Drango

Review aus The Film Music Journal No. 26/27, 2001

Elmer Bernsteins Ruf als hervorragender Westernkomponist konnte auch durch WILD, WILD, WEST nicht nachhaltig ramponiert werden. Leider findet er heute kein Betätigungsfeld mehr für dieses Talent, dessen Wurzeln in den mittleren fünfziger Jahren liegen.

1957 schrieb Bernstein mit THE TIN STAR und DRANGO zwei überdurchschnittliche Westernscores, allerdings für United Artists und daher außerhalb des Veröffentlichungshorizontes. Immerhin hat das Raubzug-Label Soundtrack Library ein schönes Exemplar der alten DRANGO-LP aufgetrieben und daraus eine klanglich untadelige CD hergestellt, der überdies 13 Minuten aus Bernsteins Ballettmusik zu «Oklahoma» beigegeben sind. DRANGO ist ein kleiner, gerngesehener Bürgerkriegswestern mit Jeff Chandler in feindlichen Reihen, aber nur in wenigen Tracks läßt sich Bernstein durch folkloristische Elemente auf das militärische Trara ein. Die eigentliche Schönheit seiner DRANGO-Musik liegt im Lyrischen, in einem selten versiegenden Strom melodisch menschenfreundlicher Kantilenen, die zwischen Bläsern und Streichern hin und her gereicht werden.

Als Gegenströmung lassen die Blechbläser und Bässe erkennen, daß die Begegnungen konfliktreich verlaufen, immer hart am Rand der Gewalttätigkeit. In diesen Phasen erhebt sich zumeist nur ein Soloinstrument mit pentatonischen Floskeln, denen so etwas wie das unschuldige Flehen um Ruhe innewohnt. Das Orchester der Aufnahmesitzung ist nicht sehr groß, umfaßte vielleicht 40-50 Musiker; doch was Bernstein ihm entlockt, ist wirklich durchlebt und leidet nicht an der routinierten Handwerklichkeit des Spätwerks, dessen Erzeugnisse heute kaum noch einen Hörer interessieren. Um so wichtiger, die Meisterwerke der fünfziger Jahre ans Tageslicht zu befördern.

Matthias | 2001

DRANGO

Elmer Bernstein

Soundtrack Library

57:34 | 13 Tracks