Blog #11: Soundtrack!

Das erste Filmmusikmagazin, das ich in die Hände bekam, war Luc Van de Vens famoses Soundtrack!. Welche die erste Nummer war, die ich bestellt hatte, kann ich nicht mehr genau nachvollziehen, habe ich doch danach so einige Back Issues bestellt. Ich erinnere mich zwar, leicht vernebelt allerdings, dass Bay Cities’ RETURN TO OZ von David Shire zu bestellen gewesen und dazu eine Seite reserviert war, aber da Soundtrack Collector (bitte unterstützt die Jungs, die Datenbank ist Gold wert) das Releasedatum dazu per 1985 angibt, kann meine Vermutung nicht stimmen. 1985 habe ich zwar schon Filmmusik gehört und gekauft, jedoch kein Soundtrack! Magazin gelesen.

Doch die Lösung liegt nahe, denn Bay Cities veröffentlichte die CD 1991, zuvor hielt Disney die Rechte an der LP, die 1985 erschien. Somit muss eine Soundtrack!-Ausgabe aus 1991 mit grosser Sicherheit mein erstes erstandenes Filmmusikheft gewesen sein. Ebenso sicher ist, dass Soundtrack! für viele Jahre meine go-to-Filmmusikzeitschrift war, die ich regelrecht verschlungen und von A-Z durchgelesen habe. Mit der Zeit wusste man, welcher Autor ein Interview spannend gestalten konnte und welcher immer die gleichen Fragen stellte, die Filmtitel und Namen austauschend und welcher Rezensent, welchen Geschmack und Lieblingskomponisten hatte. Luc veröffentliche drei Interviews von mir: Bruce Broughton, Robert Folk und Cliff Eidelman.

27 Jahre lang hat Luc dieses Heft produziert und herausgebracht, 2002 war dann leider Schluss. Die Post aus Belgien wird schmerzlich vermisst.

Nebst Soundtrack! gab es Magazine wie das britische Music from the Movies, natürlich Film Score Monthly von Lukas Kendall und Legend des in England stämmigen Jerry Goldsmith Fanclub und in Deutschland die Filmharmonischen Blätter sowie The Limited Edition. Limited Edition kam unregelmässiger in meinen Briefkasten, während MftM, FSM und Legend ebenfalls, wenigstens phasenweise, abonniert wurden.

Seither ist es still geworden in der filmmusikalischen Druckerpresse und es gibt nurmehr ein gedrucktes «Fanzine», Cinema Musica, das seit 2016 1x im Jahr erscheint (Film Score Monthly besteht weiterhin als E-Publication). Daran wird sich auch kaum mehr was ändern, die Presselandschaft hat sich krass verwandelt und spezialisierte Spartenpublikationen verschwinden mehr und mehr, nicht nur in deutscher Sprache. Über das Warum und Weshalb muss man nicht spekulieren, es ist klar, dass das schnelle Medium Internet den gedruckten Magazinen mehrheitlich den Rang abgelaufen hat. Kommt dazu, dass es weitaus aufwändiger ist ein Magazin zu produzieren, als News und Reviews ins Netz zu stellen. Doch selbst reine Filmmusikpages, die auch wirklich mit Informationen gefüllt werden, sind selten geworden, die Lesegewohnheiten haben sich geändert. Das spüren auch Tageszeitungen und Redaktionen.

Mit Wehmut blicke ich auf Soundtrack! zurück und Lucs damals beinahe einzigartigen, wahrhaftigen Filmmusikshop (wo ich damals THE OLD MAN AND THE SEA von Bruce Broughton bestellte und mit International Money Order bezahlte) und einer der besten in Europa – ja, es gab einige (mir fallen die netten 58 Dean Street Jungs ein), aber auch einige mit Angeboten, die nie erschienen (ein gewisser Shop in Leeds), bis zu abartigen Preisvorstellungen war da alles dabei. Nicht vergessen gehen soll dabei Froschmayers Laden in Thalwil, in dem man sich durch LPs und später CDs arbeiten konnte und dabei viel Zeit investieren durfte. Auf dem Weg nach Graubünden war ein Stopp bei Froschmayer immer ein Muss. Opus Bern war ein anderer solcher go-to-Shop, der einige Jahre viele schöne Filmmusik-CDs anbot.

Phil | 03.11.2024