Benjamin Frankel Perseverance Records PRR 052 40 Min. 9 Tracks
Nicht nur, aber auch wegen so mancher historischen und lokalen Unzulänglichkeit (der Film wurde in Spanien gedreht… Ähnlichkeiten mit den Ardennen, wo diese Offensive tatsächlich stattfand, sind also nur zufälliger Natur und nicht gewollt) geht Battle of the Bulge nicht in die Geschichte grosser Kriegsfilme ein und steht hinter Werken wie All Quiet on the Western Front, Tora!Tora!Tora!, The Big Red One oder Patton zurück. Ein grosses Plus nebst einem grossen Staraufgebot (Henry Fonda, Robert Shaw, Werner Peters, Robert Ryan, Telly Savalas u.a.), besitzt der Film mit der Musik des Briten Benjamin Frankel. Darauf gestossen bin ich durch Andi Süess, der mir vor einiger Zeit eine Kopie der vergriffenen Japan-CD vom Soundtracks Listeners Club gegeben hat – wir sprachen damals von der längeren, 78 minütigen Neueinspielung aus dem Jahr 2000 und ob diese sich lohnen würde. Kurz darauf hat sich Preseverance nun nochmals der alten LP-Sequenzierung angenommen und diese auf CD gepresst; sie ist Gegenstand dieser Rezi.
Benjamin Frankel wurde 1906 in England geboren. Seine Liebe zur Musik lebte er zunächst in der Unterhaltungsmusik arbeiten, 1934 startete Frankel seine Karriere beim Film, während sein erstes grosses Projekt erst 1945 mit The Seventh Veil erschien. Es folgten Filme wie Night in the City, The End of the Affair, The Prisoner, Curse of the Werewolf und The Night of the Iguana. In der Schweiz schrieb Frankel den Grossteil seiner „ernsthaften“ Werke.
Eines der Hauptthemen des Scores ist das „Panzerlied“, ein damals nicht nur bei der Panzer SS ein beliebtes Stück. Dieses verwendet Frankel immer wieder, auch gleich zu Beginn in der wunderbaren „Prelude“. Von einem (zünftigen) Männerchor gesungen, erlebt es in „Panzerlied (The Tankmen’s Song)“ seine gesungene Ursprungsversion (gesungen im Film von Hessels Männern), nach und nach stimmt eine Blaskapelle ein. Wir wissen, dass die Amis wenig Berührungsängste mit Musikmaterial oder Märschen haben, die in unserem nördlichen Nachbarland geächtet werden (teilweise nicht zu Unrecht). Filmthematisch ist das Lied natürlich passend, bedeutete die Ardennenschlacht doch sowas wie die letzte grosse Panzerschlacht des zweiten Weltkriegs, in der die Nazis alles auf eine Karte setzten und den Allierten in diesem hügeligen Gelände mit einer Konteroffensive schwer zusetzten.
Ebenfalls in die „Prelude“ eingebunden sind das Motiv für Colonel Kiley (Fonda), kurz darauf zu hören im temporeichen Actiontrack „Kiley’s Plane Pursues Hessler’s Car“, das Motiv für den von Telly Savalas› gespielten Panzer-Seargent und das pfundige Thema für die Amis aus „Victory and Postlude“. Auch für den von Robert Shaw gespielten Deutschen Panzerkommandant, Hessler, hat Frankel ein Thema parat. Es ist allerdings seltener zu hören. Die Hauptverbindung zu den SS Truppen bleibt das Panzerlied.
Der Score, der bei mir sofort eingeschlagen hat, ist üppig militärisch und bisweilen fast kakophonisch gestaltet, die Maschinerie der Deutschen Panzerwaffe und die zeitweilige Konfusion der überraschten Amerikaner treffend wiedergebend, der siebeneinhalb minütige „The German Tanks Emerge and Break Through“ als furioses Beispiel. Es folgt die amerikanische Antwort in „1st Tank Battle“, das mit dem wirbelnden Motiv von Telly Savalas› Charakter beginnt, ehe das Actionmotiv und Kiley’s Thema zu hören sind und die Tuba das Panzerlied ertönen lässt. Ein letztes fulminantes Actionstück erklingt mit „The Attack on the Fuel Depot fails and Hessler is Killed“,
Frankel arbeitet in Battle of the Bulge zwar leitmotivisch, scheut gleichzeitig aber nicht vor rüden, manchmal kernigen Momenten zurück. Diese Mischung, die Frankel mit viel Verve beherrscht, ist ungemein spannend anzuhören und knackig orchestriert, intoniert vom New Philharmonic Orchestra. Auf dem 40 minütigen Album kommt die Musik kaum zur Ruhe, nur gerade Track 4, „Interlude with a Courtesan 1st Class“ besticht durch einen leichten, humorvollen Touch und in „The Massacre of the American Prisoners“ beginnend mit einer unguten, anschwellenden Stimmung und einem weiteren Motiv (Trompete) für einen Protagonisten (James MacArthur), der dem Massaker entflieht. Es wäre auch, aber nicht nur, in diesem Zusammenhang sicher interessant sich die Neueinspielung anzuhören, im Warenkörbchen jedenfalls ist sie schon.
Phil, 25.11.2012