Unterschiedlicher könnten die Cahill-Brüder nicht sein: Sam (Tobey Maguire), ein rechtschaffener Familienvater und Marine Captain, und der auf die schiefe Bahn geratene Tommy (Jake Gyllenthal). Als Sam in Afghanistan bei einem Hubschrauberabsturz vermeintlich ums Leben kommt, vermag Tommy endlich aus dessen Schatten und dem damit verbundenen Aufmerksamkeitsdefizit zu treten, denn er sieht es als seine Pflicht an, der Schwägerin Grace (Natalie Portman) und den zwei kleinen Nichten Hilfe und moralische Unterstützung zukommen zu lassen. Mit der wachsenden Verantwortung geht eine Wandlung zum Positiven einher, zwischen Grace und Tommy keimen Gefühle, und es kommt sogar zur vorsichtigen Annäherung an seinen Vater (Sam Shepard), der nie einen Hehl daraus machte, dass sein ganzer Stolz Sam gilt.
Sam überlebt indes den Absturz und rettet nebenbei noch einen Kameraden vor dem Ertrinken. Die beiden fallen jedoch Einheimischen in die Hände, die sie zwecks antiamerikanischer Propaganda vor laufender Kamera foltern und Sam letztlich physisch und psychisch soweit in die Mangel genommen haben, dass er das Unfassbare tut. Schwerstens gezeichnet kehrt er nach glücklicher Befreiung in die Heimat zurück, wo er zum paranoiden Psychopathen mutiert und damit seine gesamte Familie ins Verderben zu stürzen droht.
Der irische Regie-Veteran Jim Sheridan (My Left Foot, The Field, In The Name Of The Father) inszenierte dieses Hollywood-Remake des dänischen Filmes Brødre. Da ich das Original nicht kenne, kann ich keinen Vergleich ziehen, es soll sich aber um eine recht werkgetreue Adaption handeln. Zwar sind die meisten Bestandteile dieser Story nicht gerade unverbraucht (das Kain und Abel-Element, der traumatisierte Kriegsheimkehrer, der sich im eigenen Land fremd und unverstanden fühlt), aber Sheridan liefert ein dichtes Drama mit Figuren, um deren Schicksal man sich wirklich sorgt. Dies verdankt er vor allem einer bewundernswerten Besetzung mit der einen oder anderen Schauspielerleistung, die man so nicht erwarten konnte.
Während Gyllenthal solide wie gewohnt den immer selbstsichereren Tommy mit berührender Sensibilität spielt und Sam Shepard die Rolle des vergrämten Vaters souverän meistert, bringt Natalie Portman, oft genug wenig mehr als hübsche Staffage, das Wechselbad der Gefühle, das ihr Charakter durchläuft, recht glaubhaft rüber. Am meisten verblüfft jedoch Tobey Maguire, der das ihm immer noch anhaftende Image des netten Jungen von nebenan gehörig durchbricht und mit seiner vor allem gegen Schluss intensiven Darstellung des völlig ausrastenden Sam ziemlich unter die Haut geht. Das mag vielleicht typisch Hollywood dramaturgisch etwas übertrieben sein, verfehlt seine Wirkung jedoch nicht.
Filmdienlicher Newman
Thomas Newmans Score ist kaum einen Eintrag in die Geschichtsbücher wert. Der karge Musikeinsatz beschränkt sich im Wesentlichen auf verletzliche, kleinmotivische Elemente mit Gewicht auf Gitarre und Klavier, bedrohliche, filmdienliche Klangmuster sowie ein wenig Ethnisch-Perkussives. Nichts davon bleibt auch nur mittelfristig im Ohr hängen, aber das mag bei einem charaktergeprägten Film wie diesem auch nicht erste Priorität gehabt haben.
Die DVD gefällt sowohl bildlich als auch klanglich. Als Extras gibt es neben Trailer zwei kürzere Features: Einen Vergleich zwischen Brødreund Brothers sowie ein Making Of mit Hauptaugenmerk auf Jim Sheridan; bei beiden stehen jedoch keine Untertitel zur Verfügung.
Phil, 13.10.2011
BROTHERS R: Jim Sheridan D: Tobey Maguire, Jake Gyllenhaal Natalie Portman, Sam Shepard u.a. Musik: Thomas Newman Verleih: Ascot Elite
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