The Americanization of Emily

THE AMERCIANZIATON OF EMILY /
THE SANDPIPER /
DRUMS OF AFRICA

Johnny Mandel

Film Score Monthly Silver Age Classics FSM Vol. 12 No. 4

CD 1: 66:23 / 25 Tracks
CD 2: 72:08 / 23 Tracks
CD 3: 72:34 / 25 Tracks

Limitiert auf 2000 Stk.

Mit dieser umfangreichen Triple-CD erhält nach David Raksin ein weiterer amerikanischer Komponist seine Würdigung mit einer Boxed Edition in der immer größer werdenden FSM CD-Reihe. Davor ist vom Komponisten der Score zu The Russians Are Coming!, The Russians Are Coming! (Die Russen kommen! Die Russen kommen!) zusammen mit Kenyon Hopkins The Fugitive Kind (Der Mann in der Schlangenhaut) auf der MGM Soundtrack Treasury CD 3 und The Point Blank (Point Blank – Keiner darf überleben) gekoppelt mit Jerry Fieldings The Outfit (Revolte in der Unterwelt) bei FSM erschienen. Von diesem Komponisten gibt es außer dem sehr bekannten M*A*S*H* sowieso nur wenige Score CDs. Zuletzt hat Varése Sarabande den unused Score zu Author! Author! (Daddy! Daddy! Fünf Nervensägen und ein Vater) in Zusammenhang mit Dave Grusins im Film verwendeter Fassung veröffentlicht.

Seinen Einstand im Filmmusikgeschäft feierte, der vom Jazz kommende, Jonny Mandel mit I Want to Live! (Lasst mich Leben) im Jahr 1958. Geboren wurde er 1925 in New York und schon mit 14 Jahren lernte er vom legendären Bandleader Van Alexander das Arrangieren. Danach spielte er die Trompete mit dem Jazz Violinisten Joe Venuti und später mit dem Bandleader Billie Rogers, sowie Posaune unter anderem mit Jimmy Dorsey, Buddy Rich und Alvino Rey. In einer anschließenden  Auszeit studierte er an der Manhattan School of Music und an der Juilliard. 1948 übersiedelte Mandel nach Los Angeles, wo er u.a. für Woody Herman schrieb und arrangierte. Später kamen noch Showgrößen wie Frank Sinatra, Peggy Lee und Hoagy Carmichael dazu.

Die 3 auf diesem Set vertretenen Scores stammen aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie gehören zu sehr unterschiedlichen Filmen bzw. Genres, wie (Anti-)Kriegsfilm, Love Story, sowie B-Action-Film. Das Verbindende ist nicht allein der Komponist, sondern die Kombination von melodischen, lyrischen, aber auch orchestralen und jazzigen Elementen und alle 3 Scores sind geprägt durch einen sehr hörenswerten, angenehmen Titelsong.

Emily eröffnet z.B. gleich auf Disc 1 mit einem satten, choralen Arrangement, das so im Film keine Verwendung fand. Eine alternative und etwas schnellere Version findet sich dann in der Bonus Score-Sparte, nämlich Track 15. Das melodische, walzerähnliche 3-Ton-Motiv für die englische Kriegswitwe Emily – gespielt von Juli Andrews – kann man noch in diversen Cuts, z.B. Track 5: I Am a Prig at That, oder Track 6: Surprise Surprise als auch in Track 7 Emily’s House und natürlich mit dem ausgefeiltesten Orchesterarrangement in Track 9 & 16: Sussex (Vacation in Sussex) & (film version) in verschiedenen Arrangements für unterschiedliche Solo(-Blas-)Instrumente, hören. Johnny Mercers Lyrics des Songs wurden durch Coverversion von Frank Sinatra, Andy Williams, Jack Jones, David Rose und vielen anderen auch zum Hit außerhalb des Films.

Das zweite zentrale Thema sind die militärischen (Marsch-)Musiken für James Garners Rolle des Amerikanischen Navy Attachees Lt. Cmdr. Charlie Madison: am prominentestens vertreten im Main & End Title.
Die etwas jazzigeren Source Musiken für Party Sequenzen, etc. finden sich gesammelt auf den Tracks 19-25. Darunter sind sogar auch für mich einige interessante Stücke, wie Track 21: Don’t Sit Under the Apple Tree oder Track 24: Chattanooga Choo Choo (3 Drunken Admirals), obwohl ich eigentlich kein so großer Freund bzw. Anhänger des Jazz bin.
Die beiden Hauptthemen und auch der Song gehören für mich zu den Highlights dieses wirklich empfehlenswerten Scores!

Trotzdem, dass einige Cues ein wenig jazzig rüberkommen, sind sie für mich immer noch mehrheitlich geprägt von orchestralem Idiom und somit fällt die Wertung gerade bei diesem Score etwas höher aus als bei den anderen.
Für die digitale Premiere auf CD hat das Team von Lukas Kendall die Original 35mm 3-Track Scoring Elemente und auch die 1/2’’ 3-Track Album Master verwendet und neu remixed. Die Verfechter des LP Schnitts (der Reprise Records RS-6151) sollten den CD-Player mit den Tracks 1,2,9,4,6,17,11,7,5,13 und 18 programmieren. Leider werden sie damit aber auch einige schöne andere Cuts verpassen…

Auf Disc 2 und den letzten Tracks (16-25) der Disc 3 befindet sich der einzige Score dieses Sets, der schon einmal auf CD (Verve Soundtracks/Mercury/Polydor 531 229-2; 42:07, 11 Tracks) veröffentlich worden ist, nämlich The Sandpiper (… die alles begehren).

