DVD/bluray komprimiert: 35

Man kann die Augen nicht davor verschliessen, dass sich nicht nur das Kino sondern auch die Fensehgewohnheiten verändert haben. Während die Säle oft halbleer bleiben, kann man zu Hause zeitverzögert seine favorisierten Sendungen schauen, aufzeichnen und beim Anbieter speichern, längst sind auch Mit- oder Kauffilme per Kabel zur Gewohnheit geworden – gut für die zu kleine Wohnung, schlecht für den Regalhändler des Vertrauens. Daneben gibt es spezielle Bezahlsender wie sie Netflix, Amazon oder Apple TV betreiben. Manches was dort zu sehen ist, kommt zwar meist irgendwann auch im Free TV, doch auf DVD oder bluray Veröffentlichungen wartet man immer öfter vergebens.

 

STAR TREK: DISCOVERY ist das neueste Kind im Enterprise Universum. Die Serie spielt nach STAR TREK: ENTERPRISE (die, 2001 gestartet, leider schon nach 4 Seasons eingestellt wurde) und 10 Jahre ehe Spock, Bones und Kirk die Grenzen des Weltalls ausloten. Die Hauptrolle spielt Sonequa Martin-Greene (THE WALKING DEAD) als bei den Vulkaniern aufgewachsene und ausgebildete Erdbewohnerin Michael Burnham. Bis zum jetzigen Zeitpunkt liefen sechs Episoden ausschliesslich auf Netflix. Nach den ersten drei starken Episoden fiel DISCOVERY in ein kleineres Loch, wir werden sehen ob sich die Crew um Bryan Fuller (Produktion und Story) wieder wird hinaus hieven können. Die Fangemeinde ist bisher eher zweigeteilt, Plusnoten gibt es für die wirklich fantastischen Make-Up Effekte, Abstriche hingegen muss man hie und da bei den (externen) Spezialeffekten machen, während die Darsteller durchwegs gefallen. Bleibt offen, wie lange sich eine Serie halten kann, deren Franchise inzwischen trotz dreier Filme, die 2009 einen Neubeginn darstellten, wieder etwas abgekühlt ist und deren Kosten nicht wirklich auf tiefem Niveau ausfallen dürften.
Mit Jeff Russo haben sich die Macher immerhin einen Komponisten geangelt, der derzeit und nicht zuletzt dank der famosen FARGO-Serie im TV und bei Fans gutes Ansehen geniesst. Mit seiner Musik in DISCOVERY kann er bisher allerdings noch nicht an FARGO anschliessen (anders als im Netz teilweise behauptet wurde, gibt es übrigens auch zu DISCOVERY einen Titelspann, wenn auch mit arg gezügelter Fanfare, so doch immerhin mit Nutzung des bekannten TV-Themas).
Bisher:

 

Es herrscht Bürgerkrieg. Ein am Bein verletzter Korporal der Unionstruppen wird in einem Mädcheninternat, das sich auf Südstaatenterritorium befindet, verarztet und aufgepäppelt. Dabei bezirzt er, nicht zuletzt in der Hoffnung so dem weiteren Kriegsgeschehen aus dem Weg zu gehen, die Mädchen gleichermassen wie die Internatsleiterin.
Sofia Coppala besteht darauf, dass ihr letzter Film, THE BEGUILED, kein Remake des Don Siegel Films mit Clint Eastwood aus dem Jahr 1971 sei, sondern eine Neuverfilmung des Romans. Dennoch muss sich ihr Film natürlich den Vergleich gefallen lassen und dabei steht THE BEGUILED anno 2017 richtig gut da. Coppolas Film ist fein gespielt, Colin Farrells Charakter ist vielleicht noch eine Spur fieser als es Eastwoods Darstellung war. Nicole Kidman und Kirsten Dunst, ein regelmässiges Mitglied bei Sofia Coppola Filmen, überzeugen mit solidem Spiel, ihre jüngeren Kolleginnen ebenfalls. Kameramann Philippe Le Sourd (A GOOD YEAR) setzt die Szenerie in wunderschönen Bildern um (übrigens in 1.66:1, Coppola Bestand auf dieses heute selten zu sehende Format).
Nur ganz wenig Musik ist in THE BEGUILED nebst den Stücken, die onscreen vorgetragen werden, zu hören. Wieder, wie in SOMEWHERE, arbeitet Coppola mit der französischen Band Phoenix zusammen, die ausserdem auf den Soundtracks zu LOST IN TRANSLATION und MARIE ANTOINETTE zu hören waren. Kein Album ist bisher erschienen.
Erscheinungsdatum: 2.11.2017

 

