Für seinen Freund Ueli, den er der Kripo nicht verraten hat, hat Goalie seine Zeit im Knast verbüsst und kehrt nun in sein Kaff zurück. Immerhin steckt ihm Ueli die damals versprochenen 5000.- Stutz doch noch zu, davon geht aber fast alles auf die ausstehende Wohnungsmiete von Goalies Wohnung drauf. Also nimmt er einen Job als Lieferant an und begeht seinen Feierabend gerne in der Beiz von Pesche, wo er auf Regi trifft, in die er sich verknallt. Als sie eines Abends bei Goalie mit blutiger Lippe auftaucht, nimmt er sie bei sich auf. Beide entschliessen sie nach Spanien ans Meer zu fahren, schliesslich hat ein Freund dort kürzlich eine Villa geerbt. Doch nach und nach dämmert dem gutmütigen und nie um einen dummen Spruch verlegenen Goalie, dass er für seine einstigen Freunde einst wohl nur als Sündenbock und Ablenkungsmanöver gedient hat.
Mit dem wunderbaren und gleichnamigen Buch von Pedro Lenz, empfohlen sei auch das tolle Hörbuch von Radio SRF, hat Sabine Boss eine standfeste Grundlage für ihren Film und man kann beinahe Behaupten, dass sie eigentlich kaum was falsch machen konnte. Kaum, denn nicht alles gelingt so wie es sich vielleicht der ein oder andere Fan des Buchs vorstellt. Aber zunächst zu den positiven Seiten des Films, die übrigens auch überwiegen.
Mit Markus Signer hat man den idealen Darsteller für Goalie gefunden, eine Art Dällebach Kari der 80er, der nie um einen guten Spruch verlegen ist und von Grund auf an das Gute im Menschen glaubt. Goalie steckt ein, teilt aber auch aus und dabei meint er es nie so richtig böse.
Gelungen sind auch die Bilder einer teils biederen , grauen Kleinstadt (Langenthal musste dafür herhalten, Pedro Lenz Heimatstadt notabene). Die kleine Rolle des Wirts Pesche ist ebenfalls gut getroffen und die erste Hälfte des Films übertrifft den zwar nicht biederen aber halt auch etwas schweizerischen Schluss des Films, freilich dem Buch geschuldet. Aber schweizerisch, oder eben mittelländisch, ist Der Goalie bin ig durch und durch. Da sitzen sie im Maison und trinken Kaffee, das Zweirli oder die Stange, sticheln, sind laut und draussen auf der Strasse geben sie den bieder-braven Schweizer. Nicht so Goalie, der sich eigentlich nie so richtig anpassen mag, auch wenn er schliesslich einen Job als Fahrer annimmt und letztendlich ins grosse Bern zieht, am Wochenende aber immer noch gerne „Gift nimmt“.
Zwei der Hauptdarsteller fallen leider etwas aus dem Rahmen: Sonja Riesen als Regi bleibt blass. Doch Regi ist an sich auch eine blasse Serviertochter, zwar nett und auch mal hilfreich, doch kaum fähig aus ihrer Haut zu schlüpfen. Zu arg ins Klischee gerät Pascal Ullis Darstellung des Ueli, da hat das Casting ziemlich versagt.
Der Goalie bin ig ist der Schweizer Film des Jahres und für uns Mittelländer ein Muss, wenn wir uns denn den Spiegel mal vorhalten mögen. Den Pfupf, die Schnurre, die Schlagfertigkeit und Wärme eines Goalie würde man seinem Nachbarn gerne wünschen – oder anders gesagt, sich selber.
Zu guter letzt bleibt noch die Filmmusik, die schweizweit als beste ausgezeichnet wurde. Man muss aber nicht unbedingt genau hinhören um den Eindruck zu bekommen, dass hier so einiges mehr improvisiert als auskomponiert wurde. Durchaus, hie und da passt’s, da und dort auch wieder nicht. Beste Filmmusik? Naja.
Phil, 27.9.2014
DER GOALIE BIN IG R: Sabine Boss D: Markus Signer, Sonja Riesen, Pascal Ulli u.a. Musik: Richard Köchli, Peter von Siebenthal Verleih: Ascot Elite (DVD)