Mit DETROIT hat Kathryn Bigelow (THE HURT LOCKER, ZERO DARK THIRTY) ein diffiziles Thema unter ihre Fittiche genommen. 1967 explodierte in Detroit was schon länger gekocht hatte. Während der Aufstände und Plünderungen an der „12th Street Riot“ trafen Polizei, die Nationalgarde und zwei Armeedivisionen auf eine wütende, afroamerikanische aber auch weisse, aufgeladene Bevölkerung. Das Resultat waren 46 Tote und mehr als 1000 Verletzte. Bigelow beschreibt wie es dazu kam und konzentriert sich danach auf die Vorgänge, die im Algiers Motel passierten, wo ein Scharfschütze vermutet wurde (in der Tat schoss einer der Bewohner, allerdings mit einer Starterpistole) und danach mehrere Verhaftete physisch und psychisch missbraucht wurden. Der unter dem Begriff „The Algiers Incident“ bekannt gewordene Vorfall hinterliess 3 Tote und zog einen Gerichtsprozess nach sich als zwei der beteiligten Polizisten ein Geständnis ablegten.
Bigelows Film wurde in Presse, TV/Radio und Internet gross angekündigt, kam aber beim Publikum nicht gut an und enttäuschte an den Kinokassen. Woran das gelegen hat, darüber kann man nur spekulieren. Einerseits ist die Thematik eine durchaus schwierige, andererseits sind die Geschehnisse, so wie von Bigelow umgesetzt, oft kaum ertragbar. Ein grosses Manko des Films aber ist sicherlich, dass die Filmemacherin es nicht schafft den Charakteren das nötige Leben, die nötige Tiefe zu verleihen. Sie wirken flach und manchmal sogar klischeehaft. Wo Bigelow in HURT LOCKER und ZERO DARK THIRTY es schaffte, an Protagonisten und Schauspieler heranzukommen, scheitert sie bei DETROIT katastrophal. Das macht den 144 Minuten Film noch schwieriger goutierbar, bei all der guten Absicht, die die Macher hier einbringen wollten. So bleibt, wenn die Schlusscredits laufen und einige nachträgliche Infos eingeblendet werden, eine grosse Leere zurück, einerseits weil man erschüttert ist ob dem Gesehenen, andererseits weil der Film an seinem hoch gesteckten Standart fast auf der Ganzen Linie scheitert.
Was bleibt musikalisch zurück? Von James Newton Howard sehr wenig. Es dominieren wie auch auf der Motown CD Songs und Jazzstücke – einer der Hauptcharaktere des Films ist Sänger bei den The Dramatics. Man könnte behaupten, die CD repräsentiert mit den zwei kurzen Stücken von Howard fast was im Film auch zu hören ist, stilistisch ganz sicher.
Veröffentlichung: 4.4.2018 (Ascot Elite)
Gelungener ist MARK FELT – THE MAN WHO BROUGHT DOWN THE WHITE HOUSE mit Liam Neeson als Rang hoher FBI-Mann, der später als „Deep Throat“ bekannt gewordene Informant, dessen Hinweise zum Watergate-Skandal an die Washington Post Journalisten Bernstein und Woodward schliesslich zum Rücktritt Richard Nixons führte. Der Film von Peter Landesmann (PARKLAND) ist in düstere Bilder gehüllt, oft sind die Gesichter der Beteiligten nur schemenhaft zu erkennen, die Augen bleiben versteckt. Neeson, der in den letzten 10 Jahren den fast immer gleichen Thriller/Actionfilmen sein markantes Gesicht lieh, gibt hier eine seiner feinsten darstellerischen Leistungen seit langer Zeit. Wer Filme wie ALL THE PRESIDENT’S MEN mag, der dürfte mit MARK FELT, bei uns unter THE SECRET MAN laufend, durchaus gut bedient sein, wenn dieser Film denn auch nie an die Intensität von Alan J. Pakula grossartigem Streifen heranreicht.
