Carl Davis kam am 28. Oktober 1936 in New York City zur Welt. Er studierte zunächst im heimischen Bard College, später in Kopenhagen Komposition, zu seinen Lehrern gehörten Paul Nordoff, Hugo Kauder und Per Nørgård. Anfang der 1960er-Jahre liess er sich in London nieder und arbeitete fortan äusserst produktiv für Theater, Film und Fernsehen. Während viele seiner Kompositionen für relativ unbekannte Produktionen entstanden, gibt es doch auch solche, die einem breiteren Publikum ein Begriff sind, wie jene für Karel Reiszs THE FRENCH LIEUTENANT’S WOMAN, Bruce Beresfords KING DAVID, Ken Russells THE RAINBOW und John Irwins WIDOWS› PEAK. Auch ambitionierte TV-Serien wie THE WORLD AT WAR oder WINSTON CHURCHILL: THE WILDERNESS YEARS dürfen sich seiner Musik rühmen.
Am meisten verdient gemacht hat sich Carl Davis indes wohl mit seinen Neukompositionen für namhafte Stummfilme; ein Gebiet, auf dem er mit beinahe 60 Scores zum Spezialisten schlechthin wurde. Von Monumentalfilmen wie BEN-HUR: A TALE OF THE CHRIST (1925) und NAPOLEON (1927) bis zu Komödien von Buster Keaton (THE GENERAL, 1926) und Harold Lloyd (THE KID BROTHER, 1927) reicht die Bandbreite, und alle begleitet Davis mit sicherer Hand.
Daneben komponierte Davis etwa auch für Ballett und Hörspiele und war von 1993 bis 2001 künstlerischer Direktor und Dirigent der «Summer Pops Season» des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, zu dessen 150-Jahre-Jubiläum er gemeinsam mit Paul McCartney das LIVERPOOL ORATORIO schrieb. Nebst anderen Auszeichnungen erhielt er für sein Lebenswerk 2003 den «British Academy Film Award» und wurde 2005 von der Queen zum «Commander of the British Empire ehrenhalber» ernannt. Carl Davis ist am 3. August 2023 an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau, die britische Schauspielerin Jean Boht, und zwei Töchter.
Andi | 06.08.2023