Sowie schon auf der vorherigen Disc beginnt auch diese mit dem – diesmal etwas prominenteren und auch mit einem OSCAR prämierten – Song: The Shadow of Your Smile, der im Film eigentlich – nur um überhaupt für die OSCAR Nominierung zugelassen zu werden – erst bei den End Credits zu hören ist, und hier am Anfang in der besten Version präsentiert wird.
Danach folgt der komplette Score in Film-Reihenfolge (Tracks 2-14, 48:09) und alternative Takes, sowie Source-Musik (Tracks 15-23, 22:53).

Tracks 16 bis 25 mit einer Laufzeit von 36:58 auf Disc 3 präsentieren dann die vom Album Produzenten Quincy Jones in Suitenform restrukturierte Mercury LP (MG 21032/SR061032) Fassung. Mir hätte diese Version gereicht, denn die verlängerte Fassung bringt nur mehr des schon bekannten und wird daher auf die Dauer etwas langweilig.

Dieser Score zum Lovestory Star-Vehikel für das damalige Neo-Ehepaar Elizabeth Taylor und Richard Burton unter der Regie des für diese Art von Filmen prädestinierten Vincente Minnelli gehört neben M*A*S*H* sicherlich zu den bekanntesten Filmmusiken von Johnny Mandel und ist meines Erachtens zu stark auf das eine Thema des Songs – welcher bestimmt durch seine (Evergreen-)Qualitäten besticht, fixiert. Die Melodie des Songs zieht sich durch den ganzen Filmscore: Main Title, Art Gallery Revised, Home to the Old Lady (hier mit Solo-Gitarre und anderen Variationen), etc. Nachdem dieser Score viel mehr dem Jazz nahesteht: selbst die romantischen Parts sind verjazzt, findet diese Musik bei mir etwas weniger Anklang als die von Disc 1.

Obwohl vom Komponisten so geplant, wird die Eintönigkeit – durch das Fehlen von unterschiedlichen Themen, langsamen Tempi, etc. –  schon bald langweilig. Außerdem wäre – trotz des üblichen Komplettierens – hier weniger mehr gewesen.
Für Jazz-Freunde und -Anhänger ist dies hingegen eine durchaus empfehlenswerte CD. Bei dieser CD-Präsentation wurde jedenfalls auch auf die Original 35mm 3-Track Scoring Session Recordings zurückgegriffen.

Dem weniger bekannten Score zum B-Movie (Afrika-)Abenteuerfilm über Sklavenhändler Drums of Africa (Sklavenjäger) mit vielen Afrika-Natur-Aufnahmen aus dem für den zuvor gedrehten Film  King Solomon’s Mines, aber nicht verwendeten Filmmaterials, widmet sich der Anfang von Disc 3 (Tracks 1-15, 36:50). Diese Musik ist definitiv weniger melodisch, als die anderen beiden Scores, dafür besticht sie durch eine interessante Orchestration. Aus finanziellen Gründen hatte der Komponist zwar nur ein sehr reduziertes Orchester (ca. 15 Mann) zur Verfügung, aber das Resultat hört sich keinesfalls danach an. Die Musik wurde vor allem unter der Verwendung von Schlag- und Blasinstrumenten, sowie einem Akkordeon eingespielt. Streichinstrumente fehlen hier vollkommen! Die romantischen Szenen, sowie der Song The River Love, der etwas an Mancini’s Moon Riveraus The Breakfast at Tiffany’s erinnert und hier in 2 Versionen: Track 7 (im Film verwendete Version) gesungen vom Schauspieler Ferrers und Track 15 interpretiert von Frankie Avalon, zu hören ist, werden von Holzbläsern (Flöte(n), etc.) bzw, einem virtuellen Afrikanischen Daumenklavier, das seltsamerweise wie eine Gitarre klingt, begleitet.

Abgesehen vom Song sind die meisten Cues viel zu Filmbehaftet, als dass sie für sich alleine auf CD einen großen Eindruck auf mich machen würden. Jazz-Elemente sind aber auch in diesem Score vorhanden, z.B. Track 14 10M4 (Climax). Die Original 35mm 3-Track Scoring Masters hatten kein Cue Sheet, daher wurden die Reel-und-Part Designationen verwendet, wobei in Klammern beschreibende Track-Titel dazuerfunden wurden.

Klanglich sind alle 3 CDs in gewohnter FSM Qualität. Das Booklet ist diesmal zwar umfangreich wie immer, aber die Track-by-Track Analyse der einzelnen Scores ist leider nur über das Web bei filmscoremonthly.com nachzulesen.

Meines Erachtens sollte dieser Teil einfach zum Set und dem Booklet dazugehören! Ich hätte auch gerne etwas mehr für ein weiteres bzw. erweitertes Booklet aufgezahlt!

Erwin, 10.7.2010

Americanization:

 

Sandpiper:

 

Drums of Africa: