BLACK PANTHER ist der erfolgreichste Soloausflug in die Kinos eines Superhelden, das alleine machte schon neugierig, was es denn mit diesem Film auf sich hat, der einige Jahre in den Schreibtischen bei Marvel geschlummert hat. Eine Zeit lang war sogar Wesley Snipes (BLADE) als Hauptdarsteller im Gespräch, Startschuss sollte dann 2015 sein, aber man wollte anderen Marvelfilmen zunächst nicht in die Quere kommen. Nun ist er also da, der Superheld vom afrikanischen Kontinent, aus dem geheimnisvollen Wakanda, so reich und wohlhabend ist, dass sich und seine Bewohner vor Ausbeutung und Einmischung schützt. Einen ersten Auftritt hatte der Black Panther bereits in THE FIRST AVENGER: CIVIL WAR, wo er in die Fussstapfen seines bei einem Attentat getöteten Vater treten sollte. Heimgesucht wird der in BLACK PANTHER schliesslich zum König von Wakanda gekrönte T’Challa von einer Figur aus der Vergangenheit. Killmonger ist der Sohn von T’Challas Onkel, der von dessen Vater in Oakland alleine zurückgelassen wurde und nun auf Rache sinnt. Och ja, das ist an und für sich auch schon die ganze Story, denn die ist so flach wie die Poebene und so anspruchsvoll wie ein Schluck Wasser.
Jetzt müsste demnach der Satz „aber immerhin sind die Charaktere interessant“ folgen, doch leider sind auch die nicht hügeliger als die angesprochene Ebene. Einige sind sogar richtig schlecht geschrieben und leider auch so gespielt, allen voran T’Challas Schwester Shuri (Letitia Wright), die die Geduld des Zuschauers bereits nach wenigen Minuten Screentime strapaziert. Oder unser aller Lieblingsgollum Andy Serkis als Ulysses Klaue, oioi, nur Gut wird dem fiesen Gebaren bald einmal der Garaus gemacht. Martin Freeman (SHERLOCK, THE HOBBIT) darf auch mittun, seine Szenen sind aber keinen Deut besser und wenn er im Finale, er war ja schliesslich einst Pilot, die mit dem mysteriösen Vibranium (ein superkräftiger Energierohstoff, der nur in Wakanda gewonnen werden kann) in alle Herren Länder zu flüchten gedenken, ist er es natürlich, der sie alle abknallbummst – Klammer auf: sogar Tom Cruise war in TOP GUN glaubwürdiger, Klammer geschlossen. Mit Forest Whitaker, der den Förderer von T’Challa spielt, hat man beinahe schon Mitleid. Es wird aber noch übler, nämlich wenn alle Wakanda Bewohner mit einem unglaublich nervigen Dialekt ausgestattet werden (wie das wohl in der Deutschen Synchro gelöst wurde?). Als Kirsche auf dem Dessert ist der Film auch mit lausigen CGI-Effekten ausgestattet. Wo um’s Himmels Willen ist da die Liebe zum Detail geblieben oder ist man sich bei Marvel & Co. inzwischen einfach zu schade und beschränkt sich darauf, dass es zwar richtig schlecht, aber dafür eben „coooool“ aussehen soll? Diese ganzen CGI- Lawinen in den Superheldenfilmen gehen mir lange schon auf den Keks, aber wenn es lieblos und von einer Qualität wie bei BLACK PANTHER gefertigt ist, ist es einfach ein Ärgernis. Damit zum Oberbösewicht Killmonger, der hat’s doch sicher drauf? Ne, kein Stück und fast so langweilig wie all die anderen Protagonisten. Ach und zu den Kampfnashörnern will ich nichts mehr schreiben…!
Stellt sich zu guter Letzt die Frage, wieso ums Himmels Willen die ganze Welt, fast die ganze Welt, sich diesen Film anschauen gegangen ist und weshalb um des Thors Hammer dieser bei einschlägigen Massenstimmungsbarometern wie Rotten Tomatoes oder auf imdb eine dermassen hohe Bewertung erreichen konnte? Ich bin sprachlos und habe keine Erklärung dafür, ausser vielleicht ein Filmzitat aus einer ganz anderen Kinozeit zu bemühen: Vielleicht bin ich einfach „too old for that shit“?
Tja, und nun? Nun bleibt nur noch der Hörgang zur Filmmusik, vielleicht ist da was zu holen? Vier Buchstaben: Nein. Ludwig Göransson begab sich zur Recherche tatsächlich einen Monat lang nach Senegal. Es stellt sich nach dem Gehörten allerdings die Frage, was der schwedische Komponist (CREED, DEATH WISH) denn dort genau recherchiert hat. Freilich sind afrikanische Klänge in den Score eingeflossen, wie hätte es auch anders sein können und wer hätte es schon gewagt, diesem Klischee zu entrinnen? Aber was filmmusikalisch aus den Boxen schallt ist 08/15 Actiongedöns aufgeblasen mit ethnischen Beigaben.
Phil, 21.7.2018
BLACK PANTHER Regie: Ryan Coogler Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Joran, Lupita Nyong'o Musik: Ludwig Göransson Verleih: Marvel Studios/Walt Disney Pictures Erscheinungsdatum: 20.6.2018