D.O.A.

Dimitri Tiomkin

Screen Archives Entert. SAE-CRS-017

57:14 Min. / 31 Tracks

D.O.A. ist eine Mischung aus „film noir“ und Thriller aus dem Jahre 1950 mit Edmond O’Brian in der Rolle des sterbenden, durchaus zweideutigen Frank Bigelow, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Dieses Schicksal des Hauptcharakters ist typisch für einen „film noir“, der sich vor seinem unsicheren Gang vor den Traualter nach einem „letzten Abenteuer“ sehnt.

Die CD von Screen Archives leidet zunächst unter zwei unüberhörbaren Tatsachen: Zuallerst ist es die filmchronologische Sequenzierung, die uns hier zu Beginn der CD eine ganze Reihe an source music offeriert. Das kann schnell dazu führen, dass man der Musik überdrüssig wird, ehe sie eigentlich begonnen hat: Rumba, Jive und Blues geben sich ein Stelldichein, das man dem Hörvergnügen zuliebe ans Ende der Disc hätte platzieren sollen, auch wenn Tracks wie „Juke Box Theme“ auf dem hier als Tanzstück arrangierten Liebesthema fundieren und sämtliche Stücke aus der Feder Tiomkins stammen.

Das zweite Problem, mit dem man aber etwas besser leben kann, ist die teilweise sehr mässige Tonqualität, die auf das vorhandene Ausgangsmaterial (Platten aus schellackähnlichem Material) und auf den Verzicht zugunsten der Musik zu grosse technische Eingriffe bei der Restauration vorzunehmen, zurückzuführen sind. So sind auf einigen Stücke merkliche Nebengeräusche unvermeidbar, manchmal sind sie etwas gar störend, manchmal weniger.

So beginnt Dimitri Tiomkins Score nach der Einführung des Hauptthemas in „Main Title“, des schwelgerischen und gleichzeitig melancholischen Liebesthemas in „Lover’s Quarrel“ und der etwas zu langen Unterbrechung mit den erwähnten source music Stücken, eigentlich erst so recht mit Track 11, „Paulas Love Note“. Ab hier setzt Tiomkin vermehrt auf Spannung und verleiht der Story des mit Iridium vergifteten Protagonisten eine nervöse, unruhige und schwermütige Ausdrucksweise. Tiomkins Musik ist zweifellos weniger „noir’isch“ als Werke wie Double Indemnity oder The Killers (nebenbei auch weniger bleibend) und setzt mehr darauf die musikalischen Aktionen hörbar eng mit den Geschehnissen im Film zu verbinden, was der Musik als Hörerlebnis nicht immer zu Gute kommt. Ich gestehe, ohne den Film in Verbindung mit der Musik von der letzten TV-Ausstrahlung her noch im Gedächtnis zu haben, von D.O.A. ein bisschen mehr erwartet zu haben als die Musik letztlich bietet, wobei bei mir die Schere bei Tiomkins Werk immer relativ gross ist zwischen absolutem Gefallen und einem schnell mal rausgerutschten „naja“.

Screen Archives Entertainment begleitet die CD mit einem schönen Booklet, das insbesondere auf Film und Beteiligte recht ausführlich eingeht und auch auf den nicht immer unumstrittenen Begriff „film noir“ eingeht, wohingegen die Musik auch in der Track-by-Track-Vorstellung eine überraschend untergeordnete Rolle spielt.

Phil, 24.2.2009