
von Phil
Edward Berger hat sich für seinen Nachfolgefilm seines hoch bewerteten IM WESTEN NICHTS NEUES Robert Harris‘ Buch über die Wahl eines neuen Papstes keinen einfachen Stoff ausgesucht. Fast als Kammerspiel, jedoch in eindrucksvoller Kulisse inszeniert, besetzte Berger seinen Film hochkarätig mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini und Sergio Castellitto (wunderbar als Kardinal Tedesco).
CONCLAVE ist ein gemächlich umgesetzter, fein gespielter Mitdenk-Thriller. Das angenehme Tempo stellt sich als vorteilhaft heraus, den etwas älteren Augen tut das durchaus gut. Die Spannung ist mild aber gleichmässig, sie lebt von den Intrigen der Kardinäle, dem Machtkampf und den beiden unterschiedlichen Lagern, die zur Wahl antreten. Berger führt mit gutem Timing und mit Fiennes als Hauptperson durch die Hallen des Vatikans und eröffnet einen Einblick in die Machtpolitik der katholischen Kirche (die selbiger wenig gefallen dürfte), Stéphane (JACKIE) Fontaines sicheres Auge hinter der Kamera ist beeindruckend, Volker Bertelmans Musik funktioniert im Film gut und erfährt eine dramaturgisch weitreichendere Rolle als sein meiner Meinung überschätzter Score zu IM WESTEN NICHTS NEUES.
Soweit so gut.

Weniger gelungen ist der Schluss, die eigentlich früh absehbare Wendung der Dinge. Nicht weiterlesen, wer den Film noch nicht gesehen hat – SPOILERALARM!
Unglaubwürdig und unnötig gesellschaftspolitisch „zeitgemäss“ erscheint mir die Schlussauflösung, die Kardinal Lawrence erfährt und mit dem gewählten Papst schliesslich bespricht. Kardinal Benitez’ Offenbarung scheint mir wahnsinnig weit hergeholt, ebenso die Wahl nach einem kurzen Statement seinerseits. Das ist Hollywood der schlechteren Art und tut einem bis dahin beeindruckenden Film nicht gut.
the facts:
Budget $20 Mio., Einspiel $112 Mio. weltweit
Academy Awards®: 8 Nominationen, Oscar® für adaptiertes Drehbuch
Golden Globes®: 6 Nominationen, 1 Globe (Bestes adaptiertes Drehbuch)
BAFTA: 12 Nominationen, 4 BAFTAs (Film, Britischer Film, adaptiertes Drehbuch, Schnitt)
Phil: 4/5
11.03.2025