Blog #40: David Lynch

von Phil

David Lynch ist verstorben. Bekannt für seine unverwechselbare, surreale und oft verstörende Bildsprache und seine Drehbücher, hinterlässt Lynch in der Filmwelt eine Lücke als eigenständiger, sonderlicher und nie nachgeben wollender Filmemacher. Von ERASERHEAD über WILD AT HEART bis zu der kultigen Serie TWIN PEAKS hat er immer wieder bewiesen, dass er ein Meister des bizarren und mysteriösen Kinos war. Sein Tod bedeutet einen Stopp einer Ära, in der das Ungewöhnliche und Mysteriöse in der ihm eigenen Art auf der Leinwand zelebriert wurde.

In Berührung mit Lynch kam ich zum ersten Mal als BLUE VELVET 1986 oder 1987 in dem Kino lief, in dem ich arbeitete. Ich war fasziniert von der Eröffnungssequenz, die mich an Alfred Hitchcock erinnerte. Der junge Kyle MacLachlan war hier in einer Hauptrolle zu sehen. Er wurde zu einem der bevorzugten Schauspieler Lynchs und spielte im Flop DUNE auch den Part als Special Agent Dale Cooper in TWIN PEAKS.

Und ich hörte zum ersten Mal Angelo Badalamentis Musik, die Lynch fortwährend als fester Bestandteil in fast allen Filmen begleiten würde, es war eine äusserst kreative Partnerschaft. Badalamenti, der talentierte Musiker, verstand es, die verstörenden und manchmal surrealen Bilder der Lynch’schen Werke musikalisch zu untermalen. Besonders eindrucksvoll war ihre Kooperation bei TWIN PEAKS, wo Badalamentis Musik eine zentrale Rolle spielte – jeder und jede dürfte die ikonische E-Gitarren-Titelmelodie kennen.

Noch immer habe ich ERASERHEAD nicht gesehen, zähle THE ELEPHANT MAN, BLUE VELVET und MULLHOLLAND DRIVE zu meinen Lynch-Favoriten.

Der Filmemacher löste mit seiner David Lynch Foundation und seiner Befürwortung der transzendentalen Meditation einigen Trubel aus (und wirkte in einem Dokfilm des Deutschen Fernsehens zu diesem Thema äusserst abweisend). Die strikten Strukturen und die ungemein hohen Kosten der Kurse sowie die Verehrung des Gründers dieser Meditationsart wurde von Kritikern als fragwürdige Praktiken beschrieben. Lynch hat die Kritik stets zurückgewiesen.

Trotzdem, David Lynch hat etwas geschaffen, was nicht jedem Filmemacher gelingt: Filme werden durchaus mit Lynch-esque oder «Lynchian» beschrieben. Er war ein Vorreiter der heute angesagten, verwobenen Mystery-Serien und Streaming-Filme. Selten hat ein Regisseur mit so wenigen Filmen für so viel einschneidenden Eindruck sorgen können.

20.01.2025