Blog #67: Hähnchen und Softporn

von Phil

Meine erste Anlaufstelle für Filmmusik war in Solothurn Musik Hug, verteilt auf drei Etagen fand man da Musikinstrumente, Noten, LPs und MCs. Mitschweizer wissen wovon ich rede. Leider gibt es den Hug längst nicht mehr. Internetshops und Bestellmöglichkeiten aus dem Ausland machten dem Musikalienhändler, wie vielen anderen, den Garaus.

Nicht, dass die Auswahl besonders üppig gewesen wäre. Filmmusik-Platten, oder was die Angestellten darunter verstanden, gab es zwar viele, aber das was der junge Phil wollte, war Hollywood, Hollywood und… genau, Hollywood. 

Doch da reihte sich Delerues TENDRE POULET an irgendwelche Songs aus ZABRISKIE POINT, Neil Diamonds JONATHAN LIVINGSTON SEAGULL (Lee Holdriges Score wurde aussen vor gelassen), Morricones LA CAGE AUX FOLLES an CABARET. Okay, Francis Lais LOVE STORY deckte Hollywood ab, aber das wollte ich ebenso wenig wie C’ERA UNA VOLTA IL WEST und BILITIS. Genau, wieder Lai. 2001 war logischerweise immer in mindestens dreifacher Ausführung vorhanden, ähnlich geschah dies bei CATS und PHANTOM OF THE OPERA – vielleicht rührt daher meine Aversion bei big fat Musicals. .

Trauma bei der Filmmusik-LP-Suche mit Antonionis Film!

Wenn dann mal ein Goldsmith wie SUPERGIRL reinschneite, frohlockte ich und war mit dem Velo schneller wieder daheim, als es der Bus geschafft hätte. Ich wagte damals einst eine Bestellung, WITNESS von Jarre wollte ich unbedingt haben. Nach einem halben Jahr kam schliesslich bloss eine Musikkassette und kostete ein halbes Teenievermögen. Seien wir ehrlich, ausser „Building the Barn“ war der Score weder Wartezeit noch Preis wert.

Den Zugang zu Delerue und Morricone habe ich freilich, zum Glück, längstens gefunden und nicht bereut, selbst TENDRE POULET findet sich in der Sammlung. Bei Francis Lai und ZABRISKIE POINT verdrehe ich nach wie vor die Augen. Es muss an Dauerbegegnungen beim vifen, hoffnungsfrohen Durchblättern im LP-Regal gelegen haben. 

Aber nicht nur. 

26.03.2025