Above and Beyond

Review aus The Film Music Journal No. 30, 2003

Ein weiteres Mal macht sich das FSM-Label um die lange vernachlässigte Hinterlassenschaft Hugo Friedhofers verdient. Da dieser allerdings nur selten für MGM gearbeitet hat, sind weitere Trouvaillen seines ohnehin dezimierten Erbes allenfalls durch Varese Club zu erhoffen. ABOVE AND BEYOND erfüllt und übertrifft alle Erwartungen, die man an einen kraftvollen Friedhofer-Score stellen könnte. Wann sonst hätte er eine Komposition in derart selbstbewußter Weise mit einem fanfarenartigen «Main Title» eröffnet und die Höhepunkte durch einen Tusch hervorgehoben? Doch wer in den ersten 70 Sekunden zweifeln sollte, ob die martialische Klangkulisse wirklich von dem sensiblen Hollywood-Sonderling stammt, wird noch im ersten Track eines Besseren belehrt, denn anschließend gewinnt die personaltypische Konstellation aus üppiger Melodik und widerborstiger Rhythmik die Oberhand.

Immerhin geht es nicht nur um Fliegeridole der US Air Force, sondern auch deren Angehörige, die mit gespannter Erwartung auf die Rückkehr vom Einsatz warten. Friedhofer ist es erneut gelungen, ein routiniertes Star-Vehikel, diesmal mit MGM-Allzweckwaffe Robert Taylor, durch seine vielschichtige Komposition zu veredeln. Da gibt es ein Liebesthema, das aber von den militärischen Motiven unterwandert und destabilisiert wird; außerdem konfliktträchtige Bläserakkorde mit unsicherem Baßfundament, elegische Bläsermelodien und dissonante Tremoli, die niemand anders verfaßt haben kann als der unverwüstliche Melancholiker Hugo Friedhofer, dessen idyllischer Name nun wieder einige Grade heller leuchtet.

Die Ausstattung der CD ist selbstredend vom Feinsten, mit einem kompetenten Text von William Rosar und „vielsagenden“ Filmfotos. Dank an FSM!

Matthias  |  2003

ABOVE AND BEYOND

Hugo Friedhofer

FSM

55:33 | 24 Tracks