Blog #64: Promos, Boots & Pony Tails

von Phil

Promotional Releases sprossen einst wie Krokusse aus dem Frühlingsboden. Das war nicht selten nur ein besser klingendes Wort, böse, böse, für Bootlegs.

Okay, Bootlegs sprossen einst wie…

Das war zu Zeiten als die CD voll integriert war und CD-Brenner sich in fast jedem Computerhaushalt fanden, mit Schuld trug auch die Tatsache, dass mehr und mehr Musiken digital aufgenommen und gespeichert wurden. Die Handhabung, ein DAT-Tape zu kopieren und mitgehen zu lassen, war nicht allzu tricky. Auch DVDs mit isolierten Scores führten zu Bootlegs, oft vor Erscheinen der DVD, oft auch danach.

Boots waren zu haben mit anständig gemachten Covers. Oder simpel und einfach nur mit Titel und Komponist auf bräunlich eingefärbtem Hintergrund, kein 6. Klässler würde es heute schlechter hunkriegen. Es gab sauber gepresste aber auch einfach erkennbare, gebrannte CDs.

Das INNERSPACE Boot war ebenso begehert wie SPECIES, welches in einem 4-CD Set enthalten war (zusammen mit HEADABOVE WATER, VIRTUOSITY und HUSH). Und natürlich wurde Horners WOLFEN mit Handkuss empfangen!)

Bootlegs waren über einige der üblichen Filmmusikhändler zu erstehen, erstaunlicherweise. Ja, ich gestehe es, auch zu mir fanden Boots von Labels mit illustren Namen wie Pony Tail, Pony Express, Soundtrack Library und wie sie alle hiessen. Oftmals war es die einzige Möglichkeit an Schätze von Goldsmith oder Horner, um nur einige wenige zu nennen, zu kommen. Einige klangen erstaunlich, andere wie in den 30er Jahren aufgenommen, per Telefon übertragen und mit einer Nadel auf Wachs gekritzelt.

Es war nach wie vor die Zeit der immens hohen Re-Use Fees der US-Orchester und vermehrten Pleiten kleinerer und mittlerer Verleiher, was oftmals einem offiziellen Release wie ein unüberwindbarer Berg gegenüber stand. Das lockerte sich erst später mit neu ausgehandelten Verträgen der Musician‘s Unions und limitierten Auflagen der Speciality Labels.

Eine hilde wilde Filmmusik-Zeit war das damals in den 90er bis in die frühen 2000er hinein, CD-Pakete mit 20 Scheiben und mehr keine Seltenheit. Heute ist das fernab jeder Realität und nicht mehr vorstellbar, nicht weil es keine Bootlegs mehr gibt (Internet bleibt Internet), eher weil CDs längst nurmehr einen ganz kleinen Anteil der Musikverkäufe ausmachen und sich fast alles in den Download- und Streamingbereich verschoben hat.

Anyway, I love the CD!

19.03.2025