Argo (bluray)

1979 regierte in den USA der Demokrat Jimmy Carter. In den Kinos liefen Filme wie 1941, Alien, Apocalypse Now und Moonraker. Die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein und der Schah von Persien erhielt in den USA Asyl. Dies war der Auslöser für wütende anti-amerikanische Proteste im Iran, die schliesslich zur Stürmung der amerikanischen Botschaft in Teheran führten. Für die gefangen genommenen Botschaftsangestellten begann ein 444 tägiges Martyrium. Sechs US-Bürger schafften es allerdings unbehelligt aus der Botschaft zu entkommen und beim kanadischen Konsul Unterschlupf zu finden.

Es sollte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis die iranischen Revolutionäre das Fehlen der sechs Diplomaten herausfinden würden, was sowohl die sechs Geflüchteten als auch die Kanadier im Iran in tödliche Gefahr bringen würde. Also wurde ein Plan entworfen um die sechs Amerikaner aus dem Land zu schaffen… und Hollywood hätte in der Tat keinen besseren schreiben können. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Ben Afflecks letzte Regiearbeit The Town ist ein ohne Umschweife empfohlenes Krimidrama, umso gespannter durfte man auf Argo sein, notabene nachdem der Film kürzlich mit drei Oscars für den besten Film, Schnitt und Drehbuch ausgezeichnet wurde. Ob Argo wirklich der beste Film der Nominierten gewesen ist, ist schwierig zu sagen, wenn man nicht alle Produktionen gesehen hat. Mich hat er jedenfalls nur in Teilen überzeugen können. Die erste Hälfte war wirklich sehr gelungen. Die Entwicklung mit der verschrobenen Idee, die sechs Flüchtlinge unter der Tarnung eines Filmteams, das im Iran nach Locations für einen (billigen…) Science Fiction Film mit Titel Argo sucht, ausser Landes zu schaffen – auf sowas können eigentlich nur Amerikaner kommen. Oder präziser: Die CIA mit Hilfe von Hollywood!

Insbesondere die Szenen um und im Mekka (pardon the pun!) des Films sind köstlich, auch wenn sie der Ernsthaftigkeit der Lage in einem recht krassen Verhältnis gegenüberstehen. Aber das macht die ganze Angelegenheit durchaus auch reizvoll, wenn auch ein wenig unausgewogen. Argo verliert eigentlich immer dann, wenn Hollywoodklischees Überhand nehmen, so etwa in der langgezogenen Schlusssequenz des Films – Achtung: nicht weiterlesen, wer den Film noch nicht gesehen hat – und insbesondere wenn es das „Filmteam“ in den Flieger (ja, Swissair!) geschafft hat.

Korrigiert wurde im Nachspann, durch einen Off-Kommentar von Jimmy Carter, die Rolle Kanadas, die weitaus grösser als im Film dargestellt war. Aber dazu reichten die 129 Minuten wohl einfach nicht aus – und gerade das ist ein weiterer Schwachpunkt des Films. Er ist zu kurz. Man hat das Gefühl, dass Argo locker 60 Minuten länger hätte dauern können.

Grossartig spielt Alan Arkin als Hollywood’scher Filmproduzent. Ihm hätte ich wirklich einen Oscar für diese wunderbare Darstellung gegönnt. Ben Affleck bleibt sehr zurückhaltend. Passend, sein Charakter ist schliesslich alles andere als ein schiesswütiger und „Frauen verschlingender“ 007/CIA-Mix.

Argos Musik
Ein grosses Fragezeichen setze ich hinter die Musik, insbesondere auch hinter deren Oscarnominierung. Desplat scheint sowas wie ein Abo darauf zu haben, aber für Argo? Seine iranischen/persischen Klänge und Gesänge sind allzu oft verwendetes, übliches Klischee – doch, dass sowas von der Academy gerne gehört wird, wissen wir – also besser nicht darüber aufregen. Einige Male hätte man locker auch einige Passagen, die so unterlegt wurden, ohne Musik belassen können, das hätte dem Realismus, den Affleck mit seinen gründlich recherchierten Bildern erreicht hat, ganz bestimmt gut getan. Als Desplat schliesslich zum grossen, emotionalen und orchestralen Finale ausholt, wirkt das allzu aufgesetzt.

Interessante Dokus über die Zeit der Geiselnahme und die tatsächlichen Geschehnisse der Befreiungsaktion mit Aussagen Beteiligter, bietet die Extrasektion der bluray. Hübsche Idee übrigens zu Beginn des Films das 70er Warner Logo zu verwenden.

Phil, 7.3.2013

ARGO

R: Ben Affleck

D: Ben Affleck, Bryan Cranston, Alan Arkin, John Goodman u.a.

Musik: Alexandre Desplat

Verleih: Warner Home (blu-ray)

 

 

 

 

 

Kommentar hinterlassen

Schreib einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .