Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000
Gleich vier Scores aus der Periode 1946 – 1951 hat Screen Archives aus der Max Steiner Sammlung der BYU ausgewählt und zu einem attraktiven Doppelalbum zusammengefasst. MY GIRL TISA (13 Min.): Da der grösste Teil der Tonspur im Film durch Source Music bestritten wird, beschränkt sich Max Steiners Beitrag auf einige wenige Cues, die alle auf dem vorliegenden Album zu hören sind. Das Titelthema «Ever Beginning» – u.a. zu hören im «Main Title» -basiert auf einem russischen Folksong und wurde unter dem Titel «At the Cindlelight Cafe» als Song publiziert. Die streicherlastigen Stücke sind weitgehend sentimental und werden durch leidenschaftlich-inbrünstige Geigensoli wie auch der Integration von «America the Beautiful» oder kontemporären Liedern aufgelockert.
SOUTH OF ST. LOUIS (38:52 Min.) enthält einen typisch Steiner’schen Westernsoundtrack in welchem sich noble Fanfaren mit lyrischer Romantik, furioser Action, düster-bedrohlichen Märschen, mexikanischer Folklore und mehreren Zitaten abwechseln. Da die Geschichte gegen Ende des Bürgerkriegs angesiedelt ist, gehören zu letzteren auch „Dixie» und „Battle Hymn of the Republic». Ausserdem setzt der Maestro den Song „Too Much Love» als Liebesthema ein und greift überdies auf Passagen aus THE OKLAHOMA KID («Fight with Cottrell» und «Kip and Deb») zurück. Besonders markant ist das flotte «Three Comrades» Motiv ganz am Ende von «Fight with Cottrell», welches im Verlauf der Partitur immer wieder eingesetzt wird, aber auch der rhythmische Actiontrack «Cottrell Attacks» oder das unbeschwerte Motiv für Bronco auf einer Ocarina sollen hier nicht unerwähnt bleiben.
CLOAK AND DAGGER (2:05 Min.) ist bloss mit einer «Overture» vertreten, die aus «Main Title» und «End Cast» Cue besteht. Der Track wird von einem massiven und bedeutsamen Marsch beherrscht, der sowohl die Militär- als auch Spionage-Aspekte der Geschichte treffend einfängt.
DISTANT DRUMS (mit 49:01 Min. den grössten Teil des Albums einnehmend) ist ebenfalls ein Western, spielt aber nicht in der weiten Prärie, sondern in den Sümpfen Floridas. Ursprünglich von Alex North vertont, versuchte das Studio nach der schlechten Ressonance der Previews den Film mit einem neuen Klangfeuerwerk von Max Steiner zu retten. Dieser zog alle Register seines Könnens und komponierte eine grossartige Partitur: ein markantes Thema mit traditionellen Trommelrhythmen und hohen Holzblasinstrumenten für die Indianer, welches erstmals am Anfang des ersten Tracks zu hören ist, ein heroisches nobles Marschmotiv für Gary Coopers Charakter, das in «Quincy Wyatt» besonders schön zur Geltung kommt, aber auch wild lodernde Blechattacken in den Action-Cues («Nicked»), zärtliche romantische Gefühle oder mysteriös-bedrohliche Suspense.
Genau wie die Angebote der BYU wird auch dieser Silberling durch ein attraktives und informatives 32-seitiges Booklet abgerundet.
Patrick | 2002
DISTANT DRUMS
Max Steiner
SAE
103:00 | 38 Tracks