.
Den Abschluss bildet BATTLE OF SEXES. Schon wieder ein Tennisfilm (letztens war BORG MCENROE ein Thema)? Zwar steht das Match zwischen der anfangs der 70er besten Tennisspielerin der Welt, Billie Jean King, und dem nicht wirklich sympathischen, einstigen Wimbledonsieger Bobby Riggs im Vordergrund, doch geht es um weit mehr. Emanzipation in einem Sport, in dem die Tennisspielerinnen um ein vielfaches weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen, die schliesslich zu einer eigenen und heute noch bestehenden Damenturnierserie führte (WTA). Und es geht um Billie Jean King, verheiratet, ehrgeizig, die zum ersten Mal Gefühle für eine Frau entwickelte, was schliesslich ihr Privatleben komplett verändern wird. Es spielen Emma Stone als King und der hervorragende Steve Carrell als Gegenspieler (unvergessen in der Rolle des John Du Pont im empfehlenswerten FOXCATCHER). Ich hoffe den Leser nicht damit zu ermüden, aber wie man beide und insbesondere Carrell im Oscarrennen komplett vergessen konnte, ist mir ein Rätsel. Möglicherweise liegt es am Chauvinismus, den Carrell als Riggs ständig versprüht, durchaus berechnend, durchaus fies. Das passt vielleicht nicht in eine von #metoo geprägte Zeit, wer weiss?
Etwas abgeschlagen in den in die Zeit der Geschehnisse passenden Songs präsentiert sich Nicholas Britells Musik. Geht man jedoch ein bisschen näher ran, taucht ein durchaus leichtfüssiger, thematischer Score (Sony Classical) hervor.
Phil, 14.3.2018
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