Nicht manch ein Charakter erfuhr mehr Verfilmungen in den unterschiedlichsten Formen, von Bela Lugosi über Hammers Christopher Lee, Kinskis Nosferatu oder Coppolas famose besetzte Verfilmung, als der des oft blutrünstigen, manchmal bemitleidenswerten und auch schon mal nur auf Mädchenjagd fixierte Count Dracula, weit entfernt von seinem tatsächlichen Leben als Verteidiger Rumäniens im Kampf gegen die Türken.
Frank Langella spielte Dracula erfolgreich am Broadway, was die Macher schliesslich überzeugte, ihn für den Film zu engagieren und das Theaterstück als Grundlage zu nehmen. So also schifft sich Dracula wieder einmal Richtung England ein und schlägt sein Lager in einem verwunschenen Schloss unweit von Lucy und Mina auf. Mina zeigt er alsbald seine endgültige Liebe und so wird Professor Van Helsing auf den Plan gerufen, der nicht an einen normalen Tod seiner Tochter glauben kann.
Die meisten, die den Film dereinst in den Kinos oder anfangs der 80er im TV sahen, waren entzückt ob Frank Langellas verführerischer Darstellung des Grafen. Abgesehen vom 70er Disco Haarschnitt weiss der Mime in dieser Rolle wirklich zu gefallen und stiehlt allen Mitspielern die Show. Fast allen, wäre da nicht John Williams famose Musik. Schwelgerisch, wundervoll orchestriert, vereinnahmend, mit einem Hauptthema, das mit zu Williams› feinsten in einer sonst schon langen Liste an herrlichen Themen zählt. Williams holt aus dem Film heraus, was Regisseur John Badham nicht geglückt ist, macht Tempo wo keines ist und Dramatik, wo sie visuell nur bemüht scheint.
Zur Zeit ist lediglich das so lala klingende 36 Minuten Varèse Sarabande Album erhältlich, dabei gäbe es noch so manche Passage hier und dort, den ein oder anderen Track, den man gerne hören würde. Ob sich das dereinst mit einer Deluxe Edition korrigieren liesse? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Einiges an Schnitten, der Eindruck entsteht diverse Male, hat Dracula (1979) über sich ergehen lassen müssen. Oft wird von hie nach da ohne Rücksicht auf Verluste (und Anschlüsse) geschnitten, der Film wirkt überhastet, die Story kann sich nie richtig entfalten. Das können auch nur wenige der Darsteller. Der Jonathan Harker Charakter ist fehlbesetzt, Donald Pleasence stolpert Zückerchen kauend durch den Film und Laurence Olivier sieht man seinen damalig körperlich schlechten Zustand an allen Ecken und Enden an, dass einem der gute Mann fast leid tut. Die beiden Damen, die Lucy und Mina spielen, werden kaum wahrgenommen, Präsenz so blutleer wie Draculas Opfer. Schade für die eigentlich schönen Bilder, Bauten und für Langellas feine Darbietung. Es ist wohl so, diese Dracula Verflimung suchte ein anderes Zielpublikum, jenes das zu Hauf in Star Wars pilgerte. Falscher Film, anderes Publikum.
Leider kopiert diese Universal Edition die 2004er Fassung, bei der John Badham an den Knöpfen drehen durfte und Farbkorrekturen vornahm und so die tolle Ausleuchtung von Kameramann Gilbert Taylor beinahe gänzlich auslöschte. Das ist bedauerlich. Für jene, die den Film zuvor noch nie gesehen haben: Dracula (1979) hat anders ausgesehen – aber die Killerfledermaus, die war schon drin.
Phil, 30.10.2014
DRACULA (1979) R: John Badham D: Frank Langella, Laurence Olivier, Donald Pleasence u.a. Musik: John Williams Verleih: Universal (DVD/bluray)