Der Terror der Al Kaida hat Europa fest im Griff. Bombenexplosionen in Manchester, London und anderen europäischen Städten fordern Hunderte von Toten. Währenddessen versucht die CIA mit ihrem besten Agenten in Jordanien an die Drahtzieher heranzukommen. Doch er ist nur ein ausführendes Organ, das bekommt er alsbald zu spüren. In Washington hält der Stratege Ed Hoffman alle Fäden in der Hand und spielt zum Verdruss von Ferris nicht immer mit offenen Karten, was vor allem Ferris’ jordanische Kollegen mehr und mehr erbost. So bleibt Ferris nichts anderes übrig als einen gefährlichen Weg zwischen Vertrauen und Unwissenheit zu gehen, der ihm zunehmends zum Verhängnis wird und an seinen Übezeugungen nagt.
Spionagespielchen
Ähnlich wie Spy Game erzählt Ridley Scotts Body of Lies von den zunehmenden moralischen Skrupeln eines Spitzenagenten, aber auch vom Rattenschwanz, der sich den Agenten bietet: Einerseits sind sie politischer Willkür ausgeliefert, andererseits spielen Egos eine schier unüberwindbare Rolle. Und wenn der eine dem anderen nicht traut – nicht trauen kann – dann sind die gestellten Aufgaben, ein immer besser organisiertes Netzwerk zu knacken, kaum zu bewältigen. Im Gegensatz zu Spy Game, der über eine längeren Zeitraum in der Vergangenheit spielt, trimmt Scott seinen Film, der im hier und jetzt stattfindet, vermehrt auf Action. In die Tiefe was persönliche Schicksale angeht, schafft der Film nicht zu blicken. Auch verlässt man Body of Lies nicht ausser Atem oder tief beeindruckt wie das bei anderen Filmen des Regisseurs durchaus ein oder mehrere Male der Fall gewesen ist.
Wiederum famos, das darf man mit Fug und Recht behaupten, spielt Leonardo Di Caprio. Das ist schon sehr beeindruckend wie sich der einstige Titanic-Weichspüler entwickelt hat. Mühelos spielt er hier auch Russel Crowe an die Wand, der erstaunlich schwach und fast unmotiviert den Fädenspinner gibt. Ebenfalls stark: Mark Strong als eloquenter Geheimdienstchef Jordaniens.
Es erstaunt nicht, dass Body of Lies kein grosser Erfolg an den US-Kassen war und auch bei uns hinter den Erwartungen zurückblieb – in Deutschen Landen bekam es der Film zudem mit dem völlig unpassenden Titel Der Mann, der niemals lebte zu tun. Das Thema Terror und Terrorbekämpfung ist nun schon desöfteren durchgekaut worden und gerade die Amis dürften diesbezüglich sowieso nicht allzu gut zu erreichen sein. An sein Vorwerk kommt Ridley Scott auch hier nicht heran, zu oft dümpelt der Film in Durchschnittsunterhaltung, wenn er auch handwerklich, das kann man dem Briten sowieso nicht absprechen, immer zu den Besseren gehört – aber auch hier nicht an seine grossen Zeiten heranreicht.
Streitbar Filmmusikalisches
Marc Streitenfeld, einst als Music Editor tätig, spielt musikalisch seit A Good Year bei Scott die erste Geige und ist hier zum dritten Mal als Komponist tätig. Wobei man deutlich statieren muss: Streitenfeld ist in Body of Lies eher Musikdesigner denn Komponist. Abseits vom Film ist das kaum geniessbar und im Film in erster Linie als synthetische Klangtapete, eingebettet in Ton und Toneffekte, zu erkennen – oder eben nicht zu erkennen. Aber daran litt in letzter Zeit der ein oder andere Scott-Film. Mich würde in diesem Bezug noch interessieren, wieso es nach Matchstick Men zum Bruch (der möglicherweise auch gar keiner war?) zwischen Hans Zimmer und dem Regisseur gekommen ist. Die beiden waren ja doch recht erfolgreich tätig: Gladiator, Hannibal, Thelma & Louise…
Extras: Audiokommentar von Regisseur, Drehbuchautor und Autor; Actionable Intelligence: Eine Videoanalyse mit Crew und Cast Interviews und Blick hinter die Kulissen.
Phil, 3.2.2009
BODY OF LIES R: Ridley Scott D: Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong u.a. Musik: Marc Streitenfeld Verleih: Warner
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