Daniel Pembertons Musik haben wir in einer Rezension bereits besprochen, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, ausser, ja, der Score macht „seinen Job“. Kennt man Pembertons Schaffen noch nicht, dann sei als Einstieg allerdings eher sein grossartiger AWAKENING empfohlen, andere Filmmusikfans ziehen vielleicht THE MAN FROM U.N.C.L.E. vor.
Veröffentlichung: 7.3.2018 (Ascot Elite)
Robert Pattinson hat nach den gefühlt unaufhörlichen TWILIGHT Langweilern eine bemerkenswerte Kehrtwendung hinter sich gebracht was seine Filmauswahl betrifft. Zwei Mal war er in David Cronenberg Filmen zu sehen (MAP TO THE STARS, COSMOPOLIS), in Benny und Josh Safdies GOOD TIME nun spielt er einen kaputten Typen, der nach einem Banküberfall eine nicht weniger verbockte Nacht verbringt um seinen geistig zurück gebliebenen Bruder davor zu bewahren in ein Staatsgefängnis überführt zu werden. Für die Kaution braucht er 10’000 Dollar, denn das Beutegeld wurde durch eine Farbpatrone unbrauchbar gemacht.
GOOD TIME ist ein Rausch, ein schräger Film und ein kein schlechter dazu und doch entfernt davon Kult zu werden. Pattinson und Benny Safdies Spiel ist wundervoll, die 35mm Bilder (ja, echter Film!) und der elektronische Score von Oneothrix Point Never tauchen die alptraumhaften Geschehnisse in schmierige Neonfarben und eine Mischung aus Sounddesign und Musik. Das ist somit auch die ungefähre Richtung des Scores von Daniel Lopantin, der dafür in Cannes 2017 den Preis für die beste Filmmusik erhielt.
Veröffentlichung: 10.1.2018 (Ascot Elite)
Gerne wäre ich Mäuschen gewesen, wenn an der Kinokasse nach zwei guten Plätzen für THOR RAGNAROK gefragt wurde. Der Titel ist ein wahrer Zungenbrecher für Kinogänger. Das ändert nichts daran, dass THORs drittes Leinwand Abenteuer zu einem unerwartet vergnüglichen, unterhaltsamen und mit einigen Gags gespickten Film geworden ist, das darf man Regisseur Taika Waititi und den Drehbuchautor ebenso attestieren wie den wahrlich gut aufgelegten Darstellern. Von Mark Ruffalo über Cate Blanchett, die eine tolle Bösewichtin gibt (daneben verglimmt ihre Irina Spalko in INDIANA JONES AND THE CRYSTAL SKULL in Windeseile) bis hin zu Chris Hemsworth. Bei vielen Superheldenfilme der letzten Jahre vergeht einem allzu schnell das Lachen ob der Masse an CGI-Spektakel-Schlägereien und nie enden wollenden Schlachten. Ja, die gibt es auch in RAGNAROK, aber wenn es dazwischen so sympathisch zu und her geht und die Rolle des bad girls gut ausgefüllt ist (im Gegensatz etwa zum fast gleichzeitig erschienen JUSTICE LEAGUE, der an all dem kränkelt was RAGNAROK gut macht), was leider nicht wirklich oft geschieht, wird der Zuschauer sogar mit diesen beinahe zweieinhalb Stunden kurzweilig bedient. Das erinnert an ANT-MAN, dessen Originalität und Leichtigkeit ebenfalls das oft viel zu ernste Marvelunsiversum aufhellte.
Mark Mothersbaugh (RUGRATS, THE LEGO MOVIE) tritt ins Superheldengetümmel ein und ist bereits der dritte Komponist THORs nach Patrick Doyle und Brian Tyler (um den es plötzlich sehr still geworden ist). Allerdings vermag auch Mothersbaugh nicht wirklich etwas Handfestes zu hinterlassen. Lustigerweise schrieb er sein eigenes Thema für THOR (es ist nun das dritte der Serie) und basiert seine Komposition auf einer Mischung aus Orchester und Elementen elektronischer Musik, die hie und da an die 80er erinnern
Veröffentlichung: 29.3.2018 (Disney/Marvel)