von Phil
Als ich 1980 (oder war es 1981? Es war eine Zeit, in der Kinofilme aus den USA erst mit einiger Verspätung bei uns liefen) THE BLACK HOLE im Kino schauen gehen wollte, ich war damals bereits ein Fan von allem was irgendwie mit Raumschiffen zu tun hatte, musste mich, schliesslich war ich erst 11 Jahre alt, jemand begleiten. Meine Wahl viel wie fast immer auf meine Oma väterlicherseits, die für mich eine wichtige Bezugsperson war, insbesondere als sich meine Eltern scheiden liessen.
So also überredete ich sie mit dem Hinweis, dass THE BLACK HOLE ein Disney-Film sei (wer Maximilian Schell und Anthony Perkins waren, spielte für mich damals keine Rolle). Das beruhigte sie ein wenig. Wir fuhren also mit dem Bus in die nahe Stadt und dort zum Kino Rex, eines meiner Lieblingslichtspieltheater bis zur Vorführung von THE EMPIRE OF THE SUN, bei der sie zwei Akte vertauschten. Aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte.
Wie bei uns in der Schweiz üblich lief nach dem Lichterlöschen ein Haufen Werbung, ob der Marlboromann dabei vorkam, weiss ich leider nicht mehr, und zwei oder 3 Trailer, auf die ich immer besonders gespannt wartete. Das besondere aber war immer die Pause, in der man sich mit Glacé versorgte.
Disney Mülleimer mit grossen Augen und starke Laserknaller eines Vader-Klons!
Die Musik begann bei geschlossenem Vorhang als Overtüre, es war einer der letzten Filme, die diese Kunstform enthielt. Schliesslich ertönte John Barrys Titelmusik über Computergrid-Effekten – wie mir ist, die erste durchgehende derartige Creditssequenz – und ich wusste, alles kommt gut. Roboter, wenn auch wirklich schlimm designte Disneyroboter, waren ebenso wie Laserwaffen zu sehen. Okay, die Ausbeute an Spaceships war eher dürftig. Damit konnte ich gerade knapp leben.
Während ich also dem Film gespannt folgte, der übrigens wie zumeist im Original mit deutschen und französischen Untertiteln gezeigt wurde, nahm Oma ihre Stricksachen hervor und begann im schummernd flackernden Licht der Projektion und umgeben von Toneffekten zu stricken.
Schliesslich und endlich liess Barry über den Schlusstiteln wieder seine Musik ertönen und damals war es, klare Sache, eine Frage der Ehre, bis zum Schluss sitzen zu bleiben. Nachdem auch die Musik zu Ende war meinte Oma, die freilich die Fähigkeit besass, gleichzeitig zu stricken und dem Film zu folgen, kurz und knapp, das sei jetzt aber ein «gruusiger» Film gewesen. Also ein schauerliches Erlebnis. Dem konnte ich zwar nicht ganz folgen, doch trennten uns so einige Generationen – und wem UELI DER KNECHT und HEIDI gefiel, musste nicht zwangsläufig Freude an einem Science Fiction Spektakel haben.
Viele Jahre später kaufte ich mir schliesslich die Soundtrack LP und fand die Musik recht repetitiv; erst vor ein paar Jahren versuchte ich mich nochmals am Film und wie so oft war das fabulös magische Gefühl aus der Kinderzeit rasch verflogen, THE BLACK HOLE ist nicht gerade Science Fiction vom Feinsten.
27.11.2024