Martin Scorsese hat mit LAST TEMPTATION OF CHRIST und KUNDUN zuvor religiöse Themen angepackt, somit ist SILENCE durchaus keine neue Ausgangslage im Oeuvre des bald 75jährigen Regisseurs. Neu und mehrheitlich unbekannt hingegen ist das Thema seines neuen Films, der uns im 17. Jahrhundert nach Japan führt und in eine Zeit, in der Christen und ihre durchaus (über)eifrigen Heilsbringer von den Shogunen erbarmungslos verfolgt wurden. Zwei Jesuitenpater machen sich auf die beschwerliche Reise um nach ihrem verschollenen Lehrer zu suchen.
SILENCE ist ein in Teilen bewegender, manchmal vielleicht zu einseitiger Film. Demgegenüber aber ist klar, dass Scorsese die Geschichte aus Sicht der beiden Pater Rodrigues und Garupe erzählt. Ganz grossartig ist die Kameraarbeit von Rodrigo Prieto (WOLF OF WALL STREET, BROKEBACK MOUNTAIN), der mit wenigen Ausnahmen auf Kunstlicht verzichtete und analoges Filmmaterial verwendete. Angesichts der strapaziösen Dreharbeiten (Dauerregen und Stürme) eine nicht hoch genug zu bewertende Leistung. Auf der Seite der Darsteller wissen insbesondere Adam Driver (ja, der aus THE FORCE AWAKENS) und Tadanobu Asano als Übersetzer zu gefallen, während Andrew Garfield seine schwierige Hauptrolle zu Beginn des Films gut meistert, in einigen der schwierigsten Szenen aber etwas über das Erträgliche hinaus schiesst.
Sehenswerter Film zu einer sicherlich schwierigen Thematik.
Zwar gibt es einen Music by Titel, aber viel Originalmusik von den erwähnten Kathryn und Kim Allen Kluge ist nicht zu hören.
Erscheinungsdatum: 30.8.2017

 

Oje, ich werde mit dieser gekünstelt neoimpressionistischen Terrence Malick Masche einfach nicht warm. Wie KNIGHT OF CUPS und TO THE WONDER gibt es auch in SONG TO SONG (mehrheitlich 2012 gefilmt) unendlich lange Einstellungen in denen nichts passiert, Malick sich in seinem favorisierten Weitwinkelformat ergötzt und seine Darsteller „ad libisieren“ lässt, dass sich die Balken biegen und der Zuschauer sich fragt, wo, wenn überhaupt, hier eine Geschichte herauszuklauben ist? Dafür Leute wie Fassbender, Gosling oder Rooney Mara zu „verbrauchen“ ist beinahe als bedauerlich zu bezeichnen. Es bleiben also nach wie vor DAYS OF HEAVEN und THIN RED LINE als bemerkenswerteste Terrence Malick Projekte und mit Abstrichen THE NEW WORLD und TREE OF LIFE. Egal, so lange ihn die Kritik liebt, wird Malick weiter Filme in der Art von SONG TO SONG fabrizieren.
Da sich dreht Film im und um das Musikbusiness dreht, ist die Musikspur dementsprechend besetzt.
Erscheinungsdatum: 25.10.2017

 

Matthew McConaughey führt mit GOLD seine bemerkenswerten Leistungen aus TRUE DETECTIVE (Mini Series) und DALLAS BUYERS CLUB fort, wenn auch der Film selber etwas weniger spektakulär ausgefallen ist. Dafür ist er umso schöner verfilmt (nicht zuletzt dank Drehs vor Ort in Indonesien und Thailand).
Kenny Wells hegt den Traum mit einer Goldmine das ganz grosse Geschäft zu machen, dazu benötigt er nicht nur Kapital sondern auch das Fachwissen des Geologen Acosta. GOLD ist halb Abenteuerfilm, halb Wirtschaftsthriller, definitiv aber toll gespielt und eindrücklich inszeniert von SYRIANA Regisseur Stephen Gaghan.
Daniel Pembertons Musik ist augenscheinlich für die Art und Weise wie Filme heute „spoted“ werden. Wo ein Goldsmith grossartige Landschaftsaufnahmen und „Reiseszenen“ zum Anlass genommen hätte um ein vollmundiges Thema erklingen zu lassen, plätschert die Musik vor sich hin oder schwellt zu einem kurzen Cymbalencrescendo an. Eine CD mit Pembertons Musik ist bei BMG erschienen.
Erscheinungsdatum: 27.9.2017

 

Mit CHURCHILL gelingt Jonathan Teplitzky ein eindrucksvolles Porträt des damaligen Prime Ministers Sir Winston Churchill und seiner Angst vor einer schrecklichen Niederlage mit D-Day, der Invasion der Alliierten in der Normandie. Zusehends vom Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Eisenhower, zur Seite gedrängt, sieht sich Churchill ausser Stande, ein Land zu führen, das noch vor Jahren kurz davor stand einer Niederlage gegen Nazideutschland entgegen zu sehen. In seiner schärfsten Kritikerin, seiner Frau (Miranda Richardson), erfährt er aber schliesslich die Unterstützung um seinem Land die nötigen Impulse zu verleihen.
Brian Cox in der Rolle Chruchills ist ein absolutes Ereignis. Der Schotte spielt den charismatischen Ministerpräsidenten mit einer unglaublichen Hingabe und liefert eine schlicht fantastische Meisterleistung in einem Film, der als Biopic (viele Charaktere, oft sehr kurz und knapp angeschnitten) aber auch aus historischer Sicht seine Schwächen hat, doch dank Cox ein absolutes Ereignis ist.
Lorne Balfe schrieb eine melancholische, emotionale aber nie überbordende Musik, die bei Filmtrax leider bisher nur als Download erschienen ist.
Erscheinungsdatum: 20.9.2017

 

Phil, 31.10.2017

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