Blog #36: Tapefiasko

von Phil

Es war anfangs der 2000er Jahre, Conrad Pope fiel mir erstmals als Orchestrator von John Williams auf – er arbeitete auch für andere Komponisten (James Horner, James Newton Howard etwa) und nahm mehr und mehr diese Position ein, bis er bei STAR WARS Episode I – III oder den HARRY POTTER Musiken von John Williams als dessen «Hauptorchestrator» tätig war. Pope ist aber auch als Komponist tätig und hat Scores zu MY WEEK WITH MARYLIN (2011), IN MY SLEEP (2010), LLOYD (2001) und THE PRESENCE (2010) geschrieben.

Die allgemeine Filmmusiklandschaft begeisterte er mit seinem Score zu PAVILION OF WOMEN (2001). Das war Grund genug, um mit Conrad Pope ein Interview zu führen. Sein Agent war erfreut und vermittelte die möglichen Daten; am Tag des Interviews machte ich das Aufnahmegerät und Telefonmikro (so ein Ding, das man per Saugnapf an den Hörer pappte) bereit und testete es kurz, wie immer.

Es kam zu einem ausführlichen Gespräch, in dem Pope sehr offen, gesprächig und spannend seine Rolle als Orchestrator darlegte, zu seinem Werdegang und unter anderem PAVILION OF WOMEN Stellung nahm. Genau kann ich es nicht mehr sagen, aber eine gefühlt gute Stunde plauderte Pope mit mir und ich freute mich darauf, das Interview ins Heft zu bringen.

Normalerweise höre ich nach einem solchen Telefonat kurz das Tape an, dieses Mal liess ich es liegen, bis ich mit dem Transkribieren begann.

Der Tag kam und ich legte den kleinen, trusty Recorder neben die Tastatur… ich glaube die ersten Sätze waren noch hörbar, doch dann wurde alles zu einem tieftönigen «Woooobelwuuuuubel» und das ohne Unterlass bis ans Ende des ersten Tapes – mir sank das Herz in die Hose, der Magen krampfte zusammen, ein Gefühl des «darf doch nicht wahr sein» setzte sich fest. Nun hoffte ich, wenigstens, bitte, dass die zweite Seite des Tapes noch bisschen was erfassen konnte… «woooobelwuuuuubel». Okay. Sch…!

Der Alptraum eines Interviewers: Das Gerät spinnt, die Batterien gehen zur Neige, der Tape Recorder wird mit der Kassette drin geklaut – oder noch schlimmer: Die Rec-Taste nicht gedrücöt. Nun sind mir davon die ersten beiden unschönen Vorkommnisse passiert. Erfahrungen auf die ich gerne verzichten kann.

Ich erinnere mich nicht, ob ich danach einen Teil aus dem Kopf niedergeschrieben oder es zumindest versucht habe. Und Mr. Pope nochmals beelenden, das schaffte ich nicht – auch weil die innere Antriebswelle kurzzeitig und mittelfristig auf Nullkommanull sank. Wie soll man ein gutes Interview nochmals hinbekommen?

Weitere Tests mit dem Tape Gerät zeigten: Es lag weder an den Batterien noch am Tape, das Gerät war schlicht ausser Gefecht gesetzt. In einem anderen Gerät das Tape abspielen, half auch nicht, es war unbrauchbar.

Die unschöne Seite des Interviewführens hatte mich endgültig erwischt.

10.01.2025