Martin Scorsese erzählt die wundersame Geschichte des Waisenkinds Hugo, der in den 1930ern im Pariser Bahnhof lebt und dort die zahlreichen Uhren hegt und pflegt – immer auf der Flucht vor dem grimmigen Stationsvorstand und dessen Dobermann Maximilian. Hugo ist einsam und setzt alles daran einen wunderlichen Automaton, der ihn an seine Zeit mit seinem geliebten Vater und Uhrmacher erinnert, zu reparieren und in Gang zu bringen. Er lernt auf seinen kleinen Diebestouren den Spielzeugladenbesitzer Georges, der Hugos Notizbuch an sich nimmt, und dessen Stieftochter Isabelle, die sich sofort mit Hugo anfreundet, kennen. Alle verbindet ein spezielles Geheimnis.
In der Tat, Hugo ist Scorseses bisher märchenhaftester Film mit vielen komödiantischen Momenten mehr in Richtung Slapstick neigend. Für diese sorgt insbesondere Sacha Baron Cohen, der, man muss es sagen, den anderen Darstelleren hier die Show stiehlt. Ganz entzückend ist insbesondere die Szene mit der Blumenverkäuferin und dem Tipp „bitte Lächeln“. Ausgerechnet Asa Butterfield und Chloë Grace Moretz als Hugo und Isabelle agieren ausgesprochen steif und gekünstelt, etwas was man von einem Scorsese Film sonst eigentlich kaum kennt. Schade auch, dass so einige Szenen im Aussenbereich, am auffälligsten jene mit der Einführung des Bahnhofs, arg nach CGI aussehen.
Insgesamt, so darf man sagen, ist Hugo ein hübscher Film mit magischen Momenten (die Méliès Sequenzen im Besonderen). Der Film zeigt aber auch, dass Scorsese nicht unbedingt ein Könner im belustigend verzaubernden Fach ist und das ein oder andere, das witzig hätte sein können, zu arg gewollt erscheint. Unterhaltend ist der Film aber allemal und vielleicht entdeckt man beim zweiten oder dritten Hinschauen auch noch Kleinigkeiten, die man zuvor in der Bilderflut übersehen hat.
Hugos Musik von Howard Shore hat im Film seine Momente und ja, sie funktioniert danach als CD durchaus angenehmer. Aber auch so: irgendwie kommt das Pariser Flair nicht so richtig vom Fleck, auch wenn es nun mit der Bistrocombo ein bisschen mehr einleuchtet (ich meinte fälschlicherweise der Gitarrist sei Johnny Depp, eine Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen). Im Film beschlich mich auch immer das Gefühl hier einen Desplat und keinen Shore Score zu hören… merkwürdigerweise! Zur CD-Rezi.
Hugo ist auf bluray in 3D, natürlich nur bei passenden Abspielgeräten, zu sehen (man kann „die Blaue“ allerdings auch ganz normal abspielen), während die DVD in bekanntem Format daherkommt. Beide sind optisch bestechend, mit superscharfem Bild und herrlicher Farbgebung und die effektvolle Tonspur, massgeblich zum Ambiente beitragend, macht Spass und Eindruck.
Phil, 5.8.2012
HUGO R: Martin Scorsese D: Ben Kingsley Musik: Howard Shore Verleih: Ascot Elite