Crossfire ist ein film noir, der kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs spielt, eine Zeit in der manch ein G.I. nicht so genau weiss, wo er hingehört. Als ein Mann umgebracht aufgefunden wird, kommt für Captain Finlay bald nur ein US-Soldat als Mörder in Frage und ermittelt im Umfeld einer Gruppe von Soldaten, die zuletzt mit dem Getöteten in einer Bar gesehen wurden. Doch ein Motiv für den Mord gibt es zunächst absolut keines. Seargent Keeley, gespielt von Robert Mitchum, seinerseits und selber unwissend wer hinter dem Mord steckt, versucht zunächst alles um einen möglichen Verdächtigten zu schützen.
Als Edward Dmytryk 1947 Crossfire verfilmte, hatte er, nur 12 Jahre nach seinem Erstling The Hawkbereits die Erfahrung von 20 Filmen aufzweisen. Seine grossen Filme wie The Cainte Mutiny (ein Film mit durchaus Armee kritischen Aussagen), Broken Lanceoder Raintree County folgten in den 50er Jahren.
Der Beginn von Crossfire ist bemerkenswert, vor allem in der ersten Hälfte, wenn Dmytryk die Zeit vor dem Mord in Rückblenden und aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt, hat der Film seine absoluten Stärken. Dem Zuschauer bleibt dabei allerdings nicht verborgen, wer hier der Bösewicht ist, die Charakterzeichnung ist dahingehend ausgeprägt ausgefallen. Da der Mörder die Tat aber jemand anderem in die Schuhe schieben will (er sucht sich dafür das schwächste Glied in der Kette aus), ist dieser Aufbau nachvollziehbar.
In einem Film, in dem es von Antihelden und desillusionierten Rückkehrern nur so wimmelt, ist Mitchums Charakter so etwas wie der good guy, zu dem Captain Finlay schliesslich den entscheidenen Draht aufbauen kann. Interessant übrigens, dass das Gewicht der Charaktere auf mehrere Darsteller verteilt ist und es keinen eigentlichen Star oder Hauptdarsteller gibt.
In stimmungsvollen schwarz-weiss Bildern und mit tollen Darstellern besetzt, besticht der Film durch seine feine Spannung, eine tolle Umsetzung und ein wirklich bemerkenswertes Drehbuch nach einer Novelle von Richard Brooks, der sich später als Regisseur einen grossen Namen machte, u.a. mit Blackboard Jungle, Elmer Gantry, Cat on a Hot Tin Roof und The Professionals.
Für RKO vertonte Webb diverse Filme und amtete als Musical Director, bis das Studio seine Pforten schloss. Roy Webb schrieb für Crossfire eine sparsam eingesetzte Filmmusik, die den film noir mit ihrem geschickten Einsatz und der bedrohlich intensiven Atmosphäre zusätzlich unterstreicht. Dass Webb ein Meister des Genres ist, bewies er zuvor mit Notorious und Farewell My Lovely.
Vielleicht sind es allem in allem knapp 20 bis 25 Minuten Musik, die im Film zu hören sind, verständlich also, dass es den Score bisher es nur als Kurzauszug auf einer Cloud Nine und Rhino CD gibt.
Phil, 15.8.2009
CROSSFIRE (USA 1947) Regie: Edward Dmytryk Darsteller: Robert Ryan, Robert Young, Robert Mitchum, Sam Levene Musik: Roy Webb Verleih: Kinowelt (Impuls)