Chérie (DVD)

Einige von Stephen Frears Filmen sind durchaus reizvoll: High Fidelity(2000) mit John Cusack ist ein wunderbarer Streifen über Liebe und verqueres Sammlertum, den geneigten Filmmusikfan doch mehr als einmal tangierend. Dangerous Liasions (1988) eine wuchtig opulente, hervorragend gespielte Verfilmung des Romanklassikers. Grifters (1990) ein gewitzter Kriminalthriller. Und The Queen (2006) ein recht gelungener Einblick in die Königshauskrise nach Dianas Tod, der vor allem vom Spiel von Helen Mirren lebt. Diesen gegenüber stehen mässig geratene Filme wie Dirty Pretty Things, Mary Reillyund das Westerndrama The Hi-Lo Country.

In die letzte Kategorie gehört auch Chéri, eine Erzählung aus der Belle Epoque über Liebe, Neid und Intrigen. Getrieben von seiner „Mutter“ muss ein junger Lebemann eine Heirat eingehen, obwohl er in eine um einiges ältere Kurtisane verliebt ist, die ihm ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt und ihn in die Geheimnisse der Liebe eingeführt hat. Sie kommt über die „Vernunftsheirat“ eigentlich nie hinweg und er sucht auch danach immer iher Nähe. Eigentlich ein Stoff, der Frears durchaus liegen müsste.

Chéri aber hat ein grosses Problem: Der Film ist einem irgendwie vollkommen Wurscht und gibt nie Anlass sich um die Protagonisten zu scheren. Weder die Beziehung zwischen Michelle Pfeiffer und ihrem jungen Geliebten (Rupert Friend), noch die Intrigen, die Kathy Bates spinnt, interessieren oder schaffen es den gewissen Reiz zu entwickeln, wissen zu wollen, wie sich die Chose weiterentwickelt. Und obwohl der Film nur knappe anderthalb Stunden dauert, hat man das Gefühl einen endlos langfädigen Streifen vor sich zu haben.

Frears gelingt es einfach nicht, Interesse an seinen Personen zu schaffen; seine Charaktere (allen voran der Titelgebende, gespielt von einem gänzlich enttäuschenden Rupert Friend) bleiben uninteressant, oberflächlich und langweilig. Die Geschichte berührt nicht und die Schauspieler bleiben unerklärlich blass. Beendet von einem Epilog, mit das reizvollste am Film, vorgertragen von einer Erzählstimme, deren Funktion sich mir irgendwie nicht erschlossen hat.
Und am Schluss fragt man sich, wieso Frears den Hasen nicht ausgefeilter in den Pfeffer zu liegen bekommt, wenn er ihn zum Ende doch so präsentiert (den Hasen).

Es bleibt das Gefühl einem zwar schön verfilmten, aber völlig leeren Gebilde (wie Flasche leer…) beigewohnt zu haben…!?

Intrigen-Musik
Ein Plus des Films ist tatsächlich in Alexandre Desplats Musik auszumachen. So mittelmässig seine Komposition auf der CD(besprochen von Stefan Schlegel) rüberkommt, so hilfreich ist sie im Film und lässt ein Flair von gutem und Liebes-Leben in der Belle Epoque aufkommen. Sein Walzer hat Schmiss und widerspiegelt die feineren Damen und Herren der Zeit (oder die, die sich dafür halten). Hier hat seine Musik wirklich einige Stärken. Aber wenn es um die Dramatik, die Liebesbeziehung zwischen Pfeiffer und Friend geht, findet Desplat irgendwie nicht den Schlüssel um ins Intrigenspiel musikalisch einzugreifen, da hilft auch Zirkusmusik nicht weiter. Und sein dauernedes Geglöckle, ob von Celesta oder Glockenspiel, ist inzwischen fast schon ein überdrüssig gewordenes Stilmittel wie Horner einst mit der Shakuhachi es zu vieler Verdruss tat. Manchmal möchte man Desplat wachrütteln und ihn an seine Qualitäten erinnern, die er ohne Zeifel drauf hat, wie es hier ja da und dort auch zu hören ist.

Phil, 23.3.2010

CHÉRI

Regie: Stephen Frears

Darsteller: Michelle Pfeiffer, Kathy Bates, Ruert Friend u.a.

Musik: Alexandre Desplat

Verleih: Warner 

88 Min.

 

 

 

 

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