
von Phil
TOM HORN (1980) stammt aus der letzten Schaffensphase des viel zu früh verstorbenen Steve McQueen; ein Spätwestern über den berühmt berüchtigten Scout, Pinkerton Detective und Cowboy, der mehr als ein Mal ausserhalb des Gesetzes agierte und dessen Ende unrühmlich und umstritten war.
Den Film umgaben einige Turbulenzen, so schmissen gleich drei Regisseure hin oder wurden geschmissen: der grosse Don Siegel sprang früh ab, Elliot Silverstein und James William Guercio folgten. McQueen wollte die Regie schliesslich selbst übernehmen, doch erlaubte dies die Directors Guild of America nicht und so fand man mit William Wiard einen „offiziellen“ Regisseur, während Steve McQueen inoffiziell Regie führte.
McQueen gibt Horn als manchmal naiven, grimmig-raubeinigen, zielsicheren, unablässigen und gezeichneten Antihelden und „Stock Detective“, der von den mächtigen Rinderbaronen in Wyoming angestellt wird, um den Viehdieben den Garaus zu machen. Alleine seine Präsenz und der ihm vorauseilende Ruf sorgt bei den Klauboys für Angst und Schrecken.
Schliesslich lassen die, die ihn einst ohne Vertrag angeheuert haben, wie einen faulen Apfel fallen. Er wird eines Mordes an einem Kind beschuldigt und vor Gericht gestellt.
Der grossartige John A. Alonzo (CHINATOWN, BLUE THUNDER) sorgte für die ausschweifenden in braun-grau getünchten Bilder, während nebst McQueen Richard Farnsworth, Slim Pickens und in einer Nebenrolle Linda Evans spielen und als Staatsanwalt mit noch kürzerem Auftritt Geoffrey Lewis.
Manchmal ist es speziell: Wüsste man nichts von den Schwierigkeiten, die das Drehbuch und die Dreharbeiten umgaben, man würde dem Film wohl eine besondere, oft beobachtende Erzählweise attestieren. Und vielleicht ist das nebst McQueens stillem, nicht unsympathischen Horn sogar das Salz, das die Suppe doch so geniessbar macht. TOM HORN ist ein besonderer Western, der zur falschen Zeit in die Kinos kam, als das Thema Wild West längst durch war. Der Film floppte wie McQueens andere späten Werke – nicht zurecht allerdings.
Und da wäre noch Ernest Golds dufte Americana-Musik, die erst kürzlich bei Dragon‘s Domain Records zusammen mit GORE VIDAL‘S LINCOLN erschienen ist.
the facts:
Budget nicht bekannt, Einspiel $9 Millionen
Academy Awards: –
Golden Globes: –
BAFTA: –
Phil: 4 (von 5)

05.04.2025