Das gute, alte El Royale ist eine Besonderheit: Mitten durch das Hotel führt die Grenze zwischen Nebraska und Kalifornien. So kann der Gast aussuchen in welchem Staat er oder sie übernachten möchte, ob er legal Alkohol geniessen oder um Geld spielen will. Doch das alles ist nur Hintergrund einer Geschichte um einige Fremde, die sich gleichentags im El Royale einfinden – wieso, weshalb und wozu, das erzählt Drew (CLOVERFIELD) Goddards Film, der u.a. mit Jeff Bridges, Dakota Johnson (genau, die aus der «jöööö» FIFTY SHADES Trilogie), Chris Hemsworth, Lewis Pullman (Sohn von Bill Pullman) besetzt ist. Ein Priester, der irgendwie mehr auf dem Kerbholz hat als nur das Ave Maria vorzubeten. Eine bis an die Zähne bewaffnete junge Frau, die ihre jüngere Schwester an einen Stuhl fesselt. Eine Sängerin auf der Suche nach ein bisschen Erfolg. Ein Staubsaugervertreter, der mehrere Abhörmikrofone aus seinem Zimmer entfernt und der scheinbar einzige Bedienstete des Etablissements. Erst spät in der Nacht erreicht ein mysteriöser Sektierer das Hotel.
Goddard verfährt mit der Einführung der Charaktere geschickt, erst nach und nach offenbaren die Gestalten ihr wahres Ich und er teilt die Geschehnisse in Kapitel bzw. Räume auf. Ist alles Zufall oder verbindet die Gäste etwas – oder sind es doch nur die Geschehnisse im und um das El Royale, die sie zusammenführen? Bildlich ist BAD TIMES AT THE EL ROYALE formidabel in Szene gesetzt von Seamus McGarvey (ATONEMENT, NOCTURNAL ANIMALS), immer wieder von on-screen und source music begleitet. Eine Musikbox ist prominent in der Mitte des Entrées platziert, nicht weniger prominent sind die daraus zu hörenden Songs. Das wiederum hat eindeutig Einfluss auf die Menge an Musik von Michael Giacchino, die hier zu hören oder eben nicht zu hören ist. Bei weitem ist nicht alles, was auf der Score-CD enthalten ist auch im Film zu hören, über den Daumen gepeilt ist es vielleicht gerade mal die Hälfte davon.
Nein, ein Meisterwerk ist BAD TIMES nicht, aber etwas Kultiges hat der Film durchaus – wenn, dann ist das aber dem Look des Films geschuldet. Irgendwie tanzt BAD TIMES zwischen einem Agathe Christie Stoff und einem Quentin Tarantino Verwirrspiel hin und her ohne die Glanzpunkte und die grossen Überraschungen dieser zu erreichen. Kommt hinzu, dass eigentlich keiner der Beteiligten wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlässt, weder der von mir geschätzte Bridges, noch Chris Hemsworth als Charles Manson Verschnitt. So bleibt BAD TIMES AT THE EL ROYALE irgendwie flach und trotz einigen Gewaltexzessen harmlos, der Zuschauer weiss oft allzu früh was auf ihn zukommt und trotz allen guten Handwerks ist zu befürchten, dass der mit über 140 Minuten etwas zu lang geratene Film recht schnell in Vergessenheit geraten dürfte.
Phil, 11.3.2019
BAD TIMES AT THE EL ROYALE
R: Drew Goddard
D: Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Dakota Johnson, Jon Hamm, Chris Hemsworth u.a.
Musik: Michael Giacchino
Verleih: Fox
Erscheinungsdatum: 21.2.2019