Irving Rosenfeld ist Trickbetrüger par excellence. Er verspricht Geschäftsleuten, die nirgends mehr Geld bekommen, Kredite für eine Arbeitsgebühr von 5000$. Natürlich sehen diese weder einen Kredit, der wird nämlich immer abgelehnt, noch ihre Gebühr jemals wieder. Der etwas trottelige FBI-Agent Richie DiMaso ist Rosenfeld und seiner hübschen Komplizin längst auf den Spuren und stellt ihn vor die Wahl Gefängnis oder Kooperation. DiMaso hat grösseres vor und will Politiker, die Schmiergeld annehmen um Atlantic City neues (Spieler-)Leben einzuhauchen, das Handwerk legen, nicht zuletzt weil er sich gerne selber mit Aufstiegschancen im Bureau konfrontiert sehen möchte. Rosenfeld fühlt sich zunächst in seiner neuen Rolle sichtlich wohl, hat er doch immer ein Hintertürchen parat, doch als DiMaso auch vor dem Mob keinen Halt mehr macht, steigt bei Rosenfeld und seiner Partnerin allmählich Panik auf.
Seit einiger Zeit werden wir in Filmen wohl oder übel an die Mode und den Chic der 70er Jahre erinnert. Wer sich selber aktiv mit Schlaghosen, Koteletten und breiten Krawatten auseinander setzen musste, wird das mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen. David O. Russell zeigte uns bisher eigentlich immer recht feine Streifen, I Heart Huckabees, Three Kings, The Fighter oder Silver Lining Playbooks, durchwegs alle bei der Kritik meist wohlwollend aufgenommen. American Hustle nun vereint Russell wieder mit Christian Bale aus The Fighter, hier in einem wunderbaren Outfit inklusive Glatzendeckfrisur fast nicht zu erkennen. Bale spielt den leicht herzschwachen Betrüger, der mit Amy Adams flirtet und sich zu Hause mit einer fordernden, nicht besonders schlauen vor allen Dingen aber gesprächigen Frau (Jennifer Lawrence aus der Hunger Games Serie) auseinandersetzen muss mit viel Verve. Eine feine Leistung, die alleine es den Film zu schauen Wert ist. Wunderbar auch die kleine Rolle Robert DeNiros als, fast ist man gewollt zu sagen „na was schon?“, Mafiaboss.
Der Film beruht auf der Abcam Affäre, die Ende der 70er Jahre in New Jersey von einem FBI-Agenten initiiert wurde (Bradley Coopers FBI-Mann hat von fast allen im Film zu sehenden Charakteren allerdings am wenigsten mit dem tatsächlichen Initiator der Begebenheit zu tun) und schliesslich diverse Kongressabgeordnete und gar einen angesehenen Ex-Senatoren zu Fall brachte. Allerdings nimmt sich Russell die Freiheit mit einigem Humor und darstellerischen Spielereien den Fakten unterhaltende Fiktion einzuhauchen.
So ist American Hustle ein wundervoll unterhaltsames Betrügerstück mit Personen, die man sich beinahe als Nachbarn vorstellen könnte und weniger hochtrabend und sich selbst hintersinnend vor lauter Twists, vielleicht hie und da mal ein wenig zähflüssig, fein gespielt und amüsant mit der Leichtigkeit eines The Sting und dem schwarzen Humor eines The Grifters.
Von Danny Elfmans Score ist kaum etwas zu hören, es dominieren ganz eindeutig die Songs aus der Zeit in der der Film spielt. Das ist durchaus nicht unpassend, wenn denn doch die Frage gestellt werden darf, ob jedem Film, der in den 70ern oder 80ern stattfindet von Haus aus schon mal dutzende Lieder als zeitperiodisches Merkmal zur Seite gestellt werden müssen (so im Sinne von Kopfnuss Richtung Publikum, hallo, der spielt dann schon 1978!)? Aus der Marketingabteilung wird die Frage zweifellos mit einem kurzen und knappen „Yes!“ zu beantworten sein. Jedenfalls findet man auf der CD nur ein kurzes Stück aus Elfmans Feder.
Phil, 16.7.2014
AMERICAN HUSTLE R: David O. Russell D: Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jeremy Renner u.a. Musik: Danny Elfman, various Verleih: Ascot Elite
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