Der Film beginnt mit dem Gefängnisausbruch Mickeys und zwei Komplizen, bei dem zwei Polizisten ums Leben kommen. Vom Drogen abhängigen Ricky werden Serge und Mickey allerdings verraten und sollen kurzerhand umgelegt werden. Serge wird schwer verletzt und der labile Mickey entschliesst sich, ihn zu dessen Bruder Noël, der mit seiner schönen Frau ein grosses Pferdegestüt führt, zu bringen. Serge stirbt und Mickey will, nachdem er seine kleine Tochter aufgesucht hat, die ihn zurvor nie gesehen hat, von Noël Geld erpressen, den seine kriminelle Vergangenheit, die er längst verdrängt und abgeschlossen hat, wieder einholt.
Es ist doch schon wieder einige Zeit her, dass ich Alain Corneaus Film gesehen hatte, umso erfreulicher, dass Kinowelt in ihrer Arthaus Reihe Le choix des armes erneut (und mit neuem Cover) aufgelegt hat. Der Film hat nichts an seiner Eindrücklichkeit und der wunderbar unterkühlten und gleichzeitig ergreifenden Atmosphäre verloren. Die vorgestellten Charaktere sind alles irgendwie gescheiterte Typen, seien es die Kriminellen, die Polizisten oder das Ehepaar Noël und Nicole Durieux, deren Beziehung nicht mehr die Allerbeste ist und die Noël mit dem Kauf eines Gutes in Irland retten will. Mickey, famos gespielt von Gérard Depardieu, seinerseits ist Zerrissen zwischen seinen Vatergefühlen, seiner aufbrausenden Art und der Kriminalität, in der er gross geworden ist und die er nicht abschütteln kann. Auf der „Gegenseite“ ein übereifriger, aber unerfahrener junger Polizist und dessen Vorgesetzter, der mit allzu viel Ruhe dem Ganzen gegenüber steht und eine scheinbar ebenfalls nicht lupenreine Vergangenheit hat.
Wie schon angesprochen, die Darsteller sind durchwegs hervorragend. Vom desillusionierten wirkenden, die Vergangenheit einholenden Yves Montand über die kühle Catherine Deneuve, Michel Galabrut als Polizeiinspektor und natürlich Dépardieu. Alle agieren in einem Pfuhl aus Antihelden, allen voran Montand, dessen Noël nicht weniger zerrissen ist als Mickey und in welchem er seine eigene Jahre als junger Krimineller wiedererkennt.
Was etwas boulevardesque als „Französischer Gangsterfilm“ umschrieben wird, ist viel mehr. Es ist eine komplexe Charakterstudie aber auch eine nüchterne Darstellung der Lebensumstände in den Vororten der grossen Metroplen Frankreichs. Einer der besten Filme aus la grande nation.
Leider keine Extras auf der DVD ausser einer Fotogalerie. Die Französische Tonspur ist im DD 2.0 Format vorhanden, die (gut synchronisierte) Deutsche in Mono.
Waffen-Musik
Einen grossen Anteil zu Le choix des armes trägt Philippe Sardes Musik bei, eine wunderbare Mischung aus Jazz mit zwei Kontrabässen, gespielt von Ron Carter und Buster Williams, als Angelpunkt und Sinfonik, zwischen Wehmut (die Szene mit Noël und Catherine in Irland zum Beispiel) und falscher Hoffnung hin- und her pendelnd und mit wunderbarer Melodik ausgestattet.
Sarde unternimmt den schwierigen Schritt die Zerrissenheit aber auch die Generationsunterschiede der Protagonisten in seiner Musik wiederzugeben, nicht aber mit platter aufs-Auge-drücken-Mentalität sondern mit feinsten, intelligenten musikalischen Mitteln, manchmal irritierend schön. Eine kontrastierende Melange, ein ineinander Greifen von Intimität und Romantik.
Bei Universal France ist Le choix des armes gekoppelt mit einem weiteren Sarde Score für einen Corneau Film, Fort Saganne, ein unbedingt empfohlenes Album!
Phil, 6.6.2010
LE CHOIX DES ARMES (Wahl der Waffen, F 1981) R: Alain Corneau D: Yves Montand, Gérard Dépardieu, Catherine Deneuve, Pierre Forget, Michel Galabrut u.a. Musik: Philippe Sarde Verleih: Kinowelt / Impuls
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