Battlefield Earth / Arabian Nights / Don Quixote / Peyton Place

Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000

Beim Gedanken an die Erzeugnisse des Labels Varèse Sarabande fallen mir folgende Details ein: 1) der Evergreen mit dem Booklet: man zieht es heraus und denkt, puh, das ist aber dick, was mag da getextet sein? Das Ende vom Lied faltblättert dann die angeblich besten 200 Scores des Hauses. 2) Das Label hat einen staunenswerten Reigen überragender Novitäten vorzuweisen; nur sind die meisten viele Jahre alt. 3) Dankbar erworbene Originalaufnahmen und Re-recordings klassischer Scores. 4) Editionen zu aktuellen Filmen spotten meist jeglicher Beschreibung. 5) Bei abnehmender Qualität werden die Score-Anteile immer umfangreicher; die früher angesagten Klagen über das halbstündige Programm verlieren an Boden.

Wie muß ein Käufer beschaffen sein, um Elia Cmirals BATTLEFIELD EARTH als Genußmittel zu begrüßen? Er verfügt über eine ausgeprägte Vorliebe für elektronisches Gewaber mit bedrohlichem Unterton, liebt extrem simpel disponiertes «Themen»-Material sowie den Verzicht auf gestaltete Strukturen. Ob das nun fünf Minuten oder fünf Stunden so geht, spielt keine Rolle. Für alle sonstigen Sammler gilt die Frage, wie sich derartig mäandernde Gewächse alternativ verwenden lassen. Als Wartezimmermusik in Zahnarztpraxen? Als Hintergrundambiente für Urteilssprüche bei Gericht? Wie würden Sie entscheiden?

Cmirals Kollege Richard Harvey entschied sich jüngst für den Hechtsprung von der recht unterhaltsam bewirtschafteten ANIMAL FARM in die bunte Märchenwelt aus 1001 Nacht, bzw. das, was Hallmark Entertainment darunter versteht. Sein elektronisch verstärktes Aufgebot führt ein musikalisches Mäntelchen von der Stange vor, das dort sogar den Schlußverkauf überdauert hat. Scheherazade wäre, hätte sie ihrem Gebieter vergleichbar schlecht zusammengereimte Geschichten erzählt, längst um einen Kopf kürzer. Pseudoarabisch gestöhntes Melodiengut plus perkussive Samplings, so lautet Harveys enttäuschend umgesetztes Rezept in ARABIAN NIGHTS. Keine effektive «Instrumentation», keine formalen Entwicklungen. Nur gut, daß Varèse sich auf die Möglichkeit besonnen hat, die musikalische Schwerenot im Nachhall zu ertränken. Also bekommt man von den Detailtexturen nichts mit. Trotzdem können 70 Minuten verflixt lang sein. So, und wo war jetzt gleich die CD mit Rimsky-Korsakoffs «Scheherazade»?

Man tausche das «v» gegen «tl», und aus Harvey wird der Komponist des DON QUIXOTE: Richard Hartley komponiert simpel wie sein Beinahe-Namensdouble, greift sich die schönsten Themen aus zweiter Hand und läßt den Klischeefleischwolf rotieren, hossa, hossa, olé, olé. Immerhin gelang ihm auf bescheidenem Niveau eine formale Organisation, die es erlaubt, heruntergeschraubte Erwartungen bei Laune zu halten, etwa in jener Szene, da die berühmteste Donquichotterie bevorsteht – der Kampf gegen die Windmühlen. Auch wirkt seine Partitur nicht so überladen wie beim arabisierenden Kollegen, und das Londoner Philharmonia Orchestra gehört zu den besten des Landes, weshalb eine rühmenswerte Darbietung des Spektakels gesichert ist.

Wer zumindest eine gutdurchschnittliche Partitur erwerben möchte, sieht sich auf Punkt 3 der eingangs genannten Liste verwiesen. Franz Waxmans PEYTON PLACE ist in bislang nicht erhältlicher Länge als Teil der Klassiker-Serie erschienen, eine Neuaufnahme des Royal Scottish National Orchestra, geleitet von Frédéric Talgorn. PEYTON PLACE gehört bei vielen Fans zu den meistgeliebten Scores des Komponisten. Strebte er sonst gern nach Komplexität, so begnügte er sich hier mit einer melodienseligen, zum Lana Turner-Film passenden Arbeit, die zu seinen eingängigsten gehört. Der «Main Title» stellt das prachtvolle Hauptthema vor, unter Talgorn ein wenig unterkühlt gespielt, nicht so schmalzig wie im Original. Wer es vier, fünf Mal vernommen hat, pfeift es den Rest des Tages. Einige Scherzo-Episoden, von Hindemiths kirchentonalen Werken inspiriert, bilden einen Kontrast zum lyrischen Thema. Mit unauffälliger kontrapunktischer Arbeit und einer nie in Frage stehenden handwerklichen Souveränität stellt auch ein weniger anspruchsvoller Waxman-Score wie PEYTON PLACE so ziemlich alles Aktuellere in den Schatten, was heutzutage das Varèse-Gelände verläßt. Selbiges gleicht leider zunehmend einem mit Einmachgläsern gefüllten Schrebergarten.

Matthias | 2000

BATTLEFIELD EARTH: 1
ARABIAN NIGHTS: 1.5
DON QUIXOTE: 2
PEYTON PLACE: 3.5

BATTLEFIELD EARTH

Elia Cmiral

Varèse Sarabande

48:54 | 28 Tracks

 

 

 

ARABIAN NIGHTS

Richard Harvey

Varèse Sarabande

69:21 | 27 Tracks

 

 

 

DON QUIXOTE

Richard Hartley

Varèse Sarabande

71:24 | 39 Tracks

 

 

 

PEYTON PLACE (re-recording)

Franz Waxman

Varèse Sarabande

50:17 | 18 Tracks