Between Heaven and Hell, Soldier of Fortune

Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002

Leider sind die Arbeiten des lange unterschätzten Hugo Friedhofer bislang noch viel zu wenig auf Tonträger vertreten, und so freut es natürlich den Fan klassischer sinfonischer Filmmusik umso mehr, daß FSM mit dieser randvollen CD einen schönen Doppelpack mit zwei Scores aus des Komponisten glanzvollster Periode bei der Fox – Mitte der 50er Jahre – vorgelegt hat. Gemeinsamer Nenner beider Filme ist ihr exotischer Schauplatz, bei BETWEEN HEAVEN AND HELL (1956) eine Pazifikinsel im Zweiten Weltkrieg, bei SOLDIER OF FORTUNE (1955) der Umschlagplatz Hongkong, der um 1955 herum in Hollywood sehr gerne und gleich mehrfach als touristischer Hintergrund für Liebesdramen oder Abenteuerfilme zu Hilfe genommen wurde.

BETWEEN HEAVEN AND HELL bestreitet in glasklarem Stereo-Sound den Löwenanteil (40:18) dieses Silberlings, während die Masterbänder von SOLDIER OF FORTUNE bereits sehr stark beschädigt sind, und daher mit knapp 25 Minuten (plus 7 Minuten mit Bonus Tracks) nur die Hälfte der Gesamtkomposition für die CD berücksichtigt werden konnte – vor allem beim «Main» und «End Title», wo das schauprächtige Liebesthema in schönster Manier ausgebreitet wird, kommt man sich beim Zuhören schon fast wie auf dem Schleudersitz vor, zumal auch noch in die klanglich unbrauchbar gewordenen Masterband-Teile Passagen direkt von der Tonspur des Films selbst eingefügt werden mußten, was natürlich zu einem schon etwas seltsam anmutenden Hörerlebnis führt. Doch was nimmt der geneigte Soundtrack-Sammler nicht alles an Einbußen in Kauf, um überhaupt in den Genuß solcher kostbarer Preziosen zu kommen.

Mag SOLDIER OF FORTUNE durch sein wunderbar aufrauschendes und schwelgerisches Hauptthema besonders beeindrucken, so hat BETWEEN HEAVEN AND HELL ganz klar die Nase vorn, was den formalen Aufbau, die kompositorische Dichte und Innenspannung der Musik betrifft.

Richard Fleischers ungewöhnlich eindrucksvoller Kriegsfilm ist keineswegs auf Action- oder Schlachtszenen ausgerichtet, sondern besticht viel eher durch seine sehr nüchterne und geradezu distanzierte psychologische Schilderung menschlicher Verhaltensweisen im Krieg. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Leutnant Sam Gifford, gespielt von Robert Wagner, der immer wieder von epileptischen Anfällen heimgesucht wird und der erst im Laufe des Films lernt, sowohl seine eigene Gefühllosigkeit und Kälte abzulegen wie auch seine Furcht vor dem Feind.

Mit dem Stichwort Nüchternheit läßt sich auch Friedhofers gelungene Partitur umschreiben, die sich in kongenialer Weise dem Film anschmiegt. Ganz im Gegensatz etwa zu der üppigen spätromantischen Tonsprache eines Max Steiner (für den Friedhofer in den 40ern sehr viele Scores orchestriert hatte) wirkt Friedhofers Musik – wie so oft – geradezu antiheroisch, arbeitet mit gedeckten und gebrochenen Klangfarben, entschlackt den bis dato gültigen großen Klangkörper und läßt ihn durchaus luftige, neoklassizistische Federn tragen. Zwar gibt es für die Rückblenden des Films auch ein sehr lyrisches und eingängiges Liebesthema («Sam and Jennys Theme»), mit dem die CD einsetzt, doch spiegelt sich darin eine für Friedhofer äußerst typische Bitterkeit und morbide Melancholie, wodurch die delikat eingesetzten Streicher jeden Anflug von Süßlichkeit verlieren und viel eher von wehmütigen Holzbläsersoli umringt werden.

Von suggestiver wie expressiver Kraft ist bereits der «Main Title», in dem die Blechbläser und motorischen Snare Drums eine recht harsche Version des bekannten gregorianischen Dies Irae, sozusagen die musikalische Inkarnation des HELL im Filmtitel, anstimmen. Noch aggressiver und schärfer werden diese intensiven Klänge in einem der Highlights des Scores wie des Films eingesetzt. Sam, dessen Trupp vollständig dezimiert wurde, befindet sich zusammen mit seinem schwer verwundeten Freund Willie auf einem Hügel, der ringsum von den Japanern umzingelt ist. In einem heroischen Akt der Verzweiflung beginnt er, durch den Dschungel hinab ins Tal zu rennen, vorbei an den feindlichen Linien, um in dem in der Talsohle gelegenen Camp Hilfe zu holen.

Diese Szene wird im Film allein von Friedhofers genialer Musik getragen, die sich als großangelegte Fuge im Track «Desperate Journey» über die Bilder legt. Ein durchgängig beibehaltener pulsierender Rhythmus der Snare Drums verleiht der Musik ihren martialischen Anstrich, während das kraftvoll-dynamische Fugenthema von der ganzen Gruppe der Blechbläser (Posaunen, Hörner, Trompeten) in aufwühlender Dramatik durchlaufen wird, bis die Posaunen in einem Fortissimo-Ausbruch erneut das Dies Irae aus dem «Main Title» wieder aufgreifen.

Der ganze Track erweist sich im Grunde als brillanter Vorläufer der berühmten Passacaglia aus Jerry Goldsmiths THE BLUE MAX (1966) und hat dort seine unauslöschlichen Spuren hinterlassen. Das ist grandioses, zugleich waghalsig modernes Scoring der Spitzenklasse und mithin wohl eine der besten Kriegsfilmmusiken, die je komponiert wurden. Denn auch in den restlichen Tracks dieser Partitur versteht es Friedhofer mit handwerklicher Souveränität, sein motivisches Material musikalisch spannend und prägnant zu verarbeiten.

Nicht ganz auf diesen musikalischen Gipfel gelangt SOLDIER OF FORTUNE, der außer dem betörend schönen und eleganten Liebesthema für Clark Gable und Susan Hayward, das ab und an wieder aufgegriffen wird, in den restlichen 20 Minuten doch ein wenig zu sehr auf asiatische Pentatonik und atmosphärisch wenig autonomes Underscoring setzt, um den Rang eines bislang unentdeckten Meisterwerks beanspruchen zu können. Natürlich ist das alles selbstredend solide gefertigt, erreicht aber nicht die Wucht von BETWEEN HEAVEN AND HELL. Track 23 «Dak Lae» hat Friedhofer zudem ohne Umschweife in seiner drei Jahre später entstandenen Musik zu THE BARBARIAN AND THE GEISHA (1958), die im Januar bei Intrada in der vollständigen Fassung als Special Edition erscheinen wird, übernommen.

Wer von Friedhofer bislang noch gar nichts im Schrank stehen hat, sollte bei dieser sehr liebevoll aufbereiteten Veröffentlichung schon mal seine Fühler ausstrecken, bevor die 3000 FSM-Exemplare aufgebraucht sind. Alle anderen wissen eh, was sie bei solchen CD-Highlights zu tun haben.

Stefan  |  2002

BETWEEN HEAVEN AND HELL /
SOLDIER OF FORTUNE
Hugo Friedhofer
Film Score Monthly
72:55 | 30 Tracks