Blog #27: Dialoge und Soundtracks

von Phil

Kürzlich meinte ein Macher und Mitträger eines Labels (ich werde ihn aus guten Gründen nicht mit Namen nennen), dass eine 60 Minuten expanded edition CD, die sieben Dialogschnipsel enthielt, auf Kritik aus der Hörerschaft – die CD übrigens ist 24 Jahre alt – er habe diese sowieso nicht für die Filmmusikhörer, sondern für Fans des Films konzipiert (eine der lahmsten Antworten, wenn es um Dialoge und Filmmusik geht). Ausserdem könne man die Dialoge am Player ja rausprogrammieren.

Ein Kollege schrieb darauf, dass die «reinen» Fans des Films wohl eher den Film selbst kaufen oder eh schon besitzen würden und nicht eine Disc mit Filmmusik, die Dialoge enthielten. Wo er recht hat, hat er recht.

Was das Programmieren der CD betrifft, behaupte ich, ist das keine Alternative insbesondere bei einer CD mit insgesamt 28 Tracks, es sei denn man besitzt einen Player, der die Scheibe jedes Mal automatisch erkennt, wenn man sie reinschiebt, doch das beherrschen bei Weitem nicht alle.

Dialoge (oft sind es nur Monologe) auf Score-Veröffentlichungen waren für mich von jeher ein Graus. Bei LPs waren sie ausnahmslos mühsam und störend (alte Platten wie JULIUS CESAR, THE ALAMO, A MAN FOR ALL SEASONS…) bei CDs hatte man allenfalls die Möglichkeit sich selbst eine CD-R brennen zu können, exklusive der Dialoge. Doch wer hat heute noch einen CD-Brenner und was machen, wenn die Dialoge direkt in den folgenden Track übergehen oder mitten in einem Musikstück beginnen? Da bleibt nichts übrig als durchbeissen.

Score-CDs mit Dialogen, die mir einfallen, sind etwa die US-Version von ANGELA’S ASHES (John Williams, zum Glück gab es die dialogfreie, europäische Version), die bei Rykodisc erschienen THE KNACK, THE WHISPERERS oder THE THOMAS CROWN AFFAIR. Von Lee Holdrige BEAUTY AND THE BEAST, MISSISSIPPI BURNING von Trevor Jones und James Newton Howards THE DEVIL’S ADVOCATE, HANNIBAL von Hans Zimmer & Co. und die 1995er MCA-CD von APOLLO 13 beispielsweise. Bei keiner einzigen dieser Veröffentlichungen gab es für mich auch nur den kleinsten Nutzen Dialoge und Monologe auf diesen Discs zu hören.

Ein Vorteil von itunes & Co. ist, dass man diese Stücke einfach deaktivieren oder gleich komplett löschen kann. Aber wenn man Träger eines T-Shirts mit der Aufschrift «long live the CD!» ist, nützt einem diese Alternative eher wenig.

Wenn, wie oft bei source music gehandhabt (leider auch nicht immer), diese Dialoge ans Ende einer Disc gesetzt würden, niemand würde sich beklagen. Vermischen aber mit der Musik bricht nicht nur den Hörfluss, sondern mindert auch die Kunst der Musik.

15.12.2024